Der Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Diabetes Typ 2-Patienten, die in der medizinischen Grundversorgung behandelt werden, sollte dringend eine höhere Priorität beigemessen werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die am Weltdiabetestag im European Journal of Preventive Cardiology, einer Zeitschrift der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), veröffentlicht wurde.
Das bemerkenswerteste Ergebnis der vorliegenden Studie war, laut Dr. Manel Mata-Cases, vom Katalanischen Gesundheitsinstitut in Sant Adrià de Besòsdass und Autor der Studie, das die überwiegende Mehrheit der Patienten ( 93 Prozent) ein hohes oder sehr hohes Risiko hatte, innerhalb eines Jahrzehnts tödlich zu erkranken. Die Hälfte der Patienten in der Hochrisikogruppe hatte keine Vorgeschichte von Herzerkrankungen. Das bedeutet, dass sie keine Medikamente zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen erhalten würden.
Soweit den Forschern bekannt ist, veranschaulicht diese Studie mit fast 375.000 Probanden aus einer gut validierten bevölkerungsbezogenen Datenbank zum ersten Mal die Situation im Mittelmeerraum. Traditionell ist das kardiovaskuläre Risiko in der Region geringer als in Mittel- und Nordeuropa oder den USA.
Daher sollten die Ergebnisse dieser Studie Anlass zur Besorgnis und zur Forderung nach Maßnahmen zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Menschen mit Diabetes Typ 2 im Rahmen der medizinischen Grundversorgung geben.
Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Querschnittsstudie, bei der die Datenbank SIDIAP (Information System for the Development of Research in Primary Care) verwendet wurde, die 74 Prozent der Gesamtbevölkerung in Katalonien (Spanien) umfasst.
Die Grundgesamtheit der Studie bestand im Dezember 2016 aus 373.185 Menschen im Alter von 18 Jahren und älter mit der Diagnose Diabetes Typ 2. Das Durchschnittsalter betrug 70 Jahre und 45 Prozent davon waren Frauen. Etwa 72 Prozent hatten hohen Blutdruck, 45 Prozent waren fettleibig, 60 Prozent hatten einen hohen Serumcholesterinspiegel, und 14 Prozent waren aktuell Raucher.
Die Forscher berechneten die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Herzinfarkts oder Schlaganfalls für jeden Teilnehmer innerhalb von 10 Jahren anhand der Kategorien in den ESC-Leitlinien zu Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese drei Kategorien sind: sehr hohes Risiko (über 10 Prozent), hohes Risiko (zwischen 5 Prozent und 10 Prozent) und mäßiges Risiko (unter 5 Prozent).
Um als sehr hohes Risiko eingestuft zu werden, müssen die Patienten eine kardiovaskuläre Erkrankung (beispielsweise ein früherer Herzinfarkt oder Schlaganfall) oder andere gesundheitsgefährdende Erkrankungen wie Nierenschädigung oder mindestens drei kardiovaskuläre Risikofaktoren (höheres Alter, Bluthochdruck, hoher Serumcholesterinspiegel, Rauchen, Fettleibigkeit) entwickelt haben.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer (53 Prozent) hatte ein sehr hohes Risiko für einen tödlichen Verlauf. Diese Beobachtung war bei Männern (55,6 Prozent) häufiger als bei Frauen (50,7 Prozent). Etwa 39,6 Prozent wurden als hohes Risiko eingestuft, und nur 7 Prozent hatten ein mittleres Risiko, innerhalb von 10 Jahren an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben.
Diese Erkenntnisse in der medizinischen Grundversorgung sollten die Umsetzung der ganzheitlichen medizinischen Versorgung vorantreiben. Gesunde Verhaltensweisen sind der Grundpfeiler der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sollten mit der Kontrolle von Blutzucker, Serum-Cholesterin und Blutdruck kombiniert werden.
(Quellen: European Journal of Preventive Cardiology, a journal of the European Society of Cardiology)
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