Studie: Acht Tage intensives Meditieren führen zu einer starken Aktivierung des Immunsystems

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 25. Dezember 2021, Lesezeit: 4 Minuten

Wissenschaftler der Universität von Florida haben in einer Studie herausgefunden, dass acht Tage intensives Meditieren zu einer sehr starken Aktivierung des Immunsystems führt.

Inner Engineering: Yoga und Meditation

Es ist den Forschern zufolge die vermutlich erste umfassende Studie darüber, wie sich Meditation auf die biologischen Prozesse des Menschen auswirkt, die direkt an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind.

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die Praktiken des sogenannten Inner Engineering, bei denen es sich um Meditations- und Yogaprogramme handelt, die das innere Wohlbefinden im Vordergrund stellen.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Die Frage, die sich die Forscher stellten war: Wie genau wirkten sich Meditations- und Yoga-Programme, die auf Inner Engineering ausgerichtet sind, auf den menschlichen Körper aus?

Um das herauszufinden, untersuchten Wissenschaftler der University of Florida die genetischen Profile von 106 Personen vor und nach einem fortgeschrittenen Inner-Engineering-Retreat am Isha Institute of Inner-Sciences in McMinville, Tennessee.

Inner-Engineering-Retreat

Das Retreat wurde streng kontrolliert: Die Teilnehmer schwiegen acht Tage lang, meditierten mehr als 10 Stunden am Tag, aßen vegane Mahlzeiten und hielten sich an einen regelmäßigen Schlafplan.

Die Blutproben der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer wurden fünf bis acht Wochen vor der Durchführung der Meditation-Retreats entnommen, dann kurz vor und nach den Retreats sowie drei Monate später.

Die Genomanalyse ergab, dass mehrere immunbezogene und andere zelluläre Signalwege nach dem Inner-Engineering-Retreat verändert waren.

Besonders auffallend war die erhöhte Aktivität von 220 Genen, die direkt mit der Immunreaktion zusammenhängen, nach der Teilnahme am dem Meditotions-Retreat.

Dazu gehörte auch eine erhöhte Aktivität in 68 Genen, die mit der Interferon-Signalisierung in Verbindung stehen, einem wichtigen Bestandteil der körpereigenen Antiviren- und Anti-Krebs-Reaktion.

Zudem stellten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fest, dass das verbesserte Immunsystem nach dem Retreat in erster Linie auf die Meditation zurückzuführen ist und nicht auf die Ernährung, das Schlafverhalten oder auf geschlechtsspezifische Unterschiede.

Was die Forscher herausgefunden war, dass mehrere Gene, die mit dem Immunsystem zusammenhängen, massiv aktiviert wurden, wenn man die beschriebenen Inner-Engineering-Praktiken durchführt.

Die erhöhte Genaktivität bei den Interferon-Signalgenen war laut den Studienautoren zufolge besonders signifikant.

Interferon-Proteine aktivieren andere Teile des Immunsystems, um Viren abzuwehren. In mehreren Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die Interferon-Signalisierung bei Patientinnen und Patienten mit einer schweren COVID-19-Erkrankung im Ungleichgewicht ist.

Im Wesentlichen nutzt Meditation ein koordiniertes Netzwerk von Kerngenen und Regulatoren, um eine positive Wirkung auf das Immunsystem auszulösen, so die Forscher.

Wie die Forscher berichten, haben die Ergebnisse auch potenzielle Auswirkungen auf eine ganze Reihe von immunbezogenen Erkrankungen wie zum Beispiel COVID-19 und Multiple Sklerose.

Während Meditation die Aktivität in den 68 Interferon-verwandten Genen steigert, haben Patienten mit einer schweren COVID-19-Erkrankung das gegenteilige Problem: einen Mangel an Interferon-Aktivität, der die Virusbekämpfung hemmt.

Als die Forscher der University of Florida die Aktivität der Interferon-Gene bei den Retreat-Teilnehmern und von schwer erkrankten COVID-19-Patienten verglichen, waren die Unterschiede sehr deutlich.

Durch die Meditation wurden 97 Prozent der Interferon-Reaktionsgene aktiviert, verglichen mit 76 Prozent Genaktivierung bei leichten COVID-19-Patienten und 31 Prozent bei schweren COVID-19-Fällen.

Auch bei den Genen, die Entzündungen signalisieren, beobachteten die Forscher den umgekehrten Trend: Bei Patienten mit schwerer COVID-19-Erkrankung waren die Werte der Entzündungsgene signifikant höher als bei leicht erkrankten Patienten, und nach der Meditation gab es keine Veränderung bei den Entzündungsgenen.

Ebenso bewirkte die Meditation eine positive Genaktivität, die mit der konventionellen Interferonbehandlung von Multiple-Sklerose-Patienten vergleichbar war. Insgesamt unterstützen die Ergebnisse die These, dass Meditation zur potenziellen Verbesserung mehrerer Gesundheitszustände beitragen kann, so die Forscher.

Obwohl die Ergebnisse erstaunlich sind, sind die Forscher der Ansicht, dass die positiven Auswirkungen auf die Genaktivität noch weiter untersucht werden sollten, einschließlich einer Wiederholung in einer randomisierten klinischen Studie.

Zudem könnte es auch hilfreich sein, festzustellen, ob ein weniger intensives Meditationsprogramm auf lange Sicht ähnliche positive Auswirkungen auf das Immunsystem haben könnte, so die Forscher.

Quellen

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