Diabetes-Forschung: Kälte wirkt Fettleibigkeit entgegen

Diabetes-Forschung 2024

M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 28. Juni 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Forscher des Joslin Diabetes Center und des Brigham and Women’s Hospital haben einen neuen Weg entdeckt, um Entzündungen im Körper zu bekämpfen, die mit Fettleibigkeit und ihren nachgelagerten Auswirkungen auf die Insυlinresistenz, die Blutzuckerkontrolle und das Diabetesrisiko in Verbindung gebracht werden.

Sie fanden heraus, dass kalte Temperaturen die Freisetzung eines Moleküls stimulieren, das diese Art von Entzündung rückgängig macht und das Körpergewicht von Mäusen reduziert.

Grundstein für neuartige Therapeutika gefunden

Die Studie legt den Grundstein für neuartige Therapeutika, die beim Menschen ähnliche Wirkungen hervorrufen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Kälte sowohl bei Menschen als auch bei Nagetieren die Insυlinsensitivität verbessern und im braunen Fett Lipidmediatoren für Entzündungen erzeugen kann.

Was ist braunes Fett?

Braunes Fett – das sich vom weißen Fett (das überschüssige Energie speichert und zu Bierbauch und Fettpölsterchen führt) dadurch unterscheidet, dass es Lipide und Glukose verbrennt, um Körperwärme zu erzeugen und uns warm zu halten – gilt als „gutes“ Fett. In diesem Sinne steht das braune Fett im Mittelpunkt vieler Forschungen zur Fettleibigkeit, die darauf abzielen, das eine in das andere umzuwandeln, um übermäßiges Körpergewicht und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme zu bekämpfen.

In der neuen Studie fütterten die Wissenschaftler fettleibige Mäuse mit einer typischen westlichen Diät, um sie übergewichtig zu machen. Anschließend setzten sie die Tiere einer kalten Umgebung von etwa 4,4 °C aus und stellten fest, dass ihre Insυlinempfindlichkeit zunahm und sich ihr Glukosestoffwechsel verbesserte.

Auch das Körpergewicht der Tiere verringerte sich im Vergleich zu Kontrollmäusen, die bei neutralen Temperaturen gehalten wurden, und vor allem entdeckten die Wissenschaftler einen deutlichen Rückgang der Entzündungen. Die Untersuchungen ergaben, dass diese Effekte von der Produktion eines natürlich vorkommenden Moleküls namens Maresin 2 abhängen, das vom braunen Fett produziert wird.

Was ist die Funktion von Maresin 2?

Die Wissenschaftler den Joslin Diabetes Center und des Brigham and Women’s Hospital fanden heraus, dass braunes Fett Maresin 2 produziert, das Entzündungen im Körper und in der Leber hemmt. Diese Entdeckung deutet auf eine bisher unerkannte Funktion des braunen Fettgewebes bei der Förderung der Entzündungshemmung bei Fettleibigkeit hin.

Die Entdeckung reiht sich ein in andere interessante Erkenntnisse über das Verhalten von Fett bei unterschiedlichen Temperaturen, wie z. B. eine Studie aus dem Jahr 2020, die zeigt, dass hochintensives Intervalltraining in der Kälte die Fettverbrennung im Vergleich zum Training bei neutralen Temperaturen ankurbeln kann.

Während Maresin 2 selbst im Körper zu schnell abgebaut wird, um direkt in ein Medikament umgewandelt zu werden, suchen die Wissenschaftler nun nach stabileren chemischen Analoga, die zur Bekämpfung der mit Fettleibigkeit verbundenen chronischen Entzündungen eingesetzt werden könnten.

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Fettleibigkeit und das metabolische Syndrom mit chronischen Entzündungen verbunden sind, die zu einer systemischen Insυlinresistenz führen. Die Forscher erklärten, dass die Behandlung von Entzündungen bei Fettleibigkeit vielversprechende Therapien für fettleibigkeitsbedingte Krankheiten bieten könnte.

Quellen

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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Quelle: ZS Verlag

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