Heilpraktiker: Eine kritische Betrachtung

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M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 20. April 2024, Lesezeit: 11 Minuten

Alternative Therapieverfahren erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, und immer mehr Menschen suchen einen Heilpraktiker auf. Doch warum ist das so? Und wie seriös sind diese Gesundheitsdienstleister eigentlich? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte die Homöopathie am liebsten als Kassenleistung streichen. Lauterbach argumentiert, dass Leistungen ohne medizinisch nachgewiesenen Nutzen nicht durch Beiträge finanziert werden sollten.

Warum gehen Menschen zum Heilpraktiker?

Der ganzheitliche Ansatz ist einer der Hauptgründe, warum Menschen einen Heilpraktiker aufsuchen. Die Idee, nicht nur einzelne Symptome zu behandeln, sondern den Menschen als Ganzes zu betrachten und auf alternative Heilmethoden sowie die Selbstheilungskräfte des Körpers zu setzen, klingt verlockend. Zudem nehmen sich Heilpraktiker im Vergleich zu Ärzten mehr Zeit für ihre Patienten. Während ein Arzt in Deutschland durchschnittlich nur acht Minuten pro Patient zur Verfügung hat, dauert das Erstgespräch beim Heilpraktiker, die sogenannte Anamnese, rund eine Stunde. Diese ausführliche Befassung mit dem Patienten trägt sicherlich zur Popularität alternativer Heilmethoden bei.

Ein weiterer Grund für den Boom der Naturheilkunde ist die Zunahme chronischer Schmerzerkrankungen. Da deren Ursachen oft unklar sind und die Beschwerden schwer zu behandeln sein können, suchen viele Menschen die Hilfe von Heilpraktikern.

Was ist im Heilpraktikergesetz geregelt?

Das Heilpraktikergesetz aus dem Jahr 1939 regelt die Ausübung der Heilkunde durch Heilpraktiker, die weder Ärzte noch Psychotherapeuten sind. Um als Heilpraktiker tätig zu sein, müssen sie medizinische Grundlagen von Anatomie über Neurologie bis hin zur Biochemie kennen. Eine fundierte Heilpraktiker-Ausbildung kann rund drei Jahre dauern. Allerdings gibt es auch unseriöse „Heiler“, die lediglich einen Crashkurs absolviert haben. Die gesetzlichen Vorgaben für die Ausbildung sind leider sehr lax.

Was ist Heilpraktikern erlaubt?

Studie: Wirkung von Akupunktur bei Karpaltunnelsyndrom
Foto: Unsplash

Heilpraktikern stehen bei der Behandlung ihrer Patienten umfangreiche Rechte zur Verfügung. Sie dürfen einige IGEL-Leistungen anbieten oder Verfahren der Naturheilkunde oder der Alternativmedizin anwenden, wie zum Beispiel Akupunktur, Schröpfen, Bioresonanztherapie, Aromatherapie, Phytotherapie und Homöopathie. Sie können eine Praxis gründen, Injektionen und Infusionen verabreichen, offene Wunden behandeln, Aderlasse durchführen und sogar Krebs behandeln.

Was ist Heilpraktikern verboten?

Es gibt jedoch auch Einschränkungen für Heilpraktiker. Ihnen ist es beispielsweise untersagt, meldepflichtige Infektionskrankheiten zu behandeln, Medikamente selbst herzustellen oder rezeptpflichtige Medikamente zu verordnen. Sie dürfen keine zahnärztlichen Tätigkeiten ausüben, keine Geburtshilfe leisten, keine Blutabnahmen und Untersuchungen bei Straftaten vornehmen und keinen Tod eines Menschen feststellen. Röntgenuntersuchungen dürfen ebenfalls nicht von Heilpraktikern durchgeführt werden.

Gibt es schwarze Schafe in der Branche?

Leider gibt es unter den Heilpraktikern immer wieder schwarze Schafe, die dem Ruf der gesamten Branche schaden. Ein besonders erschreckendes Beispiel ist ein Heilpraktiker in Nordrhein-Westfalen, der im Sommer 2016 Krebspatienten mit einem nicht zugelassenen Wirkstoff behandelte. Drei der Patienten verstarben. Der Heilpraktiker wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, allerdings nur zu einer Bewährungsstrafe. Solche Fälle zeigen, dass die Naturheilkunde nicht immer harmlos ist und dass es dringend notwendig ist, die Seriosität der Heilpraktiker zu überprüfen.

Wie erkennt man einen seriösen Heilpraktiker?

Um einen seriösen Heilpraktiker zu finden, sollten Patienten einige Punkte beachten.

Ausbildung und Qualifikation

Informieren Sie sich über die Ausbildung des Heilpraktikers. Hat er eine fundierte Ausbildung absolviert oder nur einen Crashkurs? Achten Sie auf Zertifikate und Qualifikationen.

Erfahrung und Reputation

Recherchieren Sie nach Erfahrungsberichten und Bewertungen anderer Patienten. Ein seriöser Heilpraktiker sollte eine gute Reputation haben und positive Erfahrungen vorweisen können.

Transparenz

Ein seriöser Heilpraktiker sollte transparent sein und Ihnen alle Informationen über seine Behandlungsmethoden, Risiken und Erfolgsaussichten offenlegen.

Zusammenarbeit mit Ärzten

Ein seriöser Heilpraktiker sollte bereit sein, mit Ärzten zusammenzuarbeiten und eine ganzheitliche Behandlung zu ermöglichen.

Vertrauen und Bauchgefühl

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Wenn Sie sich bei einem Heilpraktiker unwohl fühlen oder Zweifel haben, sollten Sie sich nach einer anderen Option umsehen.

Was kostet eine Behandlung beim Heilpraktiker?

Die Kosten für eine Behandlung beim Heilpraktiker können je nach Region, Art der Behandlung und individuellen Vereinbarungen variieren. Es gibt keine festgelegten Preise, da Heilpraktiker in der Regel ihre eigenen Honorare festlegen können.

In der Regel liegt der Stundensatz eines Heilpraktikers zwischen 60 und 150 Euro. Die genauen Kosten hängen jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Dauer der Behandlung, der Komplexität des Falls und der angewandten Therapiemethoden.

Sind die Kosten für eine Behandlung beim Heilpraktiker von der Krankenkasse erstattungsfähig?

Die Kosten für eine Behandlung beim Heilpraktiker werden in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Es gibt jedoch private Krankenversicherungen oder Zusatzversicherungen, die alternative Heilmethoden abdecken. Es ist ratsam, sich vorab bei der eigenen Krankenversicherung zu informieren, ob und in welchem Umfang die Kosten für eine Behandlung beim Heilpraktiker erstattet werden können. In einigen Fällen kann auch eine steuerliche Absetzbarkeit der Kosten möglich sein. Hierzu sollten Sie sich an einen Steuerberater oder das Finanzamt wenden.

Wie lange dauert eine Behandlung beim Heilpraktiker?

Die Dauer einer Behandlung beim Heilpraktiker kann je nach Beschwerden und Therapieansatz variieren. In der Regel dauert das Erstgespräch, die Anamnese, etwa eine Stunde. Hierbei werden die individuellen Beschwerden und die Krankheitsgeschichte des Patienten ausführlich besprochen. Auf Basis dieser Informationen erstellt der Heilpraktiker einen individuellen Behandlungsplan. Die folgenden Behandlungstermine können dann je nach Therapieform zwischen 30 Minuten und einer Stunde dauern. Die Gesamtdauer der Behandlung hängt von der Art und dem Verlauf der Beschwerden ab. Es ist wichtig, dass Sie sich für die Behandlung genügend Zeit nehmen und sich auf die individuellen Bedürfnisse und den Behandlungsplan des Heilpraktikers einlassen.

Wie verläuft die Ausbildung zum Heilpraktiker?

Die Ausbildung zum Heilpraktiker ist ein wichtiger Schritt für diejenigen, die in diesem Bereich tätig werden möchten. Es gibt verschiedene Wege, um die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erlangen. Hier ist ein Überblick über den typischen Ausbildungsweg zum Heilpraktiker:

Schulische Ausbildung

Es gibt spezielle Schulen, die eine Ausbildung zum Heilpraktiker anbieten. Diese Schulen vermitteln in der Regel in einem mehrjährigen Kurs das notwendige medizinische Wissen. Der Unterricht umfasst Themen wie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pharmakologie und Diagnoseverfahren. Nach Abschluss der Ausbildung legen die Schüler eine staatliche Prüfung ab, um ihre Qualifikation als Heilpraktiker zu erhalten.

Fernstudium

Eine weitere Möglichkeit ist ein Fernstudium zum Heilpraktiker. Dabei erhalten die Studierenden Lehrmaterialien, die sie selbstständig durcharbeiten. Es gibt auch Online-Kurse und Webinare, die den Lernprozess unterstützen. Nach Abschluss des Fernstudiums müssen die Studierenden ebenfalls eine staatliche Prüfung ablegen.

Selbststudium

Einige Menschen entscheiden sich dafür, sich selbstständig auf die Heilpraktikerprüfung vorzubereiten. Sie nutzen Bücher, Online-Ressourcen und andere Materialien, um sich das notwendige Wissen anzueignen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Prüfung sehr anspruchsvoll ist und eine gründliche Vorbereitung erfordert.

Gesetzliche Anforderungen

Unabhängig von der gewählten Ausbildungsmethode ist es wichtig, dass angehende Heilpraktiker die gesetzlichen Anforderungen und Vorgaben kennen. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Heilpraktikergesetz und den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Ausübung des Berufs.

Es ist auch zu beachten, dass die Ausbildung zum Heilpraktiker in Deutschland nicht staatlich geregelt ist. Das bedeutet, dass es keine einheitlichen Standards gibt und die Qualität der Ausbildung von Schule zu Schule variieren kann. Es ist daher ratsam, eine renommierte Schule oder ein anerkanntes Fernstudium zu wählen, um sicherzustellen, dass die Ausbildung fundiert und qualitativ hochwertig ist.

Nach Abschluss der Ausbildung und Bestehen der staatlichen Prüfung können Heilpraktiker ihre eigene Praxis eröffnen oder in bestehenden Praxen oder Kliniken arbeiten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Heilpraktiker keine medizinischen Diagnosen stellen dürfen und keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen dürfen. Sie arbeiten in der Regel eng mit Ärzten zusammen und ergänzen deren Behandlungen mit alternativen Therapieverfahren.

Die Ausbildung zum Heilpraktiker ist eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Es erfordert ein fundiertes medizinisches Wissen, eine hohe ethische Verantwortung und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzubilden. Nur so können Heilpraktiker ihren Patienten eine qualitativ hochwertige und sichere Behandlung bieten.

Wie werden Heilpraktiker geprüft?

Ihre Prüfung legen angehende Heilpraktiker bei den örtlichen Gesundheitsämtern ab, sie besteht nur aus einem Multiple-Choice-Test aus 60 Fragen und einer einstündigen, mündlichen Befragung beim Amtsarzt. Die Prüfung für angehende Heilpraktiker ist ein wichtiger Schritt, um die erforderliche Qualifikation für die Ausübung des Berufs zu erlangen. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen: dem schriftlichen und dem mündlich-praktischen Teil. Hier ist ein Überblick über den Prüfungsablauf:

Schriftlicher Teil

Der schriftliche Teil der Prüfung besteht aus Multiple-Choice-Fragen, die das medizinische Wissen und Verständnis der Kandidaten testen. Die Fragen umfassen Themen wie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pharmakologie und Diagnoseverfahren. Die Kandidaten haben in der Regel eine begrenzte Zeit, um die Fragen zu beantworten. Der schriftliche Teil der Prüfung wird zentral von den Gesundheitsämtern durchgeführt.

Mündlich-praktischer Teil

Nach erfolgreichem Bestehen des schriftlichen Teils folgt der mündlich-praktische Teil der Prüfung. Dieser Teil findet in der Regel vor einer Prüfungskommission statt, die aus erfahrenen Heilpraktikern und medizinischen Experten besteht. Die Kandidaten müssen ihr medizinisches Wissen demonstrieren und praktische Fähigkeiten wie die klinische Untersuchung beherrschen. Sie können auch Fallbeispiele präsentieren und ihre diagnostischen und therapeutischen Ansätze erläutern.

Während des mündlich-praktischen Teils haben die Kandidaten die Möglichkeit, ihr Fachwissen und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie müssen in der Lage sein, medizinische Zusammenhänge zu erklären, Diagnosen zu stellen und geeignete Therapieoptionen vorzuschlagen. Die Prüfungskommission bewertet die Kandidaten anhand ihrer fachlichen Kompetenz, ihres Verständnisses der medizinischen Grundlagen und ihrer praktischen Fähigkeiten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Prüfung für Heilpraktiker in Deutschland anspruchsvoll ist und eine gründliche Vorbereitung erfordert. Es wird empfohlen, eine fundierte Ausbildung zu absolvieren und sich intensiv auf die Prüfung vorzubereiten, um die besten Chancen auf Erfolg zu haben.

Die Prüfung zum Heilpraktiker ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass diejenigen, die den Beruf ausüben möchten, über das erforderliche medizinische Wissen und die Fähigkeiten verfügen. Durch die Prüfung wird sichergestellt, dass Heilpraktiker verantwortungsbewusst und sicher arbeiten und ihren Patienten qualitativ hochwertige Behandlungen bieten können.

Gibt es Kritik an der Heilpraktiker-Ausbildung?

Ja, es gibt Kritik an der Heilpraktiker-Ausbildung. Einige Kritiker argumentieren, dass die Ausbildung zum Heilpraktiker nicht ausreichend ist, um die erforderlichen medizinischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Sie behaupten, dass die Ausbildung nicht standardisiert ist und dass die Qualität der Ausbildung von Schule zu Schule stark variieren kann. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Heilpraktiker in Deutschland eine breite Palette von Therapieverfahren anbieten dürfen, auch solche, die wissenschaftlich nicht ausreichend belegt sind. Dies führt zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit einiger alternativer Behandlungsmethoden.

Es gibt auch Stimmen, die eine stärkere Regulierung und Überwachung des Berufs fordern. Einige argumentieren, dass die Anforderungen für die Zulassung zum Heilpraktiker zu niedrig sind und dass es zu leicht ist, die Prüfung zu bestehen. Sie schlagen vor, dass die Ausbildung und Prüfung anspruchsvoller sein sollten, um sicherzustellen, dass Heilpraktiker über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um ihre Patienten angemessen zu behandeln.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Kritik an der Heilpraktiker-Ausbildung kontrovers diskutiert wird. Es gibt auch viele Befürworter, die argumentieren, dass Heilpraktiker eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin darstellen und dass ihre ganzheitliche Herangehensweise an die Gesundheit viele Menschen anspricht.

Fazit

Die Popularität von Heilpraktikern und alternativen Heilmethoden ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Der ganzheitliche Ansatz und die ausführliche Betreuung sprechen viele Menschen an. Allerdings gibt es auch Risiken und schwarze Schafe in der Branche, die die Seriosität der Naturheilkunde in Frage stellen. Es ist daher wichtig, bei der Wahl eines Heilpraktikers kritisch zu sein und auf Ausbildung, Erfahrung, Reputation und Transparenz zu achten. Nur so kann man sicherstellen, dass man in guten Händen ist und die bestmögliche Behandlung erhält.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Vorsicht Heilpraktiker: Eine kritische Analyse | SpringerLink, 2023.
  2. Psychotherapie bei Heilpraktikern: „Eine Anmaßung von Kompetenzen“ | tagesschau.de, 2022.
  3. Eine Branche auf dem Prüfstand, DLF 2020.

 

ddp


⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

 

 

Eine Studie zeigt, dass körperlich anstrengende Arbeit mit einer höheren Fruchtbarkeit des Mannes verbunden ist. Laut einer neuen Studie des Brigham and Women's Hospital, einem Gründungsmitglied des Mass General Brigham-Gesundheitssystems, haben Männer, die bei der Arbeit häufig schwere Gegenstände heben, eine höhere Spermienzahl. Die Studie, die in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde, ist Teil der Kohorte Environment and Reproductive Health (EARTH), einer klinischen Studie, die untersuchen soll, wie sich die Belastung durch Umweltchemikalien und die Wahl des Lebensstils auf die reproduktive Gesundheit auswirken. Nur wenige Studien haben untersucht, wie berufliche Faktoren zu diesen Vorteilen beitragen können, so die Wissenschaftler. Diesen neuen Erkenntnissen zufolge kann körperliche Aktivität am Arbeitsplatz auch mit einer deutlichen Verbesserung des Fortpflanzungspotenzials von Männern verbunden sein. Unfruchtbarkeit ist ein wachsendes Problem, das durch ein breites Spektrum komplizierter Faktoren verursacht werden kann. Dennoch sind etwa vierzig Prozent der Unfruchtbarkeitsfälle auf männliche Faktoren wie Spermienzahl, Spermienqualität und Sexualfunktion zurückzuführen. Vor allem die Spermienzahl und -qualität gelten als Hauptursache für die steigenden Unfruchtbarkeitsraten bei Männern. Eine frühere Analyse unter Leitung des EARTH-Studienteams ergab, dass die Spermienzahl und -qualität bei Männern, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung in Anspruch nehmen, zwischen 2000 und 2017 um bis zu 42 % zurückgegangen ist. "Darüber hinaus gibt es immer mehr Belege dafür, dass männliche Unfruchtbarkeit mit häufigen chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen zusammenhängt", sagte Lidia Mnguez-Alarcón, Reproduktions-Epidemiologin an der Brigham's Channing Division of Network Medicine und Co-Investigatorin der EARTH-Studie. Die EARTH-Studie ist eine Zusammenarbeit zwischen der Harvard T. Chan School of Public Health und dem Brigham and Women's Hospital zur Untersuchung der Auswirkungen von Lebensstil und Umweltfaktoren auf die Fruchtbarkeit. Im Rahmen der EARTH-Studie wurden Proben und Umfragedaten von mehr als 1 500 Männern und Frauen gesammelt; die aktuelle Studie konzentrierte sich auf eine Untergruppe dieser Teilnehmer, nämlich 377 männliche Partner von Paaren, die sich in einem Fertilitätszentrum behandeln lassen wollten. Die Forscher fanden heraus, dass Männer, die angaben, bei ihrer Arbeit häufig schwere Gegenstände zu heben oder zu bewegen, eine um 46 % höhere Spermienkonzentration und eine um 44 % höhere Gesamtspermienzahl aufwiesen als Männer mit körperlich weniger anstrengenden Tätigkeiten. Zusätzlich zu den höheren Spiegeln des männlichen Sexualhormons Osteron wiesen Männer, die über mehr körperliche Aktivität am Arbeitsplatz berichteten, auch höhere Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen auf. Laut Mnguez-Alarcón sind im Gegensatz zu dem, was einige vielleicht noch aus dem Biologieunterricht in Erinnerung haben, "männliche" und "weibliche" Hormone bei beiden Geschlechtern vorhanden, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. In diesem Fall vermuten die Wissenschaftler, dass überschüssiges Osteron in Östrogen umgewandelt wird, ein bekannter Mechanismus zur Aufrechterhaltung eines normalen Spiegels beider Hormone im Körper. Während die aktuelle Studie einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Fruchtbarkeit bei Männern, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, feststellte, bedarf es weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob diese Ergebnisse auf Männer in der Allgemeinbevölkerung übertragbar sind oder nicht. Außerdem hoffen die Forscher, dass künftige Untersuchungen die biologischen Mechanismen aufdecken werden, die dabei eine Rolle spielen. Die reproduktive Gesundheit ist an sich schon wichtig, aber es gibt immer mehr Belege dafür, dass die männliche Unfruchtbarkeit Licht auf allgemeinere Gesundheitsprobleme werfen kann, wie etwa die häufigsten chronischen Krankheiten. Die Entdeckung von Maßnahmen, die Menschen ergreifen können, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern, kommt nicht nur Paaren zugute, die versuchen, schwanger zu werden, sondern uns allen.

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