Alzheimer-Test: Wie kann man sich auf die neurodegenerative Erkrankung Alzheimer testen lassen? Kann man im Blut Alzheimer feststellen? An der Universität Göteborg, Schweden, wurde ein neuer Blut-Test für Alzheimer entwickelt. Die Methodik basiert auf der Messung einer speziellen Variante des Tau-Proteins in einer herkömmlichen Blutprobe. Damit lässt sich der Test relativ einfach und kostengünstig durchführen.
Die Forschungsarbeiten zur Entwicklung des Alzheimer-Tests wurden von Henrik Zetterberg, Professor für Neurochemie und Kaj Blennow, Professor für Klinische Neurochemie, an der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg geleitet. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift The Lancet Neurology veröffentlicht.
Die neurodegenerative Erkrankung Alzheimer, ist durch zwei pathologische Veränderungen im Nervenzellgewebe gekennzeichnet. Eine davon ist die Bildung von extrazellulären Klumpen des Proteins Beta-Amyloid. Die zweite Veränderung sind Neurofibrillen, die aus dem Tau-Protein bestehen und durch einen biochemischen Prozess, der als Phosphorylierung bezeichnet wird, in winzigen Läsionen (neurofibrilläre Verwachsungen) in den Gehirn-Neuronen zusammengeklebt sind.
Die entwickelte Methodik basiert auf der Messung von phosphoryliertem Tau – insbesondere der P-tau181-Variante – in herkömmlichen Blutproben, die mit einer ultrasensitiven Methodik durchgeführt wird, die als Single Molecule Array (Simoa) bekannt ist. Mit Simoa können deutlich geringere Mengen von Protein-Biomarkern gemessen werden als mit anderen Analyse-Methoden.
Die Konzentration von Plasma P-tau181 ist bereits seit längerem durch die Untersuchung von Liquor messbar, in dem es in wesentlich höheren Konzentrationen als in Blutproben vorkommt. Seit einigen Jahren ist es auch möglich, Neurofibrillen mit Hilfe einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nachzuweisen.
Liquoruntersuchungen sind jedoch in der Primärversorgung schwierig durchzuführen, und die hohen Kosten von PET-Scans (Positronen-Emissions-Tomographie) schränken deren Einsatz dieser Methode ein. Die Möglichkeit, die Tau-Pathologie durch gewöhnliche Blutuntersuchungen festzustellen, dürfte demnach von großem Wert sein.
Die vorliegenden Studienergebnisse zeigen, dass der P-tau181-Spiegel bei Alzheimer stark erhöht ist. Dies gilt auch für das Frühstadium von Alzheimer. Dieser erhöhte Wert wurde jedoch nur bei den Patienten gefunden, die auch Amyloid-Plaques hatten, wie die PET-Kamera zeigte.
Der Anteil an spezifischem P-tau181 im Blutplasma korrespondierte ebenfalls sehr gut mit dem mit der PET-Technik registrierten „Tau-tangles“ im Gehirn. Der Bluttest identifizierte auch Menschen, die bereits früh im Verlauf der Krankheit Plaques hatten, bei denen die PET-Technik jedoch keine erhöhten Tau-Werte feststellte.
Der Bluttest ergab eine sehr gute Eignung zur Unterscheidung von Alzheimer gegenüber anderen Hirnerkrankungen, wie der frontotemporalen Demenz (FTD) und Parkinson, bei denen die Blutwerte von P-tau181 vollkommen normal war.
Der an der Universität Göteborg, Schweden, entwickelte Blut-Test zur Erkennung von Alzheimer liefert ähnliche Ergebnisse wie der Bluttest, eines amerikanischen Pharmaunternehmen, dessen Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurden.
Die Forscher sind der Ansicht, dass der P-tau181-Spiegel im Blutplasma ein sehr wichtiger Marker sein könnte, um die Wirksamkeit von neuen Medikamenten gegen Alzheimer, einer neurodegenerativen Erkrankung, die durch fortschreitende Demenz gekennzeichnet ist, zu belegen und zu überwachen.
(Quelle: Universität Göteborg / The Lancet Neurology)
Weiterführende Quellen:/Studien:
- Plasma P-tau181 bei der Alzheimer: Beziehung zu anderen Biomarkern, Differentialdiagnose, Neuropathologie und longitudinale Progression zur Alzheimer-Demenz; Nature Medicine
- Diagnostischer Wert von plasma-phosphoryliertem Tau181 bei der Alzheimer und der frontotemporalen Lobar-Degeneration; Nature Medicine
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