Studie: Psychosen lassen sich mit nur drei Schlüsselfaktoren vorhersagen

Psychische Gesundheit

Torsten Lorenz, aktualisiert am 10. Januar 2023, Lesezeit: 3 Minuten

Depressionen, Angstzustände, Bulimie: Die Ursachen psychiatrischer Störungen (Psychosen) sind bislang weitgehend unbekannt.

Forscher der McGill University haben nun herausgefunden, dass ein breites Spektrum früh auftretender psychiatrischer Probleme (von Depressionen, Angstzuständen und Süchten bis hin zu Legasthenie, Bulimie und ADHS) größtenteils auf die Kombination von nur drei Faktoren zurückzuführen sein könnte.

Die biologische und soziale Komponente

Die erste Ursache ist biologischer Natur – in Form individueller Schwankungen im Dopamin-Belohnungsweg des Gehirns. Die zweite Komponente ist sozialer Natur und weist auf die wichtige Rolle von Vernachlässigung oder Missbrauch in der frühen Kindheit hin.

Die dritte Ursache ist psychologischer Natur und hängt mit dem Temperament zusammen, insbesondere mit der Tendenz zu Impulsivität und der Schwierigkeit, Gefühle zu kontrollieren.

Kleine Anzahl biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren

Aus diesen Erkenntnissen lassen sich sowohl die Ursachen zahlreicher psychiatrischer Störungen als auch die Besonderheiten ableiten, die bei der Frühförderung zu berücksichtigen sind.

Bis vor kurzem ging man davon aus, dass psychiatrische Störungen eigenständige Krankheitsentitäten mit jeweils eigenen Ursachen darstellen, erklärt Marco Leyton, Hauptautor der Studie und Professor an der psychiatrischen Abteilung von der McGill University.

Die vorliegenden Forschungsergebnisse widerlegen nach Meinung von Leyton diese Vorstellung und legen stattdessen nahe, dass die meisten früh auftretenden Störungen weitgehend auf unterschiedliche Ausprägungen einer kleinen Anzahl biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren zurückzuführen sind.

Schlüsselfaktoren: Temperament, Trauma und Dopamin

Aus früheren Forschungsarbeiten ist bekannt, dass jeder der drei Faktoren für sich genommen zumindest geringfügige Auswirkungen auf die Entwicklung von psychiatrischen Störungen hat.

Im Vergleich dazu hatten die Autoren dieser neuen Studie zum ersten Mal die Möglichkeit, alle drei Faktoren gemeinsam zu untersuchen. Bei 52 jungen Menschen (30 Frauen und 22 Männer), die seit ihrer Geburt von Jean Séguin (Université de Montréal) und Michel Boivin (Université Laval) beobachtet wurden, wurden bildgebende Untersuchungen des Gehirns durchgeführt, bei denen Merkmale der Dopamin-Belohnungsbahn gemessen wurden.

  • Diese Merkmale des Gehirns wurden dann mit Informationen über ihre Persönlichkeitsmerkmale und ihre frühere Lebensgeschichte kombiniert.

Diese Kombination von nur drei Faktoren sagte mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent voraus, welche Probanden entweder in der Vergangenheit oder während der dreijährigen Nachbeobachtungszeit der Studie psychische Probleme hatten.

  • Die Ergebnisse der Studie wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology veröffentlicht.

Quellen

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Psychosen erkennen und behandeln

Quelle: YouTube/Psychiatrische Klinik Lüneburg

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