Risikoreduzierende Mastektomie kann Sterberisiko bei Brustkrebs senken

Frauengesundheit, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Krankheiten und Krankheitsbilder, Krebsforschung 2024

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 18. Februar 2024, Lesezeit: 8 Minuten

Eine neue Studie, durchgeführt von Professor Kelly Metcalfe von der Lawrence Bloomberg Faculty of Nursing in Zusammenarbeit mit Forschern der Familial Breast Cancer Research Unit am Women’s College Hospital, hat gezeigt, dass risikoreduzierende Mastektomien (RRM) bei Frauen mit einer BRCA1- oder BRCA2-Genvariante das Risiko einer Brustkrebsdiagnose signifikant verringern und die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalls senken können.

Die Bedeutung der risikoreduzierenden Mastektomie

Diese Studie, veröffentlicht im renommierten British Journal of Cancer, wirft ein neues Licht auf die Wirksamkeit von RRM als präventive Maßnahme für Frauen mit einem hohen Risiko für Brustkrebs. Brustkrebs ist eine weit verbreitete und potenziell lebensbedrohliche Krankheit, die Millionen von Frauen weltweit betrifft. Frauen, die eine erbliche BRCA1- oder BRCA2-Variante haben, haben ein 80-prozentiges Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Die Entscheidung, sich einer risikoreduzierenden Mastektomie zu unterziehen, ist für viele Frauen schwierig, da sie die Entfernung einer oder beider Brüste zur Reduzierung des Krebsrisikos beinhaltet. Studien haben jedoch gezeigt, dass RRM das Risiko von Brustkrebs um beeindruckende 90 Prozent reduzieren kann.

In Kanada entscheiden sich 30 Prozent der Frauen mit einer pathogenen Variante für eine risikoreduzierende Mastektomie, da sie erkannt haben, dass es sich um eine der effektivsten Möglichkeiten handelt, Brustkrebs bei Personen mit diesem genetischen Profil zu verhindern. Indem sie Frauen evidenzbasierte Informationen über die mit RRM verbundenen Vorteile und Risiken zur Verfügung stellen, können Ärzte ihnen helfen, informierte Entscheidungen über ihre Behandlung zu treffen.

Die Methodik und Ergebnisse der Studie

Um den Einfluss der risikoreduzierenden Mastektomie auf die Sterblichkeitsrate zu untersuchen, führte Professor Kelly Metcalfe und ihr Team eine pseudo-randomisierte Studie mit über 1600 Teilnehmern aus neun verschiedenen Ländern durch. Diese Teilnehmerinnen waren registrierte Frauen mit einer pathogenen BRCA1/2-Variante. Die Studie erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Jahren, wobei die Hälfte der Frauen eine risikoreduzierende Mastektomie durchführte und die andere Hälfte als Kontrollgruppe diente.

Am Ende der Studie beobachteten die Forscher, dass die Gruppe von Frauen, die sich für eine risikoreduzierende Mastektomie entschieden hatten, 20 Brustkrebsfälle und zwei Todesfälle verzeichnete, während die Kontrollgruppe 100 Brustkrebsfälle und sieben Todesfälle hatte. Dieser signifikante Unterschied in den Ergebnissen unterstreicht die Wirksamkeit der RRM bei der Reduzierung des Risikos von Brustkrebs. Speziell reduzierte die RRM das Risiko von Brustkrebs um 80 Prozent, und die Wahrscheinlichkeit, 15 Jahre nach der Operation an Brustkrebs zu sterben, war weniger als ein Prozent.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Studie keinen signifikanten Unterschied in den Todesfällen zwischen den beiden Gruppen fand, die Forscher betonen jedoch, dass die risikoreduzierende Mastektomie das Risiko, jemals an Brustkrebs zu erkranken, signifikant reduziert. Die langfristige Nachbeobachtung der Teilnehmerinnen in dieser Studie und zukünftige Forschungen werden weitere Belege liefern, um das tatsächliche Sterblichkeitsrisiko, das mit RRM verbunden ist, zu bewerten und möglicherweise die Leitlinien für die Prävention und Behandlung von Brustkrebs zu beeinflussen.

Professorin Kelly Metcalfe, eine leitende Wissenschaftlerin am Women’s College Research Institute, unterstreicht die Bedeutung, Frauen umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen, wenn sie Entscheidungen über die risikoreduzierende Mastektomie treffen. Sie erklärt: „Die Entscheidung für eine risikoreduzierende Mastektomie ist oft schwierig für eine Frau zu treffen, und je mehr Belege wir ihnen zur Verfügung stellen können, wenn sie diese Entscheidung treffen, desto informierter wird ihr Behandlungsplan sein.“

Metcalfe betont auch die Notwendigkeit von laufenden Studien, um die Entwicklung und Risikofaktoren von Frauen nach einer RRM zu beurteilen. Mit Fortschritten im Brustkrebs-Screening, einschließlich der Brust-MRT, wird die Operation derzeit als Option und nicht als Empfehlung angeboten. Weitere Forschungen werden jedoch bestimmen, ob diese Richtlinien in Zukunft überarbeitet werden müssen.

Fazit

Die von Professorin Kelly Metcalfe und ihrem Team durchgeführte Studie liefert wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit der risikoreduzierenden Mastektomie bei der Senkung des Risikos von Brustkrebs und der Reduzierung der Sterblichkeitsraten bei Frauen mit einer genetischen BRCA1- oder BRCA2-Variante. Diese Forschung verstärkt die Bedeutung von evidenzbasierten Entscheidungen im Gesundheitswesen und hebt die potenziellen Vorteile der RRM als präventive Maßnahme für Hochrisikopersonen hervor.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Was ist eine risikoreduzierende Mastektomie (RRM)?

Eine risikoreduzierende Mastektomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem eine oder beide Brüste bei Personen mit einem hohen Risiko für Brustkrebs entfernt werden. Es handelt sich um eine wirksame präventive Maßnahme für Personen mit einer BRCA1- oder BRCA2-Genvariante.

Wie wirkt sich eine risikoreduzierende Mastektomie auf das Brustkrebsrisiko aus?

Eine risikoreduzierende Mastektomie kann das Risiko von Brustkrebs um bis zu 90 Prozent reduzieren. Durch die Entfernung des Brustgewebes, in dem sich Krebs entwickeln kann, wird das Risiko einer Brustkrebsdiagnose erheblich verringert.

Welche Frauen sollten eine risikoreduzierende Mastektomie in Betracht ziehen?

Frauen mit einer nachgewiesenen BRCA1- oder BRCA2-Genvariante, die ein hohes Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs haben, sollten eine risikoreduzierende Mastektomie in Erwägung ziehen. Es ist wichtig, dass diese Entscheidung in Absprache mit einem medizinischen Fachmann getroffen wird, der die individuelle Situation und die Risikofaktoren der Frau berücksichtigt.

Welche Risiken oder Komplikationen sind mit der risikoreduzierenden Mastektomie verbunden?

Eine risikoreduzierende Mastektomie ist zwar effektiv in der signifikanten Senkung des Brustkrebsrisikos, jedoch ist sie ein großer chirurgischer Eingriff, der mehrere potenzielle Risiken und Komplikationen mit sich bringen kann, ähnlich wie bei anderen Arten von großen Operationen. Chirurgische Risiken können auftreten wie Infektionen an der Schnittstelle, Blutungen oder die Bildung von Hämatomen sowie Blutgerinnsel, die zu einer tiefen Venenthrombose (DVT) oder einer Lungenembolie führen können. Anästhesiebezogene Risiken bestehen, einschließlich Reaktionen auf die Anästhesie und Atemprobleme.

Schmerzen und Unbehagen können auftreten, sowohl akute Schmerzen nach der Operation als auch chronische Schmerzen oder Beschwerden, die manchmal mit Nervenschäden zusammenhängen (Postmastektomie-Schmerzsyndrom). Auch physische Nebenwirkungen wie Schwellungen des Brustbereichs oder der Arme (Lymphödem), eingeschränkte Bewegungsfreiheit in Schulter und Arm sowie Taubheitsgefühle, insbesondere unter dem Arm, wo Lymphknoten entfernt worden sein könnten, sind möglich.

Mögliche emotionale und psychologische Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen, darunter Veränderungen des Körperbildes und des Selbstwertgefühls, mögliche Auswirkungen auf die sexuelle Identität und Intimität sowie Gefühle von Trauer oder Verlust.

Risiken der rekonstruktiven Chirurgie bestehen ebenfalls. Wenn eine sofortige oder verzögerte Brustrekonstruktion Teil des Prozesses ist, umfassen zusätzliche Risiken Komplikationen im Zusammenhang mit Implantaten, wie Ruptur oder Kapselkontraktur, sowie Probleme mit der Lappenoperation, wie Gewebenekrose.

Langzeitkomplikationen wie Narbenbildung sind möglich, die umfangreich sein und das Aussehen beeinträchtigen kann, sowie die mögliche Notwendigkeit einer Revisionsoperation aufgrund verschiedener Komplikationen oder ästhetischer Überlegungen.

Medizinische Komplikationen wie Serombildung (Ansammlung von Flüssigkeit am Operationsort), Wundheilungsprobleme oder allergische Reaktionen auf Nähte oder chirurgisches Material sind auch möglich.

Es ist wichtig, dass Personen, die eine risikoreduzierende Mastektomie in Betracht ziehen, diese potenziellen Risiken und Komplikationen mit ihrem Arzt besprechen. Eine gründliche Diskussion hilft, eine informierte Entscheidung sicherzustellen und kann auch Gespräche über alternative Risikoreduktionsstrategien, Überwachungsoptionen und die psychologischen Auswirkungen der Operation beinhalten.

Ihr Arzt kann Strategien zur Risikoverwaltung anbieten, wie prophylaktische Antikoagulation zur Verhinderung von Blutgerinnseln, Antibiotika zur Infektionsprävention und sorgfältige chirurgische Techniken zur Minimierung von Komplikationen. Darüber hinaus kann psychologische Unterstützung durch Beratung oder Selbsthilfegruppen entscheidend sein, um Personen dabei zu helfen, mit den emotionalen Aspekten des Eingriffs umzugehen.

Gibt es alternative präventive Maßnahmen für Frauen mit einem hohen Risiko für Brustkrebs?

Ja, es gibt alternative präventive Maßnahmen für Frauen mit einem hohen Risiko für Brustkrebs. Dazu gehören regelmäßige Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen, die Verwendung von Medikamenten zur Risikoreduktion sowie eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität.

Welche Rolle spielt die genetische Beratung bei der Entscheidung für eine risikoreduzierende Mastektomie?

Die genetische Beratung spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für eine risikoreduzierende Mastektomie. Durch genetische Tests kann festgestellt werden, ob eine Frau eine BRCA1- oder BRCA2-Genvariante trägt und ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs hat. Eine genetische Beratung hilft Frauen dabei, die Ergebnisse ihrer genetischen Tests zu verstehen, die Vor- und Nachteile einer risikoreduzierenden Mastektomie abzuwägen und fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Metcalfe, K., Huzarski, T., Gronwald, J. et al.Risk-reducing mastectomy and breast cancer mortality in women with a BRCA1 or BRCA2 pathogenic variant: an international analysis. Br J Cancer 130, 269–274 (2024). https://doi.org/10.1038/s41416-023-02503-8
  2. Brustkrebs, Wikipedia, 2024.

ddp


⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Immuntherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP

Immuntherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP

Laut einer Studie der Stanford University School of Medicine besteht ein Zusammenhang zwischen Vitamin-A-Zufuhr und Hautkrebsrisiko bei ......

Prämenstruelle Störungen können Risiko für perinatale Depression erhöhen

Prämenstruelle Störungen können Risiko für perinatale Depression erhöhen

Erfahren Sie, wie perinatale Depression und prämenstruelle Störungen zusammenhängen. Studie liefert neue Erkenntnisse zu diesen Erkrankungen....

Depressionen beeinflussen Überlebensrate bei Brustkrebs

Depressionen beeinflussen Überlebensrate bei Brustkrebs

Erfahren Sie mehr über die Auswirkungen von Brustkrebs auf das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität von Frauen....

Sojaprodukte können Krebsrisiko verringern

Sojaprodukte können Krebsrisiko verringern

Krebsprävention mit Soja: Erfahren Sie, wie Sojaprodukte das Risiko bestimmter Krebsarten reduzieren können....

Hautkrebsrisiko: Zusammenhang Vitamin-A-Zufuhr und Hautkrebsrisiko bei postmenopausalen Frauen

Hautkrebsrisiko: Zusammenhang von Vitamin-A-Zufuhr und Hautkrebsrisiko bei postmenopausalen Frauen

Laut einer Studie der Stanford University School of Medicine besteht ein Zusammenhang zwischen Vitamin-A-Zufuhr und Hautkrebsrisiko bei ......