Nagelbettentzündung: Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie

Krankheiten und Krankheitsbilder

Dirk de Pol, aktualisiert am 27. Juli 2023, Lesezeit: 9 Minuten

Eine Nagelbettentzündung ist eine schmerzhafte Erkrankung, die oft vernachlässigt wird. In diesem Beitrag werden wir ausführlich über die Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie von Nagelbettentzündungen sprechen. Darüber hinaus geben wir Ihnen nützliche Tipps, wie Sie einer Nagelbettentzündung vorbeugen können und wann es ratsam ist, einen Arzt aufzusuchen.

Was ist eine Nagelbettentzündung?

Eine Entzündung des Nagelbettes ist normalerweise eine bakterielle Infektion, die das Gewebe unter dem Nagel betrifft, auf dem die Nagelplatte ruht. Sowohl Zehen- als auch Fingernägel können gleichermaßen von dieser Infektion betroffen sein. Es handelt sich um eine häufige Erkrankung, die etwa 30 Prozent aller Handinfektionen ausmacht. Mediziner nennen sie auch Onychie oder Panaritium subunguale (aus dem Lateinischen „sub“ = unter und „ungus“ = Nagel). Manchmal breitet sich die Entzündung auch auf den Nagelwall aus, den Bereich um die Nagelplatte herum. In solchen Fällen wird es als Panaritium parunguale bezeichnet – auch Paronychie oder „Umlauf“ genannt – da die Entzündung den Nagel quasi umläuft.

Es gibt akute und chronische Formen der Nagelbettentzündung. Eine akute Nagelbettentzündung kann bei jedem Menschen auftreten, auch ohne spezielle Risikofaktoren. Wenn die Entzündung trotz Behandlung immer wiederkehrt, bezeichnen Mediziner sie als chronische Nagelbettentzündung. Diese tritt vor allem bei Menschen auf, deren Immunsystem aufgrund einer chronischen Erkrankung wie Diabetes mellitus geschwächt ist oder die wiederholt schädlichen Substanzen ausgesetzt sind. Bei der Behandlung ist es wichtig, nicht nur die Nagelbettentzündung selbst zu behandeln, sondern auch die begünstigenden Faktoren anzugehen.

Symptome einer Nagelbettentzündung

Die Symptome einer Nagelbettentzündung sind in der Regel leicht zu erkennen. Typische Anzeichen einer Entzündung sind:

  1. Rötung und Schwellung des Nagelbetts oder der umliegenden Haut.
  2. Schmerzen und Empfindlichkeit, besonders bei Berührung oder Druck.
  3. Bildung von Eiterbläschen oder Eiteransammlungen.
  4. Schmerzen beim Bewegen des betroffenen Fingers oder Zehs.
  5. Nagelveränderungen wie brüchige Nägel oder Verformungen.

Ist das Nagelbett akut entzündet, zeigt sich dies in der Regel zunächst durch eine starke Rötung der betroffenen Hautstellen. Vor allem zu Beginn der Nagelbettentzündung kann der Nagel jucken. Später schwillt die Haut an und wird rötlich. Auch eine örtliche Überwärmung ist ein typisches Zeichen der Entzündung. Weitere Symptome können mäßige bis starke Schmerzen sein. Diese treten zunächst nur auf Druck auf. Nach einigen Tagen können die betroffenen Finger oder Zehen aber auch ohne Reizung schmerzen. Bei starken Schmerzen ohne Druckreiz sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Bei einem Panaritium sammelt sich über mehrere Tage subungualer Eiter unter dem Nagel. Diese eitrige Schwellung verursacht oft starke Schmerzen und kann zu einer Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett führen. Manchmal platzt die Eiteransammlung von selbst auf und der Eiter entleert sich über die seitlichen Ränder des Nagels. Öffnet sich die Eiteransammlung nicht von selbst, kann eine chirurgische Eröffnung erforderlich sein. Bleibt eine Nagelbettentzündung über längere Zeit unbehandelt, kann das Nagelwachstum gestört werden.

Aus einer akuten Nagelbettentzündung kann sich eine chronische Nagelbettentzündung entwickeln. Dies geschieht meist, wenn weitere Risikofaktoren wie ein eingewachsener Zehennagel vorliegen. Eine chronische Nagelbettentzündung ist in der Regel weniger schmerzhaft als eine akute. Die Nagelplatte kann sich jedoch gelblich oder grünlich verfärben. Ein weiterer Unterschied zur akuten Form besteht darin, dass die chronische Onychia oft mehrere Nägel betrifft und nicht nur einen Finger- oder Zehennagel.

Wann zum Arzt?

In den meisten Fällen kann eine Nagelbettentzündung zu Hause behandelt werden, indem man die betroffene Stelle sauber hält und regelmäßig desinfiziert. Wenn sich jedoch die Symptome verschlimmern oder keine Besserung eintritt, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Auch wenn sich die Entzündung ausbreitet oder Fieber auftritt, sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Nagelbett, Nagelhaut, Nagelfalz – Wo liegt was?

Um die Behandlung und Vorbeugung von Nagelbettentzündungen besser zu verstehen, ist es wichtig, die verschiedenen Teile des Nagels zu kennen:

  • Das Nagelbett ist das Gewebe unter dem Nagel, auf dem der Nagel ruht.
  • Die Nagelhaut ist die dünne Haut, die den Nagel an den Seiten umgibt und schützt.
  • Der Nagelfalz ist der Bereich, wo die Nagelhaut und der Nagel zusammentreffen.

Die Infektion bei einer Nagelbettentzündung tritt oft im Nagelfalz auf, kann sich aber auf das gesamte Nagelbett ausbreiten, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

Ursachen einer Nagelbettentzündung

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Nagelbettentzündung. Die häufigsten sind:

  1. Verletzungen: Schnitte oder Stiche in die Haut um den Nagel können eine Eintrittspforte für Bakterien oder Pilze darstellen.
  2. Nagelkauen: Das Kauen an den Nägeln oder der Nagelhaut kann zu Mikroverletzungen führen und das Risiko einer Infektion erhöhen.
  3. Maniküre: Unsachgemäße Maniküre, bei der die Nagelhaut zu stark zurückgeschoben wird, kann Infektionen begünstigen.
  4. Feuchtigkeit: Feuchte Umgebungen, wie beispielsweise häufiges Händewaschen oder Arbeiten in Wasser, können das Risiko einer Nagelbettentzündung erhöhen.
  5. Eingewachsene Nägel: Eingewachsene Nägel können das umliegende Gewebe reizen und Entzündungen verursachen.
  6. Immunschwäche: Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind anfälliger für Infektionen, einschließlich Nagelbettentzündungen.

Hauptverursacher einer Nagelbettentzündung sind meist Bakterien, vor allem vom Typ Staphylokokken. Gelegentlich können auch andere Bakterien, Pilze oder Viren wie Hefepilze oder Herpesviren die Entzündung auslösen. Bei gesunder Haut stellen diese Erreger keine Gefahr dar. Durch kleine Verletzungen im Nagelfalz, in der Haut oder am Nagelwall können sie jedoch in die Haut eindringen und eine akute Entzündung verursachen. Diese kleinen Verletzungen entstehen häufig bei der Nagelpflege oder wenn Nägel eingewachsen sind. Auch starke Hautreizungen, zum Beispiel durch den Kontakt mit Putz- und Reinigungsmitteln, können Eintrittspforten für Krankheitserreger sein.

Häufig sind Frauen von einer akuten Nagelbettentzündung betroffen, die ihre Nägel übermäßig oder falsch pflegen. Auch Menschen mit trockener Haut erkranken häufiger an einer Nagelbettentzündung. Personen mit chronischer Neurodermitis oder Diabetes mellitus sowie Personen mit Durchblutungsstörungen sind ebenfalls stärker gefährdet. Weitere Risikogruppen sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Krebspatienten, die Therapien mit sogenannten EGFR-Agonisten oder Tyrokinasehemmern erhalten.

Eine sorgfältige Nagelpflege und die Vermeidung von Verletzungen sind wichtig, um das Risiko einer Nagelbettentzündung zu verringern. Sollten dennoch Entzündungssymptome auftreten, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um eine angemessene Behandlung zu erhalten. Eine rechtzeitige medizinische Versorgung kann helfen, Komplikationen zu vermeiden und die Heilung zu fördern.

Diagnose einer Nagelbettentzündung

Die Diagnose einer Nagelbettentzündung kann in der Regel von einem Arzt aufgrund der charakteristischen Symptome und einer körperlichen Untersuchung gestellt werden. In einigen Fällen kann ein Abstrich oder eine Kultur des infizierten Bereichs durchgeführt werden, um den Erreger zu identifizieren und die geeignete Behandlung festzulegen.

Eine spontane Abheilung einer Nagelbettentezündung ist bei intaktem Immunsystem oft innerhalb weniger Tage zu beobachten. Demnach ist ein sofortiger Arztbesuch nicht bei jeder Entzündung dieser Art erforderlich.

Sollte sich der Zustand nach drei Tagen jedoch nicht verbessert haben oder sich sogar verschlechtern, wird dringend ärztlicher Rat empfohlen. Auch bei bekannter Immunsuppression ist bereits bei ersten Anzeichen einer Nagelbettentezündung eine klinische Abklärung angezeigt.

Im ärztlichen Erstgespräch erfolgt eine eingehende Exploration der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Art und zeitlicher Verlauf der aktuellen Beschwerden werden erfragt. Weitere typische Fragen betreffen:

  • Vorgeschichte ähnlicher Entzündungen
  • Berufliche Tätigkeit
  • Bestehende Allergien
  • Relevante Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus)

Klinische Untersuchung

Die Anamnesenerhebung wird durch eine eingehende körperliche Untersuchung ergänzt. Betroffene Nagelbettareale werden inspiziert und auf Druckschmerzhaftigkeit untersucht. Die offensichtlichen Entzündungszeichen genügen in der Regel bereits für eine erste Verdachtsdiagnose.

Zur Diagnosesicherung und Abgrenzung beispielsweise von einem Plattenepithelkarzinom erfolgt die Entnahme eines Abstrichs aus den entzündeten Arealen. Mittels mikroskopischer Untersuchung lassen sich so die verursachenden Erreger (z.B. Bakterien, Pilze) identifizieren. Zur Bestimmung des genauen Krankheitserregers kann eine Kultureller Abstrichangelegt werden, deren Auswertung jedoch ein bis mehrere Wochen in Anspruch nimmt.

Therapie einer Nagelbettentzündung

Die Behandlung einer Nagelbettentzündung hängt von der Schwere der Infektion ab. In milden Fällen kann es ausreichen, die betroffene Stelle zu reinigen, zu desinfizieren und eine antibiotische Salbe aufzutragen. In fortgeschritteneren Fällen, in denen Eiteransammlungen vorliegen, kann es notwendig sein, den Eiter abzulassen.

In seltenen Fällen, in denen die Entzündung schwerwiegend ist oder sich immer wiederholt, kann eine chirurgische Entfernung des betroffenen Nagels erforderlich sein. Dies wird jedoch nur als letzte Option in Betracht gezogen.

Wie kann man einer Nagelbettentzündung vorbeugen?

Glücklicherweise können Sie einige Maßnahmen ergreifen, um das Risiko einer Nagelbettentzündung zu minimieren:

  1. Schneiden Sie Ihre Nägel richtig: Schneiden Sie Ihre Nägel gerade und nicht zu kurz, um Verletzungen zu vermeiden.
  2. Nagelhaut pflegen: Schieben Sie die Nagelhaut nicht zu stark zurück und vermeiden Sie Verletzungen an dieser Stelle.
  3. Keine Nägel kauen: Vermeiden Sie das Kauen an den Nägeln, um Mikroverletzungen zu verhindern.
  4. Handschuhe tragen: Tragen Sie bei feuchten Arbeiten oder beim Umgang mit Chemikalien Schutzhandschuhe.
  5. Eingewachsene Nägel vermeiden: Schneiden Sie Ihre Nägel gerade und verhindern Sie so eingewachsene Nägel.

Quellen

  1. Paronychia, English Wikipedia, 2023.
  2. ParonychiaHaneke E. (2001). The Paronychia. In: Baran R., Dawber R.P.R. (eds) Diseases of the Nails and their Management. Blackwell Science, London.
  3. Tosti, A., Piraccini, B. M., D’Antuono, A., & Marzaduri, S. (1999). Nail Bed Infections. Dermatologic Clinics, 17(3), 447-450.
  4. Rigopoulos, D., Larios, G., & Gregoriou, S. (2008). Acute and Chronic Paronychia. American Journal of Clinical Dermatology, 9(6), 365-369.

Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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