Forschung: Birkenpollen schwächen auch das Immunsystem von Nicht-Allergikern und Äpfel verstärken Ekzeme

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Torsten Lorenz, Veröffentlicht am: 03.09.2022, Lesezeit: 4 Minuten

Birkenpollen gehören zu den aggressivsten Baumpollen-Allergenen und treten in enormen Mengen auf. Ein einziger Baum bis zu 100 Millionen Pollen abgeben. Sie lösen bei Pollenallergiker meist Symptome wie Schnupfen und tränende Augen aus.

Birkenpollen schwächen auch das Immunsystem von Nicht-Allergikern

Die Pollen können aber auch die Zellen des körpereigenen Immunsystems beeinträchtigen und dadurch anfälliger für virale Infektionen machen. 

Das haben Forscherinnen und Forscher des Twincore, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung und der Universität Augsburg herausgefunden. 

Auch Nicht-Allergiker können durch Birkenpollen in ihrer Gesundheit beeinträchtigt werden. Aus wissenschaftlichen Beobachtungsstudien ist ein Zusammenhang zwischen der Pollenkonzentration und der Häufigkeit von Atemwegs- und Herpesvirusinfektionen bekannt.

Wie Birkenpollen das Immunsystem schwächen, war jedoch bislang nicht hinreichend geklärt. Forscher von Twincore in Hannover sind gemeinsam mit Forschern des Lehrstuhls für Umweltmedizin der Universität Augsburg diese Frage nun nachgegangen. 

Anfälliger für Infektionen mit einem Herpesvirus

Für die Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler laut Zeinab Fneish, vom Institut für Experimentelle Infektionsforschung bei Twincore, bestimmte menschliche Immunzellen mit wässrigen Pollenextrakten behandelt und sie anschließend mit dem Humanes Cytomegalovirus (Humanes Herpesvirus 5) infiziert.

Den Forschenden gelang der Nachweis, dass die Pollen die Freisetzung von entzündungsfördernden Signalmolekülen anregt. Die Freisetzung der Zytokine IL-6 und IFN-alpha wurde in Gegenwart der Pollen erhöht.

Durch ein solches entzündungsförderndes Umfeld werden die Zellen gegenüber Cytomegalievirus-Infektionen anfälliger, so die Forschenden. 

  • Waren die Zellen dem Pollenextrakt über einen längeren Zeitraum ausgesetzt, wurde diese Infektanfälligkeit sogar noch verstärkt.

Birkenpollen: Menschen mit Vorerkrankungen besonders gefährdet

Bei Menschen mit Vorerkrankungen könnten nach Aussage von Zeinab Fneish diese Forschungsergebnisse eine wichtige Rolle spielen. Asthma-Patienten sind besonders empfindlich gegenüber den Einflüssen von Pollen und das Vorliegen des Zytomegalievirus (Humanes Herpesvirus 5) oder des Epstein-Barr-Virus wurde mit schweren Erkrankungen bei diesen Patienten in Verbindung gebracht. 

Laut Dr. Jennifer Becker vom Twincore Institut für Experimentelle Infektionsforschung deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass eine Infektion mit HCMV oder die Reaktivierung eines ruhenden Humanen Cytomegalievirus durch die Exposition mit Pollen erleichtert werden könnte.

Die vorliegenden Studienergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Allergy veröffentlicht.

Birkenpollenallergie und Äpfel: Birkenpollen-bezogene Lebensmittel können Dermatitis-Reaktionen auslösen

Bei Patienten mit atopischer Dermatitis und einer Birkenpollenallergie ist der Verzehr von mit sogenannten Birkenpollen-bezogene Lebensmitteln, wie zum Beispiel Äpfeln, mit allergischen Reaktionen und zudem einer Verschlechterung der atopischen Dermatitis verbunden. 

Dies geht aus einer Studie hervor der Medizinischen Hochschule Hannover, die ebenfalls in der wissenschaftlichen Fachpublikation Allergy veröffentlicht wurde.

Dr. Anja Wassmann-Otto von der Medizinischen Hochschule Hannover und Kollegen führten bei 182 Kindern und Erwachsenen mit Alzheimer und Verdacht auf eine Birkenpollen-bezogene Nahrungsmittelallergie doppelblinde, placebokontrollierte Lebensmittelprüfungen (DBPCFC) durch.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass 65 Patientinnen und Patienten allergische Reaktionen auf die oralen Provokationstest mit Birkenpollen-verwandten Lebensmitteln wie zum Beispiel Äpfeln entwickelten.

Deutliche Ekzemverschlechterung bei atopischer Dermatitis

Von den Patienten mit allergischen Reaktionen wiesen 32 eine deutliche Verschlechterung der atopischen Dermatitis auf. 

Im Vergleich zu Menschen, die nicht darauf reagierten, wiesen die Probanden mit allergischen Reaktionen signifikant höhere Werte an spezifischem Immunglobulin E (IgE) gegen Birkenpollen und Äpfel sowie eine höhere Häufigkeit von allergischer Rhinokonjunktivitis auf. 

Bei Patienten mit einer späten ekzematösen Reaktion konnten die spezifischen IgE-Spiegel nicht von denen mit isolierten Soforttyp-Reaktionen unterschieden werden.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass bei einer Teilgruppe von Patienten mit atopischer Dermatitis und Birkenpollensensibilisierung verwandte Lebensmittel als Auslöser für eine Verschlimmerung des Ekzems in Betracht gezogen werden sollten. 

Da genügend Risikomarker für die Vorhersage später ekzematöser Reaktionen fehlen, kann bei der Diagnose von Birkenpollen-bezogenen Lebensmitteln bei Patienten mit atopischer Dermatitis die doppelblinde, placebokontrollierte Lebensmittelprüfung nicht ersetzt werden.

Quellen

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