Wie Nahtoderfahrungen und Psychedelika die Einstellung zum Tod verändern

Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Psychische Gesundheit

Dirk de Pol, aktualisiert am 27. August 2022, Lesezeit: 3 Minuten

Eine neue Studie der Johns Hopkins University School of Medicine vergleicht, wie sich die Einstellung zum Tod nach einer Erfahrung mit psychedelischen Drogen oder nach einer Nahtoderfahrung verändern kann. Die Studie stellt dabei starke Ähnlichkeiten und einige Unterschiede zwischen beiden fest.

Zu welchen Ergebnissen gelangten frühere Studien?

Frühere Forschungen zu psychedelischen Drogen deuten darauf hin, dass sie die Wahrnehmung des Todes verändern können, indem sie zum Beispiel die Angst vor dem Sterben verringern. Nahtoderfahrungen und andere außergewöhnliche Erfahrungen ohne Drogeneinfluss wurden ebenfalls mit einer veränderten Einstellung zum Tod in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch nur wenige Studien, die diese beiden Arten von Erfahrungen direkt miteinander verglichen haben.

Was ist der neue Ansatz der Johns Hopkins University?

Sowohl psychedelische Drogen- als auch Nahtoderfahrungen können zu veränderten Perspektiven auf Tod und Sterben führen, aber es gibt nur wenige direkte Vergleiche dieser Phänomene. Diese Studie verglich direkt psychedelisch bedingte und nicht drogenbedingte Erfahrungen, die die Überzeugungen der Individuen über den Tod veränderten.

Personen, die über eine Erfahrung berichteten, die ihre Überzeugungen über den Tod entweder durch eine psychedelische Droge oder eine Nahtod- oder andere ungewöhnliche Erfahrung veränderte, nahmen an einer Online-Umfrage teil.

Um neue Erkenntnisse zu gewinnen, analysierten die Forscher Online-Umfragedaten von 3 192 Personen, die über Veränderungen in ihrer Einstellung zum Tod entweder nach einer Nahtoderfahrung ohne Drogeneinfluss und einer ähnlich außergewöhnlichen Erfahrung ohne Drogeneinfluss oder nach dem Konsum einer psychedelischen Droge berichteten.

Ein statistischer Vergleich der Umfrageergebnisse zwischen der psychedelischen und der drogenfreien Gruppe ergab starke Ähnlichkeiten bei den Veränderungen in der Einstellung der Teilnehmer zum Tod, einschließlich einer geringeren Angst vor dem Tod. Die meisten Teilnehmer beider Gruppen bewerteten ihre Erfahrung auch als persönlich bedeutsam und spirituell wichtig. Diejenigen, die keine Drogen genommen hatten, gaben jedoch häufiger an, dass dies die bedeutungsvollste Erfahrung war, die sie je gemacht hatten.

Was sind die Ziele künftiger Studien?

Künftige Studien könnten dazu beitragen, diese Ergebnisse zu bestätigen, indem sie mehr Teilnehmer mit unterschiedlichem demografischem Hintergrund einbeziehen und genauer zwischen verschiedenen nicht-drogenbedingten Erfahrungen, wie Nahtoderfahrungen und außerkörperlichen Erfahrungen, unterscheiden.

Diese Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, den klinischen Einsatz von Psychedelika bei der Behandlung von Stimmungsstörungen und anderen psychiatrischen Erkrankungen, wie z. B. der Angst am Lebensende, zu verbessern.

Den Forschern zufolge weisen psychedelische Erfahrungen nicht nur ähnliche Merkmale wie Nahtoderfahrungen auf, sondern beide werden auch als eine der bedeutungsvollsten Erfahrungen im Leben eingestuft. Beide Erfahrungen führen auch zu einer ähnlichen dauerhaften Verringerung der Angst vor dem Tod und einer Steigerung des Wohlbefindens.

Quelle

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Achondrogenesie: Ursache, Häufigkeit und Vererbung

Achondrogenesie: Ursache, Häufigkeit und Vererbung

Unter Achondrogenesie (Achondrogenesis) versteht man eine Gruppe von schweren Erkrankungen, die die Knorpel- und Knochenentwicklung beeinträchtigen...

Androgen-Insensitivitäts-Syndrom (AIS) – Ursachen, Arten und Behandlung

Androgen-Insensitivitäts-Syndrom (AIS) – Ursachen, Arten, Geschlechtsidentität und Geschlechtsdysphorie

Das Androgen-Insensitivitäts-Syndrom (AIS) ist eine seltene Erkrankung, die die Entwicklung der Genitalien und Fortpflanzungsorgane eines ......

Virtuelle Realität ermöglicht Effekte, die denen psychedelischer Drogen gleichen

Virtuelle Realität ermöglicht Effekte, die denen psychedelischer Drogen gleichen

Virtuelle Realität ermöglicht Effekte, die denen psychedelischer Drogen gleichen, verbunden mit selbsttranszendierenden Erfahrungen....

Forschung: Wie soziale Medien den Alkohol- und Drogenkonsum von Kindern und Jugendlichen fördern

Forschung: Wie soziale Medien den Alkohol- und Drogenkonsum von Kindern und Jugendlichen fördern

Einstiegsdroge soziale Netzwerke: Einer Studie zufolge kommen Jugendliche in sozialen Medien regelmäßig mit Inhalten in Berührung, die...

Genetik: Wirkung von psychedelischen Drogen genetisch bedingt?

Genetik: Wirkung von psychedelischen Drogen genetisch bedingt?

Psychedelische Drogen haben sich als vorteilhaft für die Behandlung von Clusterkopfschmerzen, Angstzuständen und Depressionen erwiesen. ...

Nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie, die von Wissenschaftlern der Penn State University geleitet wurde, kann eine geringe sexuelle Befriedigung im mittleren Lebensalter als Frühwarnindikator für eine künftige kognitive Verschlechterung dienen. Die Studie, die an Hunderten von Männern im Alter von 56 bis 68 Jahren durchgeführt…
Genetische Risikofaktoren, Body-Mass-Index und Typ-2-Diabetes-Risiko: Bedeutet ein niedriger Body-Mass-Index ein geringeres Diabetes-Risiko? Ein niedrigerer Body-Mass-Index (BMI) ist bei Menschen unabhängig von genetischen Risikofaktoren, unterschiedlicher Familienanamnese und Gewicht konsistent mit einem geringeren Typ-2-Diabetes-Risiko verbunden. Dies geht aus einer Studie von Manuel Rivas von der Stanford University und…