Bei Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Haarfollikel angreift, was zu Haarausfall führt.
Als Haarfollikel werden die Strukturen in der Haut bezeichnet, die Haare produzieren. Obwohl Haare an jeder Stelle des Körpers ausfallen können, betrifft Alopecia areata am häufigsten den Kopf- und Gesichtsbereich.
In den meisten Fällen fallen die Haare in kleinen, runden, münzgroßen Bereichen aus und es entstehen meist nur wenige kahle Stellen.
- Bei manchen Menschen kann der Haarausfall auch sehr viel stärker sein. Nur bei wenigen Menschen führt die Erkrankung zu einer vollständigen Glatzenbildung oder zum Verlust der gesamten Körperbehaarung.
ÜBERSICHT
- 1 Verlauf und wer besonders betroffen ist
- 2 Kreisrunder Haarausfall: Was verursacht Alopecia Areata?
- 3 Kann psychischer Stress die Ursache für kreisrunden Haarausfall sein?
- 4 Kreisrunder Haarausfall: Wie wird Alopecia Areata behandelt?
- 5 Erstes zugelassenes Medikament gegen kreisrunden Haarausfall
- 6 Welche psychologischen Auswirkungen können bei Menschen mit kreisrunden Haarausfall auftreten?
Verlauf und wer besonders betroffen ist
Der Verlauf der Krankheit ist individuell verschieden. Einige Menschen leiden ihr Leben lang unter Haarausfall, andere nur ein einziges Mal. Auch der Genesungsverlauf ist nicht vorhersehbar: Die Haare wachsen bei manchen Menschen wieder vollständig nach, bei anderen nicht.
Auch wenn man alle Haare verliert, kann das Haar wieder nachwachsen. Es kann aber auch wieder ausfallen. Leider sind die genauen Ursachen der Alopecia areata noch unbekannt und niemand kann sagen, wann und warum die Haare ausfallen oder wieder nachwachsen. Derzeit geht man davon aus, dass Alopecia areata durch eine Störung des Immunsystems verursacht wird.
Alopecia areata kann jeden treffen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Oft beginnt sie schon im Kindesalter. Etwa ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an dieser Krankheit.
- Das Risiko, an kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) zu erkranken, ist etwas höher, wenn ein nahes Familienmitglied ebenfalls darunter leidet. Noch größer ist das Risiko, wenn das Familienmitglied seinen ersten Haarausfall vor dem 30. Lebensjahr.
Es werden drei Haupttypen von Alopecia areata unterschieden:
- Fleckige Alopecia areata: Bei dieser am häufigsten vorkommenden Form tritt der Haarausfall in einem oder mehreren münzgroßen Arealen auf der Kopfhaut oder an anderen Körperstellen auf.
- Alopecia totalis: Betroffene verlieren alle oder fast alle Haare auf der Kopfhaut.
- Alopecia universalis: Diese seltene Form führt zu einem vollständigen oder fast vollständigen Haarausfall auf der Kopfhaut, im Gesicht und am übrigen Körper.
Kreisrunder Haarausfall: Was verursacht Alopecia Areata?
Bei der Alopecia areata greift das Immunsystem die Haarfollikel irrtümlicherweise an und verursacht eine Entzündung. Wissenschaftler wissen zwar noch nicht genau, warum das Immunsystem die Haarfollikel angreift, aber sie vermuten, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte (nicht genetische) Einflussfaktoren (Ursachen) eine Rolle spielen.
Auch wenn jemand die Gene in sich trägt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass er erkrankt, muss es eine Art Auslöser geben, der den Krankheitsprozess in Gang setzt. Der Auslöser kann ein Virus oder etwas anderes in der Umwelt sein.
Kann psychischer Stress die Ursache für kreisrunden Haarausfall sein?
Die Frage, ob Stress an der Entstehung von kreisrundem Haarausfall beteiligt sein kann, wird in der Wissenschaft seit Jahren kontrovers diskutiert. Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Dass Stress den kreisrunden Haarausfall auslöst, ist eher zweifelhaft. Vielmehr ist es denkbar, dass anhaltender Stress das Immunsystem zusätzlich schwächt. Dies könnte dann die Autoimmunreaktion begünstigen.
Kreisrunder Haarausfall: Wie wird Alopecia Areata behandelt?
In vielen Fällen wachsen die Haare ohne eine Behandlung wieder nach. In leichteren Fällen ist gegebenenfalls keine Behandlung erforderlich.
- Einige Betroffene entscheiden sich gegen eine Behandlung und für die Verwendung von Mitteln, die den Haarausfall kaschieren, wie beispielsweise Haarteile oder Perücken.
Bei der Behandlung von kreisrundem Haarausfall (Alopecia Areata) haben sich kortisonhaltige Präparate etabliert.
- Verabreicht in Form von Emulsionen, Schaum oder Tabletten oder auch als Kortisonspritze direkt in die kahlen Stellen injiziert, wird das fehlgeleitete Immunsystem unterdrückt und das Haar wächst wieder nach.
Erstes zugelassenes Medikament gegen kreisrunden Haarausfall
Die EU-Kommission hat ein immunsuppressives und entzündungshemmendes Medikament aus der Wirkstoffgruppe der Januskinase-Hemmer zur Behandlung von kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) zugelassen.
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Wirkstoffs als Einzelbehandlung (Monotherapie) bei betroffenen Frauen und Männern mit schwerem kreisrundem Haarausfall wurde in zwei doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Anwendungsstudien (BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2 nachgewiesen. Die Teilnehmenden erhielten entweder einmal täglich 2 oder 4 mg des Wirkstoffs oder ein Scheinmedikament (Placebo).
Wie erwartet war die Behandlung bei Alopecia areata nicht frei von Nebenwirkungen.
Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen des Medikaments gehören laut einem Bericht der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA):
- Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, Akne, hoher Cholesterinspiegel (Hyperlipidämie), Anstieg des Enzyms Kreatininphosphokinase, Harnwegsinfektionen, Anstieg der Leberenzyme, Entzündung der Haarfollikel (Follikulitis), Müdigkeit, Infektionen der unteren Atemwege, Übelkeit, Pilzinfektionen im Genitalbereich (Candida-Infektionen), Anämie, niedrige Anzahl bestimmter Arten weißer Blutkörperchen (Neutropenie), Bauchschmerzen, Gürtelrose (Herpes zoster) und Gewichtszunahme.
Video: Haarausfall bei Frauen: Welche Behandlungen hilft?
Quelle: YouTube/ARD GESUND
Welche psychologischen Auswirkungen können bei Menschen mit kreisrunden Haarausfall auftreten?
Zu den möglichen psychologischen Auswirkungen der Erkrankung zählen unter anderem Angst, Depression, Unsicherheit, geringeres Selbstwertgefühl, Schamgefühle und sozialer Rückzug.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
Quellen
- National Institutes of Health (NIH)
- Food and Drug Administration (FDA)
- National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Diseases
- King B, Ohyama M, Kwon O, Zlotogorski A, Ko J, Mesinkovska NA, Hordinsky M, Dutronc Y, Wu WS, McCollam J, Chiasserini C, Yu G, Stanley S, Holzwarth K, DeLozier AM, Sinclair R; BRAVE-AA Investigators. Two Phase 3 Trials of LY3009104 for Alopecia Areata. N Engl J Med. 2022 May 5;386(18):1687-1699. DOI: 10.1056/NEJMoa2110343
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