Vitamin B3: Wirkung von Nicotinamid bei der Behandlung von Augenkrankheiten

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 20. Januar 2023, Lesezeit: 5 Minuten

Augenkrankheiten: Für was ist Vitamin B3 gut? 

Das auch als Vitamin B3 bekannte Niacin gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen.

Niacin ist die allgemeine Bezeichnung für Nicotinsäure (Pyridin-3-Carbonsäure), Nicotinamid (Niacinamid oder Pyridin-3-Carboxamid) und verwandte Derivate, wie zum Beispiel Nicotinamidribosid.

  • Vitamin B3 kommt in vielen Lebensmitteln von Natur aus vor, wird einigen Lebensmittelerzeugnissen zugesetzt und ist auch in Form von Nahrungsergänzungsprodukten verfügbar.

Vitamin B3 zur Behandlung von Augen-Erkrankungen

Nicotinamid (Niacin, Vitamin B3) ist in der Lage, aggressive Zell-Transformationen während des Prozesses der Wundheilung zu hemmen und könnte der Schlüssel für die Entwicklung von Therapien zur Behandlung fibrotischer Augen-Erkrankungen sein, die das Sehvermögen beeinträchtigen (Vitamin B3 oder Niacin sind Oberbegriffe für Nicotinamid – Niacinamid – und Nicotinsäure).

  • Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie des Mount Sinai Hospital (New York City), die in der Fachzeitschrift Stem Cell Reports veröffentlicht wurde.

Die vorliegenden Studienergebnisse beziehen sich auf einen bestimmten Krankheitszustand, bei dem Zellen im retinalen Pigmentepithel, einer Schicht, die die Netzhaut stützt, sich umwandeln und die Eigenschaften von aggressiveren Zellen, den so genannten mesenchymalen Zellen, entwickeln.

Der Krankheitszustand kann durch beispielsweise durch Verletzungen des Auges, Alterung oder Diabetes ausgelöst werden. Dadurch entwickeln sich faserige Membranen, die den schädlichen Zellen im Narben-Gewebe der Netzhaut sehr ähnlich sind und zu einer Ablösung der Netz-Haut führen können.

Nicotinamid (Niacin, Vitamin B3): Wirkung bei Augenkrankheiten

Die Wissenschaftler der Icahn School of Medicine am Mount Sinai fanden heraus, dass Nicotinamid (Niacin, Vitamin B3) nicht nur diese Zelltransformationen hemmt, sondern auch diesen Zellübergang umkehren und die Entwicklung von Augenkrankheiten verlangsamen kann, die zu einem Verlust der Sehkraft oder zur Erblindung führen können.

Bei der Anwendung von Nicotinamid (Niacin, Vitamin B3) als Therapie an menschlichen adulten Zellen in vitro konnten die Wissenschaftler beobachten, dass das Vitamin-B-Derivat die aggressive Zelltransformation verlangsamt und den umgekehrten Übergang von mesenchymalen zu epithelialen Zellen fördert. Dadurch kann die ursprüngliche Identität der Zelle bewahrt werden.

Den Forschern der Icahn School of Medicine am Mount Sinai ist es die erste Untersuchung, die aufzeigt, wie Nicotinamid (Niacin, Vitamin B3) die invasive Wundheilung hemmen, aber auch die Entwicklung von Membranen, die mit Narbengewebe in Verbindung gebracht werden, umkehren kann,

Diese Entdeckung kann dazu beitragen, das Verständnis der Wundheilung sowie der „guten“ Entzündung gegenüber der „schlechten“ Entzündung zu verbessern. Eine „gute“ Entzündung führt im Wesentlichen zu einer regenerativen Reaktion des Systems, während eine „schlechte“ Entzündung zur Bildung von schädlichem Narbengewebe führen kann.

Die Forscher konnten auch epigenetische und molekulare Veränderungen identifizieren, die während des Zellübergangsprozesses auftreten. Die Nicotinamid-Therapie (Niacin, Vitamin B3) führte zu weit verbreiteten Veränderungen in der DNA-Sequenz der Zellen, wodurch Veränderungen in mehr als 40.000 identifizierten Chromosomenregionen hervorgerufen wurden.

Die Wissenschaftler konnten beobachten, dass Nicotinamid mit einer massiven Reorganisation der Zellmuster verbunden war, vor allem mit der Induktion von Enhancer-Elementen, die die Veränderung des Zellstadiums in der Netzhaut hervorrufen. Es hat regulatorische Elemente in den Zellen aktiviert, darunter auch Transkriptionsfaktoren, die prominente Regulatoren der Zelltransformation sind.

Vitamin B3 (Niacin)

Vitamin B3 (Niacin) gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen. Vitamin B3 ist der Gattungsname für Nicotinsäure (Pyridin-3-Carbonsäure), Nicotinamid (Niacinamid oder Pyridin-3-Carboxamid) und verwandte Derivate, wie z.B. Nicotinamidribosid. Vitamin B3 (Niacin) ist von Natur aus in vielen Lebensmitteln enthalten, wird einigen Lebensmitteln zugesetzt und ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.

Das aufgenommene Vitamin B3 (Niacin) wird vom Körpergewebe in seine metabolisch aktive Hauptform, das Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD), umgewandelt. Mehr als 400 Enzyme benötigen NAD, um Reaktionen im Körper zu katalysieren, das ist mehr als für jedes andere von Vitaminen abgeleitete Coenzym.

  • Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid wird auch in allen Gewebsgruppen mit Ausnahme des Skelettmuskels in eine andere aktive Form, das Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat (NADP), umgewandelt.

Das meiste Niacin in Lebensmitteln liegt in Form von Nicotinsäure und Nicotinamid vor, aber einige Lebensmittel enthalten geringe Mengen an Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid und NADP. Der Körper wandelt auch etwas Tryptophan, eine Aminosäure im Protein, in NAD um, so dass man Tryptophan als Niacin-Quelle in der Nahrung betrachtet.

Wenn Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid und Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat mit Lebensmitteln aufgenommen werden, werden sie im Darm in Nicotinamid umgewandelt und dann aufgenommen. Verschlucktes Niacin wird hauptsächlich im Dünndarm aufgenommen, ein Teil wird jedoch auch im Magen verarbeitet.

In welchen Lebensmitteln ist Vitamin B3 (Niacin)?

Wo kommt Vitamin B3 vor? Niacin ist in einer Vielzahl von Lebensmitteln enthalten. Viele Lebensmittel auf tierischer Basis – darunter Geflügel, Rindfleisch und Fisch – liefern etwa 5-10 mg Niacin pro Portion, vorwiegend in den hoch bioverfügbaren Formen von Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD) und Coenzym Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat (NADP).

Pflanzliche Lebensmittel, wie Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide, liefern etwa 2-5 mg Vitamin B3 (Niacin) pro Portion, hauptsächlich in Form von Nicotinsäure. In manchen Getreideprodukten ist das natürlich vorkommende Vitamin B3 (Niacin) jedoch weitgehend an Polysaccharide und Glykopeptide gebunden, die es nur zu etwa 30 Prozent bioverfügbar machen. Viele Brotsorten, Getreideprodukte und Babynahrung in vielen Ländern enthalten zugesetztes Vitamin B 3 (Niacin).

Quellen

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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