M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 15.02.2024, Lesezeit: 5 Minuten

Was ist ein Leistenbruch?

Wie erkennt man einen Leistenbruch und wo tut es weh, wenn man einen Leistenbruch hat?

Bei einem Leistenbruch treten Organe durch eine Schwachstelle in der Bauchwand im Bereich des Leistenkanals in die Bauchhöhle vor. Der Leistenkanal verläuft schräg durch die Bauchwand und enthält beim Mann den Samenstrang (Samenleiter, Blutgefäße, Nerven) und bei der Frau das Mutterband.

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Wodurch entsteht ein Leistenbruch?

Ein Leistenbruch kann angeboren sein (vor allem bei Kindern) oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Ursachen können Bindegewebsschwäche, schweres Tragen oder Heben oder erhöhter Druck in der Bauchhöhle (Aszites, Pressen beim Stuhlgang bei chronischer Verstopfung) sein.

Symptome

Woran erkennt man einen Leistenbruch?

Wo tut ein Leistenbruch weh? Bei kleinen Brüchen kann es anfangs nur zu ziehenden Schmerzen in der Leistengegend kommen, vor allem bei Belastung. Gelegentlich werden Stuhlunregelmäßigkeiten beobachtet.

  • Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Vergrößerung des Bruches und damit zu tast- und sichtbaren Schwellungen in der Leiste. Bei Männern kann sich der Bruch bis in den Hodensack ausdehnen.

Wann muss ein Leistenbruch operiert werden?

Die Diagnose eines Leistenbruchs kann in der Regel durch eine körperliche Untersuchung gestellt werden. Selten ist bei unklaren Befunden eine Ultraschalluntersuchung der Leistenregion notwendig.

Ein Leistenbruch muss immer operiert werden, da er sich nicht von selbst zurückbildet. Die Beschwerden können sich lediglich in ihrer Intensität verändern. Da sich der Bruch im Laufe der Zeit vergrößert, sollte eine Operation so bald wie möglich nach der Diagnose erfolgen.

  • Eine sofortige Operation ist nur dann notwendig, wenn im Bruch eingeklemmte Organe nicht zurückgedrängt werden können und dadurch Organschäden drohen.

Quelle: YouTube/Klinik am RING – Urologie

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Wie wird operiert?

Man unterscheidet zwischen der herkömmlichen (offenen) und der minimalinvasiven (über eine Bauchspiegelung) Methode:

Die herkömmliche offene Methode

Bei dieser Methode wird über einen Hautschnitt in der Leiste der Bruch freigelegt und anschließend die Schwachstelle in der Bauchwand verstärkt. Dies kann entweder durch spezielle Nähte geschehen, bei denen die Bauchdeckenschichten doppelt übereinander gelegt werden (Operation nach Shouldice), oder es wird – meist bei älteren Patienten oder bei einem erneuten Bruch – die Schwachstelle in der Bauchwand durch ein Kunststoffnetz verstärkt (Operation nach Lichtenstein).

Die minimalinvasive Methode beim Leistenbruch

Bei dieser 30- bis 40-minütigen Methode wird die Schwachstelle in der Bauchwand von innen mit einem Kunststoffnetz verstärkt (transabdominale präperitoneale Kunststofftechnik oder TAPP-Technik). Dabei sind nur ein Schnitt im Bereich des Bauchnabels für eine Videokamera und zwei Schnitte im Unterbauch für Instrumente notwendig.

Noch am selben Tag kann der Patient aufstehen und trinken, am nächsten Tag beginnt der Kostaufbau. Muskelkaterähnliche Beschwerden in der Schulter sind durch Nervenreizung möglich. In der Regel kann der Patient 2-3 Tage nach der Operation nach Hause entlassen werden.

Diese Operationsmethode hat für den Patienten gegenüber der offenen Methode folgende Vorteile:

  • sehr geringe postoperative Schmerzen
  • minimale Narbenbildung
  • schnelle Belastbarkeit nach 14 Tagen
  • volle Sportfähigkeit, Heben etc.
  • selteneres Wiederauftreten (Rezidiv) des Bruches

Nabel und Narbenbrüche

Ähnlich wie bei der Leistenhernie gibt es weitere Schwachstellen in der Bauchwand. Der Nabel oder Bereiche der Bauchwand, die nicht durch Muskulatur geschützt und verstärkt sind, z.B. die Mittellinie zwischen Brustbein und Schambein. Von besonderer Bedeutung sind Narbenbrüche nach vorausgegangenen Operationen.

Typisch sind Vorwölbungen, die im Liegen verschwinden. Diese Lücken in der Bauchwand vergrößern sich meist rasch und verursachen durch Einklemmung von Baucheingeweiden Schmerzen und eventuell Stuhlunregelmäßigkeiten.

Eine Sonderform ist die so genannte peristomale Hernie, die bei der Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter) nach Darmoperationen auftreten kann. Dabei kommt es zu einer Ausstülpung der Afteröffnung, die eine Stomaversorgung mit einem Beutelsystem erschwert oder nahezu unmöglich macht.

  • Diese Bruchformen können wir bis auf wenige Ausnahmen ähnlich wie die Leistenhernie mit der minimalinvasiven Schlüssellochtechnik operieren.

Bei Bedarf steht das Team der Klinik 310 jederzeit für ein persönliches Beratungsgespräch in Nürnberg zur Verfügung.

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