Forschung zeigt, wie Ernährung das Immunsystem verändert

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Dirk de Pol, aktualisiert am 1. Dezember 2021, Lesezeit: 3 Minuten

Die alte Weisheit „Du bist, was du isst“ verdeutlicht schon lange den Zusammenhang von Ernährung und Gesundheit. Jetzt hat ein Forscherteam diese Weisheit mit einem eindrucksvollen molekularen Beweis unterfüttert und gezeigt, wie die Ernährung letztlich das Immunsystem über das Darmmikrobiom beeinflusst.

Die Arbeit des Teams, die an Mäusen durchgeführt wurde, zeigt, dass das, was die Tiere verzehren, die Freisetzung eines metabolischen Nebenprodukts einer bestimmten Darmmikrobe auslöst, das wiederum die sogenannte Darmimmunität der Tiere bestimmt. Das darmassoziierte lymphatische Gewebe (darmassoziierte Immunsystem) oder GALT (von engl. gut associated lymphoid tissue) ist der Teil des lymphatischen Systems im Bereich des Darms.

Aufgrund der großen Oberfläche hat die Darmschleimhaut besondere Bedeutung für das Immunsystem. 70–80 % aller Zellen, die Antikörper produzieren, befinden sich in der Schleimhaut des Darmes.

Die Ergebnisse der Untersuchungen des internationalen Forscherteams, die im November in Nature veröffentlicht wurden, liefern nun eine einheitliche Erklärung für das komplexe Zusammenspiel zwischen Ernährung, Darmmikrobiota und Immunsystemfunktion.

Die Ergebnisse der Experimente weisen auf ein mikrobielles Molekül hin, dessen Synthese und Freisetzung durch die Ernährung maßgeblich beeinflusst wird. Dieses Molekül wiederum stimuliert die Aktivierung und Signalisierung einer Untergruppe von Zellen, die als natürliche Killer-T-Zellen (NK-Zellen) bekannt sind, die an der Immunregulierung beteiligt sind und bei einer Reihe von Entzündungszuständen eine Rolle spielen.

Die neue Studie klärt erstmalig die genaue molekulare Abfolge hinter dem Zusammenspiel von Ernährung, Mikrobiota und Immunität auf, sagt Dennis Kasper, Professor für Immunologie am Blavatnik Institute der Harvard Medical School und Hauptautor der Studie.

Wenn die Ergebnisse der Studie bei größeren Tieren und auch beim Menschen bestätigt werden, können sie bei der Entwicklung von Behandlungen mit kleinen Molekülen helfen, die sowohl die Darm- als auch die allgemeine Immunität verbessern, sind die Forscher überzeugt.

Die genaue Funktion der Immunzellen, die das von der Mikrobe hergestellte Molekül letztlich aktiviert, um die Dickdarmentzündung zu kontrollieren – ist laut Kasper allerdings noch unklar. Doch da diese Zellen jedoch auch in unserem Magen-Darm-Trakt, Lunge, Leber und Milz zu finden sind, spielen sie mit großer Wahrscheinlichkeit eine große Rolle bei der Immunregulierung.

Frühere Forschungen deuten darauf hin, dass diese Zellen an einer Reihe von Entzündungen beteiligt sind, wie zum Beispiel Colitis ulcerosa oder Asthma.

„Wir können nie genügend dieser immunmodulierenden Moleküle aus Bakterien für den therapeutischen Einsatz isolieren, aber das Schöne daran ist, dass wir sie jetzt im Labor synthetisieren können“, so Kasper, der auch ein entsprechendes Patent zur Anmeldung gebracht hat. „Die Idee wäre, dass wir ein Medikament haben, das die Entzündung im Dickdarm und darüber hinaus beeinflussen kann.“

Zu den Mitautoren der Studien gehörten T. Praveena, Heebum Song, Ji-Sun Yoo, Da-Jung Jung, Deniz Erturk-Hasdemir, Yoon Soo Hwang, ChangWon Lee, Jérôme Le Nours, Hyunsoo Kim, Jesang Lee und Richard Blumberg.


Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen! Quellen: Der Beitrag basiert u.a. auf Informationen von Harvard Medical School und Nature.

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