Ein experimentelles Medikament kann Diabetes Typ-2 behandeln, indem es die Expression eines kürzlich entdeckten Proteins erhöht, das die Insυlinhormonsignalübertragung in Zellen beeinflusst. In Untersuchungen an Mäusen zeigte eine neue Studie, die in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, dass der neue Wirkstoff Aspekte des mit Diabetes verbundenen metabolischen Syndroms verbessert.
Anfang der 2000er Jahre wurde ein Protein mit der Bezeichnung SWELL1 identifiziert, dass die Insυlinhormonsignalisierung in vielen Geweben des Körpers beeinflusst. Die Aktivität von SWELL1 ist für eine normale Insυlinsekretion aus den Zellen der Bauchspeicheldrüse unerlässlich. Die SWELL1-Aktivität scheint bei Typ-2-Diabetikern erheblich gestört zu sein.
Die Wissenschaftler der aktuellen Studie sagen, dass SWELL1 ein Doppelleben führt. Es beeinflusst die Insυlinempfindlichkeit in einer Reihe von Zellen im ganzen Körper, während es gleichzeitig die Insυlinhormonsekretion der Bauchspeicheldrüse beeinflusst. Daher entwickelte das Forscherteam ein Molekül namens SN-401, um die Expression von SWELL1 zu erhöhen, in der Hoffnung, dass es die Stoffwechselfunktion bei diabetischen Tieren normalisieren könnte.
Der Wirkstoff bindet an SWELL1 in einer Weise, die den Proteinkomplex stabilisiert, so dass die Expression und die Signalübertragung in verschiedenen Geweben wie Fettgewebe, Skelettmuskeln, Leber, der inneren Auskleidung der Blutgefäße und den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse verstärkt werden. Dadurch wird sowohl die Insυlinhormonempfindlichkeit in allen Gewebetypen als auch die Insυlinhormonsekretion in der Bauchspeicheldrüse wiederhergestellt.
In mehreren Experimenten mit Mäusen zeigte die neue Studie, dass SN-401 die Stoffwechselmarker von Diabetes verbessert, von der Erhöhung der Insυlinhormonempfindlichkeit und -sekretion bis hin zur Normalisierung des Blutzuckerspiegels bei diabetischen Tieren. Vor allem aber stellten die Forscher fest, dass das neue Medikament den Blutzuckerspiegel gesunder Tiere nicht beeinflusste. Stattdessen normalisierte es die Glukosetoleranz, d.h. es schien den Blutzuckerspiegel nicht zu senken, wenn dieser gesund war.
Die neue Studie deutet darauf hin, dass eine gezielte Beeinflussung der SWELL1-Signalübertragung eine Reihe von Stoffwechselkrankheiten behandeln könnte, die über Typ-2-Diabetes hinausgehen. Dazu gehören bestimmte Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die so genannte NASH, eine schwere Form der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung. Es kann allerdings noch einige Jahre dauern kann, bis die Erkenntnisse der Studie durch klinische Studien am Menschen bestätigt und entsprechende Medikamente entwickelt werden.
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