Studie: Bereits mäßiger Alkoholkonsum kann schädlich für die Gesundheit sein

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 29. Januar 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Der Konsum von weniger als der im Vereinigten Königreich empfohlenen Höchstmenge von zwei Einheiten Alkohol pro Tag beziehungsweise 14 Einheiten pro Woche erhöht immer noch das Risiko von Herz-Kreislauf-Problemen wie Herz- und Hirngefäßerkrankungen.

Das zeigen neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Anglia Ruskin University und der UCL Medical School in London.

Wie viel sind 14 Einheiten Alkohol?

Ein großes Glas Wein (0,25 l, 13 % vol.) entspricht 3,3 Einheiten und eine kleine Flasche Bier oder Apfelwein (0,33 l, 5 % vol.) entspricht 1,7 Einheiten. Wer also im Schnitt jeden Tag ein großes Glas Wein trinkt (0,25 l, 13 % vol.) liegt mit 23 Einheiten Alkohol pro Woche schon deutlich über der aktuell empfohlenen wöchentlichen Höchstmenge von 14 Einheiten Alkohol pro Woche.

Risiken für ein Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigen

In der vorliegenden Untersuchung von Forschenden der Anglia Ruskin University (ARU) und der UCL Medical School wurden die Krankenhausaufenthalte im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Einwohnern des Vereinigten Königreichs im Alter zwischen 40 und 69 Jahren anhand von Daten aus der UK Biobank-Studie untersucht.

Die Studie umfasste mehr als 330.000 Personen, die Alkohol tranken. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden nach ihrem wöchentlichen Gesamtalkoholkonsum und nach dem Konsum bestimmter Alkoholarten wie zum Beispiel Wein, Bier und Spirituosen befragt. Im Schnitt wurden die Befragten etwa sieben Jahre lang nachbeobachtet, wobei alle Fälle erfasst wurden, in denen die Probanden wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert worden waren.

Von der Analyse ausgeschlossen wurden alle Menschen, die bereits ein Herz- oder Kreislaufereignis erlitten hatten, sowie ehemalige Alkoholiker oder Personen, die keine Angaben zum Alkoholkonsum gemacht hatten.

Die Untersuchung ergab, dass bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern, die weniger als 14 Alkoholeinheiten pro Woche tranken – dem von den Chief Medical Officers empfohlenen Grenzwert – jeder zusätzliche Liter Bier mit einem Alkoholgehalt von 4 Prozent (Volumenprozent) mit einem um 23 Prozent erhöhten Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis verbunden ist.

Alkohol – Der Mythos vom Schutz des Herz-Kreislauf-Systems

Laut den Autoren der Studie haben Verzerrungen in den vorhandenen epidemiologischen Daten dazu geführt, dass die „J-förmige Kurve“, die fälschlicherweise suggeriert, dass ein geringer bis mäßiger Alkoholkonsum für die Herz-Kreislauf-Gesundheit von Vorteil sein kann, allgemein akzeptiert wird.

Diese Verzerrungen umfassen die Einbeziehung von Nichttrinkern als Referenzgruppe, obwohl viele aus gesundheitlichen Gründen nicht trinken, die Zusammenfassung aller Getränkearten bei der Bestimmung des Alkoholkonsums einer Studiengruppe und die Einbeziehung des bei Weintrinkern beobachteten geringeren Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was zu einer Verzerrung des gesamten Herz-Kreislauf-Risikos durch dieses Getränk führen kann.

Laut Dr. Rudolph Schutte, Hauptautor der Studie und Associate Professor an der Anglia Ruskin University, ist die so genannte J-förmige Kurve der Beziehung zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alkoholkonsum, die einen gesundheitlichen Nutzen von geringem bis mäßigem Alkoholkonsum suggeriert, nichts weiter als ein große Mythos.

Besonders bei den Konsumenten von Bier, Apfelwein und Spirituosen hatten sogar diejenigen, die weniger als 14 Einheiten pro Woche konsumierten, ein erhöhtes Risiko, wegen eines Vorfalls, der das Herz oder die Blutgefäße betraf, im Krankenhaus zu landen, so Schutte.

Obwohl man immer wieder hört, dass Weintrinker ein geringeres Risiko für koronare Herzkrankheiten haben, zeigen die vorliegenden Forschungsdaten, dass ihr Risiko für andere kardiovaskuläre Ereignisse nicht geringer ist, erklären die Forscher. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachblatt Clinical Nutrition veröffentlicht.

Quellen: Anglia Ruskin University / UCL Medical School in London / Rudolf Schütte, Lee Smith und Goya Wannamethee; Clinical Nutrition: Alcohol – The myth of cardiovascular protection

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