Frau mit HIV-Infektion nach Behandlung mit Nabelschnurblut scheinbar geheilt

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 16. Februar 2022, Lesezeit: 3 Minuten

HIV/AIDS-Forschung – Behandlung und Heilung von HIV-Infektionen: Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der UCLA Health in Los Angeles, Kalifornien, stellten heute erstmals die Ergebnisse einer Frau mit HIV-1 vor, die nach einer neuen Kombination spezieller Stammzelltransplantationen zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML) in Heilungsprozess ist.

Die US-Amerikanerin befindet sich seit viereinhalb Jahren in AML-Remission und hat in den 14 Monaten seit dem Absetzen der antiretroviralen Therapie keinen HIV-Rückfall erlitten, erklärte Dr. Yvonne Bryson, Professorin und Spezialistin für pädiatrische Infektionskrankheiten und HIV-Pathogenese an der David Geffen School of Medicine an der UCLA.

Wenn die HIV-Remission, also der Heilungsprozess, weiterhin anhält und die Frau als geheilt eingestuft wird, wäre sie erst die dritte Person, die eine Heilung erreicht, und die erste, die erfolgreich mit Nabelschnurblutzellen mit einer Mutation, die vor HIV-1 schützt (CCR5-delta32/32 homozygot), in Kombination mit Stammzellen eines erwachsenen, haploidentischen verwandten Spenders transplantiert wurde.

Die beiden früheren Patienten mit einer erfolgreichen Heilung einer HIV-Infektion erhielten erwachsene Spenderzellen – eine aus Knochenmark und eine aus Blutstammzellen -, die die schützende Mutation aufwiesen, aber keine Nabelschnurblutzellen.

Die Frau wurde 2013 mit akuter HIV-Infektion und 2017 mit Hochrisiko-AML diagnostiziert. Sie wurde erfolgreich mit Nabelschnurblutzellen mit der HIV-schützenden CCR5-delta32/32-Mutation und mit Erwachsenen-Stammzellen von einem verwandten Spender transplantiert.

Bis zum 100. Tag nach der Transplantation hatte sie eine rasche Bindung mit 100 Prozent Nabelschnurzellen und erlebte keine Graft-versus-host-Erkrankung (GvHD) wie die beiden früheren Patientinnen und Patienten, und sie ist weiterhin klinisch gesund, ohne nachweisbare Anzeichen einer HIV-Infektion, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Eine Graft-versus-host Erkrankung (GvHD) ist eine systemische entzündliche Erkrankung, die bei 30 bis 60 Prozent der Patieten nach einer allogenen peripheren Blutstammzellen- Nabelschnurblut- oder einer Knochenmark-Transplantation auftritt.

Obwohl die Stammzelltransplantation keine Therapie für HIV ist, bieten ihre positiven Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten, die mit HIV leben und sich einer Therapie für Blut- oder Lymphdrüsenkrebs unterziehen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Erkenntnisse und potenzielle Angriffspunkte für die HIV-Behandlung.

Diese Studie gibt Hoffnung auf die Verwendung von Nabelschnurblutzellen oder einer Kombination aus Nabelschnurblutzellen und haploidentischen (halb-identischen) Transplantaten, um eine HIV-1-Heilung bei Personen zu erreichen, die eine Transplantation für andere Krankheiten benötigen.

Sie liefert auch den Beweis, dass HIV-1-Virus-‚Reservoirs‘ ausreichend beseitigt werden können, um eine Heilung und möglicherweise eine Remission bei resistenten Zielzellen zu ermöglichen, so Bryson, vom International Maternal Pediatric Adolescent AIDS Clinical Trials Network. Der Ergebnisse wurden auf der Fachkonferenz CROI 2022 vorgetragen.

Quellen: UCLA Health / CROI

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