Studie: Welche Rolle bei Impfungen die Tageszeit spielt

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 14. Januar 2023, Lesezeit: 4 Minuten

Die innere zirkadiane Uhr des Menschen steuert rund um die Uhr viele Aspekte der Physiologie, darunter auch die Reaktion auf Infektionskrankheiten und Impfungen.

Eine Studie des Massachusetts General Hospital, die im Journal of Biological Rhythms veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass der Antikörperspiegel höher ist, wenn Menschen am Nachmittag geimpft werden, als wenn sie morgens gegen SARS-CoV-2 geimpft werden.

Tageszeit beeinflusst die Immunreaktion

Die Forschungsarbeit liefert den Nachweis, dass die Tageszeit die Immunreaktion auf die SARS-CoV-2-Impfung beeinflusst, und könnte den Studienautoren zufolge die Erkenntnisse für die Optimierung der Wirksamkeit des Impfstoffs von Bedeutung sein.

Die Symptome einiger Krankheiten und die Wirkung zahlreicher Medikamente variieren je nach Tageszeit. Menschen mit Lungenkrankheiten haben beispielsweise zu bestimmten Tageszeiten häufig stärkere Symptome und eine veränderte Atemfunktion.

Steigerung der Wirksamkeit

Eine Untersuchung älterer Männer, die gegen Grippe geimpft wurden, zeigte, dass sie höhere Antikörpertiter aufwiesen, wenn sie den Impfstoff morgens erhielten, als wenn sie nachmittags geimpft wurden.

Studien haben gezeigt, dass die Verabreichung einiger Chemotherapeutika zu einer bestimmten Tageszeit die Krebszellen wirksam angreift, aber die Toxizität für andere Zellen begrenzt, so die Forschenden.

Die Studienautoren vermuten, dass die zirkadiane Signalübertragung eine Rolle bei der Regulierung der SARS-CoV-2-Immunantwort und des Schweregrads des Virus spielt.

  • In der vorliegenden Untersuchung wurden die Antikörperspiegel nach der SARS-CoV-2-Impfung bei 2.190 Beschäftigten im Gesundheitswesen in Großbritannien untersucht.

Im Rahmen des Programms zur Infektionsprävention im Vereinigten Königreich wurden Blutproben von asymptomatischen Krankenhausmitarbeitern zum Zeitpunkt der Impfung entnommen.

Die Forscher erstellten ein Modell, um die Auswirkungen auf die Antikörperspiegel in Abhängigkeit von der Tageszeit der Impfung, dem Impfstofftyp (mRNA-Impfstoff oder adenoviraler Impfstoff), dem Alter, dem Geschlecht und der Anzahl der Tage nach der Impfung zu untersuchen.

Dabei stellten die Forscher des Massachusetts General Hospital fest, dass die Antikörperreaktionen bei allen Personen, die später am Tag geimpft wurden, im Allgemeinen höher waren. Die Antikörperreaktionen waren auch bei denjenigen höher, die den mRNA-Impfstoff erhalten hatten.

Die Studie steht im Gegensatz zu früheren Studien mit älteren Männern, die morgens höhere Anti-Influenza-Titer aufwiesen. Mögliche Gründe für diese unterschiedlichen Ergebnisse sehen die Studienautoren darin, dass der SARS-CoV-2-Impfstoff und der Influenza-Impfstoff unterschiedliche Wirkmechanismen haben, und die Antikörperreaktion kann sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob das Immunsystem den Erreger aus früheren Infektionen wie der Influenza erkennt oder ob es mit einem neuen Virus konfrontiert wird.

Eine Einschränkung der Studie war das Fehlen von Daten zur medizinischen und medikamentösen Vorgeschichte der Teilnehmer sowie zu ihren Schlaf- und Schichtarbeitszeiten, die ebenfalls die Reaktion auf den Impfstoff beeinflussen können.

Die vorliegenden Forschungsergebnisse unterstreichen auch, wie wichtig es ist, den Zeitpunkt der Impfung oder jeglicher Intervention in klinischen und Forschungsstudien festzuhalten.

Wenn vorläufige Daten einen Unterschied in der Wirksamkeit und den unerwünschten Wirkungen eines Medikaments oder Impfstoffs in Abhängigkeit von der Tageszeit zeigen, wäre es für die Arzneimittelhersteller ratsam, das Medikament zur optimalen Zeit zu verabreichen, was die Zahl der Teilnehmer reduzieren würde, die für einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Medikament und Placebo erforderlich ist, so die Forscher abschließend.

Quellen

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