ALS-Forschung – Zelluläre Therapie verlangsamte oder stoppte das Fortschreiten von Amyotrophe Lateralsklerose

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 21. Oktober 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Forscherinnen und Forscher in den USA haben Fortschritte bei einem neuen Ansatz zur Behandlung von Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) gemacht, indem sie T-Zellen (regulatorische T-Lymphozyten) des patienteneigenen Immunsystems verwenden, um das Fortschreiten von ALS zu verlangsamen beziehungsweise aufzuhalten.

Die Studienergebnisse von Forschenden des Houston Methodist Neurological Institute, des Massachusetts General Hospital, der Harvard Medical School, der McGovern Medical School und der UTHealth Houston wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Neurology: Neuroimmunology and Neuroinflammation veröffentlicht.

Was Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) beschleunigt

Bei der neuen Studie wurde eine experimentelle Behandlung mit regulatorischen T-Zellen, den so genannten Treg-Zellen, erforscht.

Dabei handelt es sich um spezielle Untergruppe der T-Lymphozyten, meist CD4+-T-Zellen, die die Selbsttoleranz des Immunsystems regulieren. Immunzellen, die normalerweise dazu beitragen, übermäßige Entzündungen im Körper zu unterdrücken und somit der Immunabwehr dienen.

Vorangegangene Forschungsergebnisse hatten gezeigt, dass Treg-Zellen diese Fähigkeit bei bestimmten Krankheitsbildern, einschließlich Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), verlieren.

  • Die Forschung geht davon aus, dass eine Treg-Dysfunktion das Fortschreiten der Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) beschleunigt.

Wiederherstellung der Treg-Funktionen

Nach Aussage von Dr. Jason Thonhoff vom Houston Methodist Neurological Institute und leitender Forscher der Studie, besteht daher die Hoffnung, dass die Wiederherstellung der Treg-Funktionen in einem frühen Stadium von ALS dazu beitragen könnte, die Krankheitsentwicklung zu stabilisieren.

  • Mit dem von den Forschern entwickelten Verfahren konnte dies in einer Patientengruppe nun erreicht werden.

Dazu entnahmen die Forscher Treg-Zellen (regulatorischen T-Lymphozyten) aus dem Blut von ALS-Patienten, vermehren die Zellen im Labor über einen Zeitraum von einigen Wochen und infundieren sie anschließend in Kombination mit subkutanem Interleukin (IL)-2 wieder in den Körper der betroffenen Patientinnen und Patienten.

  • Das Behandlungsverfahren war gut verträglich. Die unterdrückende Funktion der Tregs nahm zu und das Fortschreiten von ALS stabilisierte sich im Laufe der Studie.

Die Forscher konnten in einer vorherigen Studie mit drei ALS-Patienten zeigen, dass der Behandlungsansatz sicher war und die Entzündungsmarker im Körper der Probanden reduzierte.

Aufbau, Ablauf und Sicherheit der Zell-Therapie

Die Studie war als randomisierte, placebokontrollierte Phase-2a-Studie mit 12 Teilnehmern konzipiert, auf die eine offene Studie folgte.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie, die viele Forschungsprojekte unterbrochen und sogar gestoppt hat, wurde die Zahl der Teilnehmer an der Doppelblindstudie auf 7 und die Zahl der Teilnehmer an der sechsmonatigen Open-Label-Studie auf 8 reduziert.

Sieben ALS-Patienten schlossen die randomisierte, placebokontrollierte Studie der Gruppe 1 ab, während acht an dem offenen Teil der Studie der Gruppe 2 teilnahmen.

Bei beiden Gruppen wurden dysfunktionale regulatorische T-Zellen – oder Tregs – aus dem Körper entnommen. Wenn sie normal funktionieren, helfen Tregs, Entzündungen zu reduzieren.

Mit Ausnahme der Placebo-Kontrollgruppe vermehrten die Forscherinnen und Forscher die defekten Tregs, um ihre Funktion wiederherzustellen, und infundierten sie dann zusammen mit einer niedrigen Dosis Interleukin-2, um das Immunsystem zu stärken.

  • In den Studienergebnissen zeigte sich, dass die Treg-Behandlungen zu 100 Prozent sicher und verträglich waren und bei ALS-Patienten mehr als ein Jahr lang biologisch aktiv blieben.

Die Behandlungen verlangsamten oder stoppten bei den meisten Teilnehmenden auch das Fortschreiten der ALS-Krankheit.

  • Von den acht ALS-Patienten, die ein Jahr lang beobachtet wurden, zeigten den Studienergebnissen zufolge sechs ein langsames oder gar kein Fortschreiten der ALS-Krankheit.

Mit einer größeren klinischen Studie könnten die klinische Wirksamkeit und die langfristige Sicherheit dieser Therapie genauer untersucht werden, so die Forscher.

Quellen

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Betroffene sprechen über ihre Erkrankung an Amyotropher Lateralsklerose (ALS)

Quelle: Nachrichten für Menschen mit Amyotropher Lateralsklerose – ALS

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