Zu späte Diagnose: Fokale Epilepsie wird oft nicht erkannt und nicht diagnostiziert

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 20. Oktober 2020, Lesezeit: 4 Minuten

Diagnose Fokale Epilepsie (fokale Anfälle): Wissenschaftler der NYU School of Medicine kommen in einer neue Studie zu dem Ergebnis, dass eine fokale Epilepsie, die nur von einem bestimmten Teil des Gehirns ausgeht, oft zu lange undiagnostiziert bleiben.

Subtile Anzeichen oft unentdeckt

Das kann in der Folge zu unerwartete Anfällen führen, die zu Unfällen beitragen. Eine frühere Diagnose einer fokalen Epilepsie könnte demnach zu weniger Autounfällen führen.

Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Forschungsarbeit war die fokale Epilepsie, die am häufigsten auftretenden Form dieser Hirnerkrankung. Den Wissenschaftlern zufolge zählt die Studie zu den ersten, die sich mit dem Versagen beschäftigt, die Symptome subtiler Anfälle frühzeitig zu erkennen und zu diagnostizieren. Subtile Anfälle – „subtle seizures“ – sind undeutlich, flüchtig, kaum sichtbar und mithin oft schwer erkennbar.

Die von Forschern der NYU School of Medicine geleitete Studie ergab, dass es im Durchschnitt zwei Jahre dauern kann, bis Ärzte die frühen Anzeichen der fokalen Epilepsie erkennen und diagnostizieren, insbesondere bei einer Untergruppe von Patienten mit Anfällen, die keine unkontrollierten Bewegungen der Arme und Beine zu beobachten sind.

Symptome fokaler Epilepsie

Zu den Symptomen dieser sogenannten „nicht-motorischen Anfälle“ können stattdessen eine wiederkehrende kurze Halluzination, ein starkes Déjà-vu-Gefühl oder Empfindungen eines traumartigen Zustands im Wachzustand gehören. Subtilere Anfälle werden oft erst diagnostiziert, wenn sie zu störenden „motorischen“ Anfällen fortgeschritten sind, so die Studienautoren.

Die WHO schätzt, dass weltweit mindestens 50 Millionen Menschen an Epilepsie leiden, darunter die häufigste fokale Epilepsie. Laut den Autoren der Studie sind Arzneimittel bei der Kontrolle der meisten Symptome nach der Diagnose sehr wirksam, aber da subtile Anzeichen oft unentdeckt und undiagnostiziert bleiben, sind die tatsächlichen Zahlen vermutlich noch höher als die Schätzungen.

Für die Studie analysierten die Wissenschaftler die Daten von 447 Epilepsiepatienten im Alter zwischen 12 und 60 Jahren, die im Laufe der Zeit in 34 Epilepsie-Behandlungszentren auf der ganzen Welt überwacht wurden.

Dabei stellte sich heraus, dass 246 Epilepsiepatienten sechs Jahre nach ersten Anzeichen nichtmotorischer Anfälle diagnostiziert wurden, während 201 Patienten im Schnitt innerhalb von zwei Monaten nach den motorischen Anfällen diagnostiziert wurden.

Die Forscher vertreten die Ansicht, dass die Auswirkungen einer früheren Diagnose bei Patienten mit fokaler Epilepsie über eine frühzeitigere Behandlung der Patienten hinausgehen. Im Rahmen der Studie gaben 23 Epilepsiepatienten an, vor ihrer Diagnose einen oder mehrere Autounfälle gehabt zu haben. Neunzehn dieser nicht diagnostizierten Patienten hatten nicht-motorische Anfälle, während vier Patienten motorische Anfälle hatten.

Diagnose einer fokalen Epilepsie verbessern

Um die Diagnosen bei fokaler Epilepsie zu verbessern, ist es den Wissenschaftlern zufolge von entscheidender Bedeutung, dass die Ärzte die Möglichkeit eines Anfalls nicht übersehen. Das gilt insbesondere bei Fällen in der Notaufnahme und nach jeder Art von Autounfall. Patienten müssen mit ihren Ärzten zusammenarbeiten und ehrlich sein, was wiederkehrende abnorme oder ungewöhnliche Symptome betrifft, die sie erleben.

Alle untersuchten Patienten wurden zwischen 2012 und 2017 in ein detailliertes Patientenregister aufgenommen. Die Studienteilnehmer konnten vor Studienbeginn über die Häufigkeit und Art ihrer Anfälle berichten.

Für die Analyse wurden die selbstberichteten Symptome mit medizinischen Aufzeichnungen kombiniert, die Bewertungen durch einen Neurologen und Informationen über frühere anfallsbedingte Verletzungen und Autounfälle enthielten. Die Ergebnisse der Studie wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Epilepsia online veröffentlicht.

Quellen

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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Eine Studie zeigt, dass körperlich anstrengende Arbeit mit einer höheren Fruchtbarkeit des Mannes verbunden ist. Laut einer neuen Studie des Brigham and Women's Hospital, einem Gründungsmitglied des Mass General Brigham-Gesundheitssystems, haben Männer, die bei der Arbeit häufig schwere Gegenstände heben, eine höhere Spermienzahl. Die Studie, die in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde, ist Teil der Kohorte Environment and Reproductive Health (EARTH), einer klinischen Studie, die untersuchen soll, wie sich die Belastung durch Umweltchemikalien und die Wahl des Lebensstils auf die reproduktive Gesundheit auswirken. Nur wenige Studien haben untersucht, wie berufliche Faktoren zu diesen Vorteilen beitragen können, so die Wissenschaftler. Diesen neuen Erkenntnissen zufolge kann körperliche Aktivität am Arbeitsplatz auch mit einer deutlichen Verbesserung des Fortpflanzungspotenzials von Männern verbunden sein. Unfruchtbarkeit ist ein wachsendes Problem, das durch ein breites Spektrum komplizierter Faktoren verursacht werden kann. Dennoch sind etwa vierzig Prozent der Unfruchtbarkeitsfälle auf männliche Faktoren wie Spermienzahl, Spermienqualität und Sexualfunktion zurückzuführen. Vor allem die Spermienzahl und -qualität gelten als Hauptursache für die steigenden Unfruchtbarkeitsraten bei Männern. Eine frühere Analyse unter Leitung des EARTH-Studienteams ergab, dass die Spermienzahl und -qualität bei Männern, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung in Anspruch nehmen, zwischen 2000 und 2017 um bis zu 42 % zurückgegangen ist. "Darüber hinaus gibt es immer mehr Belege dafür, dass männliche Unfruchtbarkeit mit häufigen chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen zusammenhängt", sagte Lidia Mnguez-Alarcón, Reproduktions-Epidemiologin an der Brigham's Channing Division of Network Medicine und Co-Investigatorin der EARTH-Studie. Die EARTH-Studie ist eine Zusammenarbeit zwischen der Harvard T. Chan School of Public Health und dem Brigham and Women's Hospital zur Untersuchung der Auswirkungen von Lebensstil und Umweltfaktoren auf die Fruchtbarkeit. Im Rahmen der EARTH-Studie wurden Proben und Umfragedaten von mehr als 1 500 Männern und Frauen gesammelt; die aktuelle Studie konzentrierte sich auf eine Untergruppe dieser Teilnehmer, nämlich 377 männliche Partner von Paaren, die sich in einem Fertilitätszentrum behandeln lassen wollten. Die Forscher fanden heraus, dass Männer, die angaben, bei ihrer Arbeit häufig schwere Gegenstände zu heben oder zu bewegen, eine um 46 % höhere Spermienkonzentration und eine um 44 % höhere Gesamtspermienzahl aufwiesen als Männer mit körperlich weniger anstrengenden Tätigkeiten. Zusätzlich zu den höheren Spiegeln des männlichen Sexualhormons Osteron wiesen Männer, die über mehr körperliche Aktivität am Arbeitsplatz berichteten, auch höhere Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen auf. Laut Mnguez-Alarcón sind im Gegensatz zu dem, was einige vielleicht noch aus dem Biologieunterricht in Erinnerung haben, "männliche" und "weibliche" Hormone bei beiden Geschlechtern vorhanden, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. In diesem Fall vermuten die Wissenschaftler, dass überschüssiges Osteron in Östrogen umgewandelt wird, ein bekannter Mechanismus zur Aufrechterhaltung eines normalen Spiegels beider Hormone im Körper. Während die aktuelle Studie einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Fruchtbarkeit bei Männern, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, feststellte, bedarf es weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob diese Ergebnisse auf Männer in der Allgemeinbevölkerung übertragbar sind oder nicht. Außerdem hoffen die Forscher, dass künftige Untersuchungen die biologischen Mechanismen aufdecken werden, die dabei eine Rolle spielen. Die reproduktive Gesundheit ist an sich schon wichtig, aber es gibt immer mehr Belege dafür, dass die männliche Unfruchtbarkeit Licht auf allgemeinere Gesundheitsprobleme werfen kann, wie etwa die häufigsten chronischen Krankheiten. Die Entdeckung von Maßnahmen, die Menschen ergreifen können, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern, kommt nicht nur Paaren zugute, die versuchen, schwanger zu werden, sondern uns allen.

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