Tinnitus-Test: Ständiger Tinnitus verändert die Gehirnaktivität

Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Karolinska Institutet

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 28. Januar 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Tinnitus-Test und Diagnose: Für die Diagnose von Tinnitus gab es bisher keine zuverlässige objektive Methode.

Forscher des Karolinska Institutet in Schweden konnten nun zeigen, dass sich mit Hilfe der Hirnstammaudiometrie Veränderungen im Gehirn von Menschen mit ständigem Tinnitus messen lassen.

Bislang wird Tinnitus nicht als eigenständige Erkrankung eingestuft, sondern als ein Symptom mit vielen möglichen Ursachen, darunter Hörstörungen, Lärm, eine Erkrankung oder Stress. Tinnitus wird meist als ein Phantomgeräusch beschrieben, das nur für den Betroffenen hörbar ist.

In Schweden leiden mittlerweile etwa 20 Prozent der Bevölkerung an einer Form von Tinnitus, und das Risiko wächst mit zunehmendem Alter. In Deutschland sind laut der Deutschen Tinnitus-Liga rund drei Millionen Menschen von Tinnitus (auch Phantomgeräusch genannt) betroffen.

Tinnitus-Test – Messung der Gehirnaktivitäten

Der Schweregrad einer Tinnituserkrankung wird derzeit durch eine Selbsteinschätzung bestimmt. Eine von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Karolinska Institutet in Zusammenarbeit mit Decibel Therapeutics durchgeführte Studie hat nun gezeigt, dass die auditorischen Hirnstammantworten (ABR) ein mögliches objektives Diagnoseinstrument zur Erkennung von Menschen mit ständigem Tinnitus sind.

ABR misst die Aktivität des menschlichen Gehirns als Reaktion auf eine bestimmte Abfolge von Schallreizen.

Die Methode ist so empfindlich, dass sie laut Christopher R. Cederroth, Forscher in der Abteilung für Physiologie und Pharmakologie am Karolinska Institutet als Diagnoseinstrument eingesetzt werden kann.

Mit der Methode werden nach Aussage des Forschers die tatsächlichen neuronalen Veränderungen im Hirnstamm bei Menschen mit ständigem Tinnitus gemessen, was ein zukünftiger Biomarker werden könnte.

Die Methode ABR wurde bereits früher als Verfahren zur Messung von Tinnitus vorgeschlagen, fand aber keinen wissenschaftlichen Konsens.

Allerdings wurden in keiner früheren Studie so viele Versuchspersonen einbezogen wie in der vorliegenden Untersuchung. In dieser Studie haben die Forscher ABR-Messungen an 405 Personen durchgeführt, 228 mit Tinnitus und 177 ohne Tinnitus.

Veränderungen in der neuronalen Aktivität des Gehirns

Dabei stellten die Forscher bei Personen mit ständigem Tinnitus einen deutlichen Unterschied in den Messwerten im Vergleich zu Menschen ohne Tinnitus oder Menschen, die ihren Tinnitus als gelegentlich einstuften, fest.

Nach Meinung von Christopher R. Cederroth bedarf es iner objektiven Diagnosemethode für Tinnitus, sowohl um den Betroffenen ihr Leiden zu verdeutlichen als auch um die Entwicklung neuer Therapien zu fördern.

Die vorliegende Studie deutet den Studienautoren zufolge auf einen kausalen Zusammenhang zwischen solchen Veränderungen in der neuronalen Aktivität des Gehirns und der Entwicklung eines ständigen Tinnitus hin. Es bedarf jedoch weiterer Untersuchungen, um dies zu überprüfen. Es sollte auch festgestellt werden, ob die Methode einen therapeutischen Nutzen messen kann.

Tinnitus wird verschlimmert

Die Forscher verfolgten zudem mehr als 20.000 Menschen ohne oder mit unterschiedlich starkem Tinnitus, um zu sehen, wie sich die Symptome im Laufe der Zeit entwickeln.

Dabei zeigte sich, dass Menschen mit gelegentlichem Tinnitus ein erhöhtes Risiko haben, einen ständigen Tinnitus zu entwickeln, vor allem wenn er häufig wiederkehrt. Aus der Studie ging auch hervor, dass bei Menschen, die bereits unter ständigem Tinnitus leiden, die Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Problem bestehen bleibt.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie wurden in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation veröffentlicht.

Quellen: Karolinska Institutet / Niklas K. Edvall et al, Alterations in auditory brainstem response distinguish occasional and constant tinnitus, Journal of Clinical Investigation (2022). DOI: 10.1172/JCI155094

vgt"

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Tinnitus: Lasertherapie war Laut einer Studie die wirksamste der untersuchten Behandlungen

Tinnitus: Lasertherapie war laut einer Studie die wirksamste der untersuchten Behandlungen

Forscher aus Brasilien verglichen verschiedene Behandlungsmethoden für Tinnitus: Lasertherapie war in der Untersuchung ......

Freie Schmerzmittel erhöhen das Risiko für Tinnitus,

Rezeptfreie Schmerzmittel erhöhen das Risiko für Tinnitus

Tinnitus - Die Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln könnte das Risiko, an Ohrgeräuschen zu erkranken, um 20 Prozent erhöhen....

Tinnitus: Forscher entwickeln neue Therapie zur Heilung von Tinnitus

Tinnitus: Forscher entwickeln neue Therapie zur Heilung von Tinnitus

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, Tinnitus zu heilen, ist Wissenschaftlern der Universität Auckland in Neuseeland nach 20 Jahren ein Durchbruch gelungen ......

Erste wirksame Behandlung für Tinnitus?

Erste wirksame Behandlung für Tinnitus?

Wissenschaftler haben das Gehirn von 326 Menschen angeblich erfolgreich neu verdrahtet, die unter Tinnitus litten....

Tinnitus

Was ist Tinnitus?

Tinnitus wird gemeinhin als Ohrensausen beschrieben, kann sich aber auch wie ein Rauschen, Klicken, Zischen oder Summen anhören....


Blutdruck natürlich senken:

Quelle: Youtube/NDR – Die Ernährungs-Docs

Macht Aspartam dumm und verursachen Süßstoffe ungesundes Bauchfett (viszerales Fett)? Auswirkungen von Aspartam auf Gehirn und kognitive Leistungsfähigkeit Eine Studie von Forschenden des Florida State University College of Medicine über die Auswirkungen des Süßstoffs Aspartam auf das Gehirn hat ergeben, dass der künstliche Süßstoff bei Mäusen…
Behandlung von Angststörungen: Forscher der Harrisburg University of Science and Technology führten in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation Bodhana Group eine Studie durch, um zu untersuchen, ob eine bewusst eingeführte kognitive Verhaltenstherapie, die durch Gesellschaftsspiel-Rollenspiele vermittelt wird, sich positiv auf die sozialen Fähigkeiten auswirken, Angstsymptome und…