Studie enthüllt hohe Konzentrationen von kontaminierenden Nanokunststoffen in Wasser

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 10. Januar 2024, Lesezeit: 9 Minuten

Eine neue Studie wirft ein Licht auf den hohen Gehalt an Nanokunststoffen in abgefülltem Wasser und zeigt, dass sie in den menschlichen Körper eindringen, lebenswichtige Organe erreichen, die Plazenta durchqueren und sogar in einzelne Zellen eindringen können. Die Studie unterstreicht auch die Dringlichkeit, die Plastikverschmutzung und die potenziellen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit der Verunreinigung durch Nanokunststoffe anzugehen.

Worum geht es in der Studie?

In einer bahnbrechenden Studie, die von Wissenschaftlern der Columbia University durchgeführt wurde, wurden die versteckten Gefahren, die in abgefülltem Wasser lauern, ans Licht gebracht. Die Forschung hat gezeigt, dass diese scheinbar harmlosen Getränke eine alarmierende Anzahl von Nanokunststoffen enthalten, mikroskopisch kleine Partikel, die aus dem Abbau von Kunststoffen stammen. Diese Nanopartikel haben das Potenzial, in unseren Körper einzudringen und stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Die Studie untersucht das Vorhandensein dieser Nanokunststoffe und deckt ihre Fähigkeit auf, in lebenswichtige Organe einzudringen, die Plazenta zu passieren und sogar einzelne Zellen zu infiltrieren.

Was ist die Reichweite von Nanokunststoffen?

In der Studie wird erläutert, dass Nanokunststoffe über die Lunge oder den Darm in den Körper gelangen und verschiedene Organe, darunter das Herz und das Gehirn, erreichen können. Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass sie die Plazenta passieren können, was ein Risiko für ungeborene Babys darstellt. Diese Erkenntnisse veranlassten das Forscherteam, sich eingehender mit diesem kritischen Thema zu befassen.

Was sind die Forschungsmethodik und die verblüffenden Ergebnisse?

Um das Ausmaß der Verunreinigung durch Nanokunststoffe aufzudecken, untersuchten die Wissenschaftler drei in den Vereinigten Staaten beliebte Wasserflaschenmarken. Mit Hilfe fortschrittlicher Lasertechnologie wurden Partikel aufgespürt, die so winzig sind wie 100 Nanometer, wobei ein durchschnittliches menschliches Haar etwa 100.000 Nanometer breit ist.

Die Ergebnisse waren verblüffend. Es stellte sich heraus, dass pro Liter abgefüllten Wassers etwa 240.000 winzige Plastikpartikel vorhanden waren, eine erstaunliche Zahl, die hundertmal höher lag als frühere Schätzungen. Davon wurden 90 Prozent als Nanoplastik identifiziert, während die restlichen 10 Prozent Mikroplastik waren. Die am häufigsten gefundenen Nanokunststoffe waren Polyethylenterephthalat (PET), ein Stoff, der häufig bei der Herstellung von Wasserflaschen verwendet wird, und Polyamid, das aus Kunststofffiltern in Wasseraufbereitungssystemen stammt. Die Studie ergab außerdem das Vorhandensein anderer Kunststoffe wie Polystyrol, Polyvinylchlorid und Polymethylmethacrylat, die alle häufig in industriellen Prozessen verwendet werden.

Die unbekannte Zusammensetzung

Noch alarmierender ist die Erkenntnis, dass die identifizierten Kunststoffe nur etwa 10 Prozent aller in den Proben vorhandenen Nanokunststoffe ausmachen. Die Zusammensetzung der restlichen 90 Prozent bleibt ein Rätsel. Es ist klar, dass Kunststoffkomponenten kontinuierlich in kleinere Partikel mit derselben chemischen Zusammensetzung zerfallen, was es schwierig macht, die genaue Anzahl von Nanokunststoffen in einer bestimmten Umgebung zu bestimmen.

Implikationen und zukünftige Forschung

Die Wissenschaftler, die hinter der Studie stehen, betonen, dass die Toxizität dieser Nanokunststoffe bisher weitgehend unerforscht war. Ziel ihrer Forschung ist es, diese Erkenntnisse zu erweitern, um das Vorhandensein von Nanokunststoffen in anderen Bereichen zu untersuchen, z. B. im Leitungswasser und im Abwasser von Wäschereien, das nachweislich Millionen von Partikeln pro Ladung enthält.

Welche Auswirkungen hat dies auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit?

Die weltweite Kunststoffproduktion beläuft sich auf schwindelerregende 400 Millionen Tonnen pro Jahr, und die Folgen sind sowohl in den Gewässern als auch auf den Mülldeponien zu spüren: Jährlich werden über 30 Millionen Tonnen Kunststoff weggeworfen. Da synthetische Materialien, einschließlich Kleidung, während des Gebrauchs Plastikpartikel abwerfen, versuchen Experten immer noch, die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen zu beurteilen. Obwohl die Größe dieser Partikel weniger wichtig ist als ihre Anzahl, können sie umso leichter in unseren Körper eindringen, je kleiner sie sind.

Mit der Veröffentlichung dieser Studie in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences hat die Besorgnis über die Verunreinigung von abgefülltem Wasser durch Nanokunststoffe einen kritischen Punkt erreicht. Die von der Columbia University durchgeführte Studie ist ein Aufruf zum Handeln und unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Verschmutzung durch Kunststoffe und die möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu bekämpfen. Die Untersuchung von Nanokunststoffen in verschiedenen Umgebungen wird zweifelsohne weiteres Licht auf dieses allgegenwärtige Problem werfen. Es ist an der Zeit, dass wir entscheidende Schritte unternehmen, um unser Wohlergehen zu sichern, indem wir umfassende Lösungen zur Bekämpfung dieser unsichtbaren, aber gewaltigen Gefahr umsetzen.

Was sind die Ergebnisse vorhergehender Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik in Lebensmitteln und Wasser?

Die Ergebnisse von Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik in Lebensmitteln und Wasser sind noch nicht abschließend gesichert und es besteht angesichts der Komplexität des Themas weiterhin Forschungsbedarf. So gibt es bisher kaum Studien zu den Langzeitfolgen von Mikroplastik auf unseren Körper. Es fehlt an Forschung und Evidenz, um die Auswirkungen von Mikroplastikpartikeln im unteren Mikrometerbereich auf den menschlichen Körper genau zu verstehen. Es wird vermutet, dass Mikroplastikpartikel durch den Körper wandern, sich in Organen festsetzen und in Immunzellen vordringen können.

Die Aufnahme von Mikroplastik in den menschlichen Körper oberhalb einer Größe von 150 Mikrometern ist unwahrscheinlich. Es gibt Mechanismen im Körper, die dafür sorgen, dass auch kleinere Partikel wieder ausgeschieden werden können. Gesunde Haut oder Schleimhaut stellen eine effiziente Barriere gegenüber größeren Teilchen dar.

Die WHO empfiehlt präventive Maßnahmen wie zusätzliche Filterung des Abwassers, um Mikroplastik-Partikel aus dem Wasser zu entfernen. In Deutschland können durch Maßnahmen in der Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung ebenfalls der Anteil an Mikroplastik reduziert werden.

Gibt es Vorschriften oder Maßnahmen, um den Einsatz von Mikroplastik in Lebensmitteln und Wasser zu reduzieren?

Die Europäische Union hat beschlossen, den Verkauf von Mikroplastik in Kosmetika, Reinigungsmitteln und anderen Produkten zu verbieten. In einigen Ländern gibt es eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die Mikroplastik enthalten. Dadurch sollen Verbraucher informiert werden und die Möglichkeit haben, Produkte ohne Mikroplastik zu wählen.

Es wird intensiv an Alternativen zu Mikroplastik gearbeitet. Unternehmen und Forschungseinrichtungen suchen nach umweltfreundlichen Materialien, die Mikroplastik ersetzen können.

Kläranlagen spielen eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Mikroplastik in Gewässern. Es werden verschiedene Technologien entwickelt, um Mikroplastik aus dem Abwasser zu entfernen, bevor es in Flüsse und Meere gelangt. Es werden Kampagnen durchgeführt, um das Bewusstsein für die Problematik von Mikroplastik zu schärfen und Verbraucher dazu zu ermutigen, umweltfreundlichere Alternativen zu wählen.

Wie können Verbraucher dazu beitragen, den Einsatz von Mikroplastik zu reduzieren?

Einwegprodukte wie Einwegteller, -besteck, Trinkhalme und Rührstäbchen sollten vermieden werden. Stattdessen kann man Mehrweggeschirr nutzen oder Getränke und Snacks anbieten, die ohne überflüssige Einwegartikel auskommen.

In vielen größeren Städten gibt es „Unverpackt“-Läden, in denen man Lebensmittel ohne Plastikverpackungen kaufen kann. Alternativ kann man auch den Wochenmarkt oder Läden mit Frischetheken besuchen, um Plastik zu vermeiden.

Einweg-Tragetaschen aus Plastik oder Papier sollten vermieden werden. Stattdessen kann man Mehrweg-Tragetaschen verwenden oder den eigenen Rucksack oder Einkaufsbeutel zum Einkaufen mitbringen.

Obst und Gemüse sind häufig in Plastikfolien verpackt. Es ist jedoch oft überflüssig, da viele Früchte und Gemüse ihre eigene schützende Hülle haben oder einfach gut abgewaschen werden können. Man kann eigene Mehrwegbeutel oder -netze mitbringen oder spezielle Mehrwegbeutel für Obst und Gemüse verwenden.

Einweggetränkeflaschen und -dosen erzeugen viel Müll. Es ist daher empfehlenswert, Mehrwegflaschen zu verwenden. Glasflaschen sind umweltfreundlicher als Plastikflaschen, wenn sie keine langen Transportwege hinter sich haben. Am besten hat man immer seine eigene Mehrwegflasche mit Leitungswasser dabei.

Kaffee und Essen zum Mitnehmen werden oft in Einwegverpackungen angeboten. Man kann mitgebrachte Mehrwegbecher oder Dosen verwenden oder den Kaffee und das Essen vor Ort genießen.

Einige Kosmetikprodukte enthalten Mikroplastik. Man sollte auf Inhaltsstoffe wie Polyethylen (PE) oder Polyquaternium (PQ) achten und zertifizierte Naturkosmetik bevorzugen.

Kleidung aus Synthetikmaterialien kann bei jedem Waschen Mikroplastik freisetzen. Es ist daher empfehlenswert, langlebige Kleidung aus hochwertigen Materialien zu wählen und Kleidungstauschpartys zu veranstalten, um ältere Kleidungsstücke ein zweites Leben zu geben.

Durch die Umsetzung dieser Tipps können Verbraucher aktiv dazu beitragen, den Einsatz von Mikroplastik zu reduzieren und somit die Umwelt zu schützen.

Gibt es gesetzliche Regelungen oder Initiativen, die den Einsatz von Mikroplastik einschränken?

Es gibt tatsächlich gesetzliche Regelungen und Initiativen, die den Einsatz von Mikroplastik einschränken. Die Europäische Union hat im Jahr 2023 ein umfassendes Verbot von absichtlich zugesetzten Mikroplastikpartikeln beschlossen. Das Verbot gilt für verschiedene Anwendungen wie Kosmetika, Farben, Medikamente und das Einstreumaterial von Kunstrasenplätzen. Es wird schrittweise wirksam, um den Herstellern ausreichend Zeit für die Entwicklung von Alternativen und die Umstellung der Produktion zu ermöglichen. Die Übergangsfristen betragen bis zu zwölf Jahre, also bis zum Jahr 2035. Die Mikroplastik-Beschränkung ist Teil der EU-Kunststoffstrategie. Diese Strategie wurde von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) entworfen und durch das Bundesumweltministerium befördert und beschleunigt.

Die Europäische Kommission hat eine Verordnung verabschiedet, die den Verkauf von Mikroplastik und Produkten, denen Mikroplastik bewusst zugesetzt wurde, untersagt. Diese Partikel werden bei der Verwendung freigesetzt. Die Verordnung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der ECHA und wurde von den EU-Mitgliedstaaten zugestimmt.

Die Europäische Chemikalienagentur definiert zudem Mikroplastik als feste Kunststoffpartikel, die in der Regel kleiner als 5 mm sind und aus Gemischen von Polymeren und deren Additiven bestehen. Es wird zwischen beabsichtigt zugefügten und unbeabsichtigt freigesetzten Partikeln unterschieden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Regelungen und Fristen je nach Anwendungsbereich variieren können. Unternehmen sollten daher den Beschränkungstext und die geltenden Vorschriften prüfen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen entsprechen.

Quellen

  1. Bottled water contaminated with up to 100 times more plastic than thought – Study Finds
  2. Wie gefährlich ist Mikroplastik? Die wichtigsten Fakten – quarks.de
  3. Mikroplastik und Lebensmittel: Lebensmittelverband Deutschland
  4. Was passiert mit Mikroplastik in unserem Körper?
  5. Plastik vermeiden: Tipps & Tricks
  6. Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik
  7. 10 Tipps für weniger Plastik | Greenpeace
  8. BMUV: Erstes Mikroplastik-Verbot ab 2023 | Cluster
  9. Neue Regeln zur Beschränkung von bewusst zugesetztem Mikroplastik: Die wichtigsten Fragen und Antworten – Europäische Kommission
  10. Mikroplastik – REACH-Beschränkung veröffentlicht – UMCO

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⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

 

 

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