Das Darmmikrobiom besteht aus Milliarden von Mikroorganismen, die für das normale Funktionieren des Körpers wichtig sind. Häufig verschriebene Medikamente können die Darmmikroben auf unterschiedliche Weise beeinflussen.
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2, Fettleibigkeit und koronare Herzkrankheiten nehmen weiter zu und sind weltweit die häufigste Todesursache. Die Betroffenen müssen oft über Monate oder sogar Jahre hinweg täglich mehrere Medikamente einnehmen.
Forscher der Bork-Gruppe am EMBL Heidelberg haben nun in Zusammenarbeit mit mehr als zwanzig europäischen Instituten zeigen können, dass viele häufig verwendete Medikamente starke Auswirkungen auf die Darmmikroben haben.
Dazu gehören Medikamente, die zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden, sowie Antibiotika. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.
Die Forscher haben die Auswirkungen von 28 verschiedenen Medikamenten und mehreren Medikamentenkombinationen analysiert.
Viele der untersuchten Medikamente wirkten sich den Wissenschaftler zufolge negativ auf die Zusammensetzung und den Zustand der Darmbakterien aus, aber andere, darunter Aspirin, können einen positiven Einfluss auf das Darmmikrobiom haben.
Bei der Untersuchung stellte sich außerdem heraus, dass Medikamente einen stärkeren Einfluss auf das Mikrobiom des menschlichen Körpers haben können als Krankheiten, Ernährung und Rauchen zusammen.
Während die negativen und dauerhaften Auswirkungen von Antibiotika auf die Darmbakterien bereits bekannt sind, zeigte die vorliegende Untersuchung, dass sich diese negativen Auswirkungen wahrscheinlich im Laufe der Zeit akkumulieren.
Im Rahmen der Studie zeigte sich, dass das Darmmikrobiom von Patienten, die über einen Zeitraum von fünf Jahren mehrere Behandlungen mit Antibiotika erhielten, zunehmend weniger gut intakt war. Dazu gehörten auch Symptome, die auf eine antimikrobielle Resistenz hindeuten
Zwar ist bekannt, dass das Mikrobiom den Gesundheitszustand eines Patienten widerspiegeln und eine Reihe von Biomarkern zur Beurteilung des Schweregrads von Krankheiten liefern kann.
Was den Autoren der Studie zufolge jedoch oft übersehen wird, ist, dass auch die zur Behandlung einer Krankheit eingesetzten Medikamente den Zustand des Mikrobioms beeinflussen.
Die Forscher hoffen, dass diese Ergebnisse zu Erkenntnissen führen, die bei der Anpassung von Medikamenten sowie bei der Planung individueller Behandlungs- und Präventionsstrategien hilfreich sein könnten.
Quellen: European Molecular Biology Laboratory / Peer Bork, Combinatorial, additive and dose-dependent drug-microbiome associations, Nature (2021). DOI: 10.1038/s41586-021-04177-9.
vgt
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