Hallux Valgus, oft auch als Ballenzeh bezeichnet, ist eine Deformität des Fußes, bei der es zu einer Fehlstellung des großen Zehs kommt. Der große Zeh neigt sich dabei in Richtung der anderen Zehen, während das erste Mittelfußknochen nach außen drängt. Diese Veränderung kann zu Schmerzen und Schwierigkeiten beim Gehen führen. Die Erkrankung tritt häufiger bei Frauen auf und kann sowohl an einem als auch an beiden Füßen vorkommen. Es gibt verschiedene Stadien von Hallux Valgus, von leicht bis schwerwiegend.
ÜBERSICHT
Was sind die Ursachen von Hallux Valgus?
Es gibt mehrere Faktoren, die zur Entwicklung eines Hallux Valgus beitragen können.
Genetische Veranlagung
Eine familiäre Häufung lässt darauf schließen, dass genetische Komponenten eine Rolle spielen. Studien zeigen, dass Personen mit Verwandten, die unter Hallux Valgus leiden, ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls betroffen zu sein. Die genauen Gene und Mechanismen, die hierbei eine Rolle spielen, sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Unpassendes Schuhwerk
Zu enge oder hochhackige Schuhe können Druck auf den großen Zeh ausüben und so zu einer Fehlstellung führen. Vor allem das dauerhafte Tragen solcher Schuhe über einen längeren Zeitraum erhöht das Risiko. Durch den Druck werden die Weichteile um den Großzehengrund verformt, was zu einer Abspreizung des Zehs führt.
Fehlbelastungen
Abnormale Belastungen des Fußes durch bestimmte Berufe oder Sportarten können ebenfalls ursächlich sein. Jobs, bei denen viel Stehen oder Gehen erforderlich ist, sowie Sportarten mit wiederholten abrupten Richtungswechseln begünstigen die Entstehung eines Hallux Valgus. Durch die Fehlbelastungen kommt es zu einer Überdehnung der Gelenkkapsel und Bänder im Großzehenbereich.
Fußfehlstellungen
Bestimmte Formen von Platt-, Spreiz- oder Senkfüßen begünstigen die Entstehung eines Ballenzehs. Bei Plattfüßen ist häufig das Längsgewölbe abgeflacht, wodurch der Großzeh in eine Valgusstellung gedrängt wird. Aber auch hohe Fußgewölbe können auf Dauer zu einer Überlastung und Deformierung des Großzehengrundgelenks führen.
Das Tragen von geeignetem Schuhwerk kann präventiv wirken und sollte insbesondere bei bekannter familiärer Vorbelastung beachtet werden.
Was sind Symptome und Anzeichen?
Die Symptomatik eines Hallux Valgus entwickelt sich meist langsam über Jahre hinweg.
Anfängliche Rötungen oder Druckstellen am großen Zehenballen
In einem frühen Stadium treten häufig Rötungen, Schwielen oder Druckstellen am Großzehenballen auf. Diese entstehen durch Reibung mit dem Schuhwerk oder durch Druck, wenn der Großzeh gegen die zweite Zehe gedrängt wird.
Später kommen Schwellungen hinzu
Mit zunehmender Fehlstellung bilden sich entzündliche Schwellungen und verdickte Bursen am Großzehengrundgelenk. Die gereizten und verdickten Weichteile verstärken den Druck auf die benachbarten Zehen weiter.
Im weiteren Verlauf treten häufig Schmerzen auf
Durch die Fehlbelastung, Gelenkreizungen und Schwellungen kommt es zu zunehmenden Schmerzen im Großzehenbereich bzw. an der Großzehengrundgelenk. Diese treten meist belastungsabhängig beim Laufen oder in engen Schuhen auf, können aber auch in Ruhe bestehen bleiben.
Die Beweglichkeit im Großzehenbereich nimmt ab
Die Fehlstellung und Gelenkirritationen führen zu einer Abnahme der Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks. Die Zehe lässt sich immer schlechter bewegen oder in Neutralstellung bringen.
Es bilden sich eventuell zusätzliche Hammerzehen
Durch den Druck des nach außen gedrängten Großzehs kommt es mitunter zu Verformungen der benachbarten Zehen. Diese weichen in eine Fehlstellung nach oben oder unten aus und können sich zu Hammer- oder Krallenzehen deformieren.
Sobald diese Anzeichen bemerkbar sind, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Wie sieht die Diagnose bei Verdacht auf Hallux Valgus aus?
Bei Verdacht auf einen Hallux Valgus wird zunächst eine körperliche Untersuchung durchgeführt.
Visuelle Begutachtung der Fußstellung
Der Arzt inspiziert den Fuß in unterschiedlichen Stellungen und Belastungen. Die Form und Achsenstellung des Fußes sowie die Stellung der Zehen zueinander geben Hinweise auf das Vorliegen und den Schweregrad eines Hallux Valgus.
Palpation (Abtasten) um Druckpunkte zu identifizieren
Durch Abtasten markanter Knochenpunkte und Weichteile kann der Arzt feststellen, ob Gelenkverschiebungen oder entzündliche Veränderungen vorliegen. Druckdolenz weist auf eine Irritation der Gewebe hin.
Überprüfung der Beweglichkeit im Großzehenbereich
Die manuelle Untersuchung der Großzehenbeweglichkeit in verschiedene Richtungen dient dazu, einen Bewegungseinschränkung oder Instabilität festzustellen.
Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen zur genaueren Beurteilung
Anhand von Röntgenbildern lassen sich der Grad der Fehlstellung, Gelenkspaltverschmälerungen, knöcherne Anbauten sowie Begleitveränderungen wie Arthrose etc. gut erkennen und beurteilen.
Was sind konservative Behandlungsmethoden?
Bevor operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden, gibt es verschiedene konservative Therapieansätze.
Physiotherapie zur Kräftigung der Muskulatur
Gezielte Übungen zum Aufbau und zur Kräftigung der kleinen Fußmuskeln können helfen, Fehlstellungen des Vorfußes zu korrigieren und den Großzeh in einer besseren Position zu halten. Auch manuelle Techniken zur Dehnung verkürzter Strukturen oder Mobilisation steifer Gelenke können angewandt werden.
Spezielle Einlagen oder Orthesen zur Korrektur der Fußstellung
Orthopädische Einlagen oder Zehenspreizer können genutzt werden, um den Großzeh in einer funktionellen Position zu halten und Fehlstellungen zu korrigieren. Sie müssen allerdings regelmäßig getragen werden.
Medikamentöse Therapie gegen Entzündungsreaktionen
Bei schmerzhaften Entzündungsreaktionen können vorübergehend Medikamente wie Entzündungshemmer oder lokale Infiltrationen zum Einsatz kommen. Sie dienen der Symptomlinderung, beheben aber nicht die Fehlstellung selbst.
Diese Methoden zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Deformität zu verlangsamen.
Operative Therapie bei fortgeschrittenem Hallux Valgus
Bei einem fortgeschrittenen Hallux Valgus mit starken Beschwerden oder Bewegungseinschränkungen kann eine operative Korrektur notwendig werden.
Die gängigsten operativen Methoden sind:
- Umstellungsosteotomien: Durch gezielte Durchtrennung und Neuausrichtung der Mittelfußknochen wird der Großzeh reponiert.
- Versteifungsoperationen (Arthrodese): Das Großzehengrundgelenk wird operativ versteift.
- Weichteilkorrekturen: Sehnen oder Kapseln werden durchtrennt, um die Großzehe neu auszurichten.
Vor- und Nachteile der Operation:
- In über 90% der Fälle ist mit einer deutlichen Schmerzlinderung und Korrektur der Fehlstellung zu rechnen.
- Es besteht ein Risiko für Komplikationen wie Wundheilungsstörungen, Infektionen oder Thrombosen.
- Nach der OP sind meist mehrere Wochen an Krücken sowie eine Ruhigstellung notwendig.
Ob und wann eine Operation angeraten ist, muss individuell entschieden werden. Konservative Maßnahmen haben Vorrang, solange sie ausreichend helfen.
Zusammenfassung: Umgang mit Hallux Valgus
- Hallux Valgus ist eine häufige und oft schmerzhafte Fehlstellung des Großzehs.
- Risikofaktoren sind genetische Veranlagung, falsches Schuhwerk und Fehlbelastungen.
- Typische Symptome sind Druckstellen, Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
- Konservative Behandlungsmaßnahmen haben Vorrang, bevor operative Korrekturen erwogen werden.
- Regelmäßige Kontrollen sowie das Tragen geeigneten Schuhwerks können helfen, die Progression zu verlangsamen.
Sprechen Sie Ihren Arzt an, wenn Sie Symptome an Ihren Füßen bemerken oder zu Risikogruppen gehören, um frühzeitig reagieren zu können.
Quellen und weitere Informationen
- Hallux valgus, Wikipedia, 2024.
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