Gen aktiviert Herzregeneration nach Herzinfarkt

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M.D. Redaktion, Veröffentlicht am: 05.11.2025, Lesezeit: 8 Minuten

In einer bahnbrechenden Entwicklung, die Millionen Herzkranken neue Hoffnung gibt, haben Wissenschaftler der Mount Sinai School of Medicine eine Methode entdeckt, um das „schlafende“ Cyclin A2-Gen zu reaktivieren, das Herzmuskelzellen zur Regeneration anregt und die Behandlung von Herzinfarkten revolutionieren könnte.

Ein Wendepunkt für die Herzgesundheit

Herzkrankheiten bleiben die weltweit häufigste Todesursache, mit fast 18 Millionen Todesfällen jährlich. Ein Herzinfarkt führt zum Absterben von Millionen Herzmuskelzellen, die durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt werden, was die Herzfunktion dauerhaft schwächt. Unter der Leitung von Dr. Hina Chaudhry, Direktorin für kardiovaskuläre Regenerationsmedizin an der Icahn School of Medicine, hat ein Forschungsteam nun gezeigt, dass das menschliche Herz seine natürliche Regenerationsfähigkeit wiedererlangen kann. Durch die Reaktivierung des Cyclin A2-Gens, das nach der Geburt inaktiv wird, können geschädigte Herzmuskelzellen zur Teilung angeregt werden. Diese Entdeckung, veröffentlicht in npj Regenerative Medicine, markiert einen Paradigmenwechsel in der Kardiologie, da sie die Möglichkeit eröffnet, Herzschäden nicht nur zu behandeln, sondern dauerhaft zu heilen.

Die Rolle des Cyclin A2-Gens

Während der fötalen Entwicklung ist das Cyclin A2-Gen aktiv und ermöglicht die Teilung von Herzmuskelzellen, wodurch das Herz wächst. Nach der Geburt schaltet sich dieses Gen ab, und das Herz verliert seine Fähigkeit zur Regeneration. Dr. Chaudhrys Team entwickelte eine innovative Methode, um dieses Gen in adulten Herzmuskelzellen gezielt zu reaktivieren. Mithilfe eines human-kompatiblen viralen Vektors, einem speziell entwickelten Transportsystem, wird das Gen in die Zellen eingeschleust. In Laborexperimenten mit Herzmuskelzellen von erwachsenen Spendern im Alter von 21, 41 und 55 Jahren zeigten die Ergebnisse Erstaunliches: Besonders die Zellen der älteren Spender (41 und 55 Jahre) begannen sich zu teilen und bildeten neue, vollständig funktionsfähige Herzmuskelzellen mit intakten Strukturen und normaler Kalziumaktivität. Jüngere Herzen, wie das des 21-jährigen Spenders, zeigten weniger Reaktion, was darauf hindeutet, dass sie bereits eine gewisse natürliche Regenerationsfähigkeit besitzen.

Zwei Jahrzehnte bahnbrechender Forschung

Diese Entdeckung ist das Ergebnis von fast 20 Jahren intensiver Forschung. Bereits 2014 veröffentlichte Dr. Chaudhrys Team eine bahnbrechende Studie in Science Translational Medicine, die zeigte, dass die Reaktivierung von Cyclin A2 bei Schweinen – deren Herzen dem menschlichen sehr ähnlich sind – die Regeneration nach einem Herzinfarkt ermöglichte. Dieser Erfolg war ein Meilenstein, da er bewies, dass Herzregeneration in einem großen Säugetier möglich ist. Die jüngste Studie überträgt diese Erkenntnisse nun auf menschliche Herzmuskelzellen und schließt eine entscheidende Lücke auf dem Weg zu klinischen Anwendungen. Die Ergebnisse bestätigen, dass selbst adulte Herzen, die lange Zeit als nicht regenerationsfähig galten, durch diese Methode repariert werden können.

Präzision und Sicherheit der Methode

Ein herausragendes Merkmal der Cyclin A2-Therapie ist ihre Präzision. Die Reaktivierung des Gens aktiviert vorübergehend Wachstumsprozesse, die es den Herzmuskelzellen ermöglichen, sich zu teilen, bevor sie in ihren stabilen Zustand zurückkehren. Dies ist entscheidend, da unkontrolliertes Zellwachstum, wie es bei Krebs oder bestimmten Herzerkrankungen vorkommt, gefährlich sein könnte. Die Forschung zeigt, dass die neuen Herzmuskelzellen nicht nur funktionsfähig sind, sondern auch keine Anzeichen von abnormalem Wachstum oder Funktionsstörungen aufweisen. Anstatt fremde Substanzen einzuführen, nutzt die Therapie die natürlichen Mechanismen des Körpers, indem sie das Herz an seine eigene Regenerationsfähigkeit „erinnert“. Diese natürliche Herangehensweise macht die Methode besonders vielversprechend für zukünftige Behandlungen.

Ein neues Zeitalter in der Kardiologie

Bisher konzentrierte sich die Behandlung von Herzkrankheiten auf die Linderung von Symptomen. Medikamente verbessern die Durchblutung oder reduzieren die Belastung des Herzens, während Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz auf invasive Maßnahmen wie Herzschrittmacher oder Transplantationen angewiesen sind. Doch diese Ansätze behandeln lediglich die Folgen eines Herzinfarkts, nicht die Ursache – den Verlust von Herzmuskelzellen. Die Cyclin A2-Therapie könnte dies grundlegend ändern. Eine einmalige Gen-Therapie könnte das Herz dazu anregen, verlorenes Gewebe zu ersetzen, was die Notwendigkeit für lebenslange Medikation oder chirurgische Eingriffe drastisch reduzieren könnte. „Unser Ziel ist es, das Herz nicht nur zu stabilisieren, sondern es zu heilen“, betont Dr. Chaudhry. Diese Vision könnte die Lebensqualität von Millionen Menschen verbessern, die an Herzinsuffizienz leiden, und ihnen Energie, Mobilität und Unabhängigkeit zurückgeben.

Hoffnung für Patienten weltweit

Herzkrankheiten betreffen Millionen Menschen und verursachen nicht nur hohe Sterblichkeitsraten, sondern auch erhebliche Einschränkungen im Alltag. Herzinsuffizienz führt oft zu Atemnot, Erschöpfung und eingeschränkter Mobilität, was die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Die Aussicht, dass eine regenerative Therapie diese Schäden rückgängig machen könnte, ist ein enormer Fortschritt. Die Therapie befindet sich zwar noch in der Forschungsphase, doch die nächsten Schritte sind klar: Dr. Chaudhrys Team plant, die Genehmigung der FDA für klinische Studien zu beantragen. Diese Studien werden die Sicherheit, Dosierung und langfristigen Effekte der Therapie testen, um sicherzustellen, dass sie für Patienten geeignet ist. Sollten die Ergebnisse positiv ausfallen, könnte die Therapie in den kommenden Jahren die Kardiologie revolutionieren.

Praktische Wege zur Unterstützung der Herzgesundheit

Während die Gen-Therapie noch entwickelt wird, gibt es Maßnahmen, die jeder ergreifen kann, um die Herzgesundheit zu fördern. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß, unterstützt die Herzfunktion und reduziert Risikofaktoren wie hohen Cholesterinspiegel. Regelmäßige Bewegung – etwa 30 Minuten moderater Aktivität wie Gehen, Schwimmen oder Radfahren an fünf Tagen pro Woche – stärkt das Herz und verbessert die Durchblutung. Stressmanagement durch Techniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga kann den Blutdruck senken und das Herz entlasten. Ebenso wichtig sind regelmäßige Gesundheitschecks, um Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker frühzeitig zu überwachen und Risiken zu minimieren. Diese einfachen Schritte können helfen, das Herz gesund zu halten, bis regenerative Therapien verfügbar werden.

Die menschliche Geschichte hinter der Entdeckung

Hinter dieser wissenschaftlichen Leistung steht eine inspirierende Geschichte menschlicher Entschlossenheit. Dr. Hina Chaudhry hat fast zwei Jahrzehnte lang daran gearbeitet, die Grenzen der Herzmedizin zu verschieben. Ihre Vision, das Herz zur Selbstheilung zu befähigen, stieß zunächst auf Skepsis, doch ihre Beharrlichkeit führte zu einem der bedeutendsten Fortschritte in der modernen Kardiologie. „Wir haben bewiesen, dass das Herz regeneriert werden kann“, sagt sie. „Nun bringen wir diese Vision den Patienten näher.“ Ihre Arbeit zeigt, wie wissenschaftliche Innovation und menschliches Engagement Hand in Hand gehen, um die Medizin voranzutreiben und Millionen Menschen Hoffnung zu geben.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Wie unterscheidet sich die Cyclin A2-Therapie von traditionellen Herzbehandlungen? Im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen, die Symptome wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen lindern, zielt die Cyclin A2-Therapie auf die Ursache von Herzschäden ab: den Verlust von Herzmuskelzellen. Durch die Reaktivierung des Gens wird die Regeneration von funktionsfähigem Herzgewebe ermöglicht, was eine Heilung statt einer bloßen Stabilisierung bedeutet.

Welche Patienten könnten von dieser Therapie profitieren?

Die Forschung deutet darauf hin, dass besonders ältere Patienten mit geschwächtem Herzen von der Therapie profitieren könnten, da ihre Herzen weniger natürliche Regenerationsfähigkeit besitzen. Die Therapie könnte sowohl nach Herzinfarkten als auch bei chronischer Herzinsuffizienz eingesetzt werden, muss aber in klinischen Studien weiter spezifiziert werden.

Welche Risiken sind mit der Gen-Therapie verbunden?

Die bisherigen Studien zeigen, dass die Reaktivierung von Cyclin A2 gezielt und kontrolliert erfolgt, wodurch Risiken wie unkontrolliertes Zellwachstum minimiert werden. Dennoch müssen klinische Studien mögliche Langzeitrisiken, wie Immunreaktionen oder unerwartete Nebenwirkungen, gründlich untersuchen.

Wie lange wird es dauern, bis die Therapie allgemein verfügbar ist?

Die Dauer hängt von der Geschwindigkeit und den Ergebnissen der klinischen Studien ab, die typischerweise mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Optimistische Schätzungen legen nahe, dass die Therapie in 5–10 Jahren zugelassen werden könnte, sofern die Studien erfolgreich verlaufen.

Kann die Lebensweise die Wirksamkeit der Therapie beeinflussen?

Ja, eine gesunde Lebensweise könnte die Ergebnisse der Therapie unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement fördern die allgemeine Herzgesundheit und könnten die Regenerationsprozesse optimieren, sobald die Therapie verfügbar ist.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Quelle:

  •  Dr. Hina Chaudhry, Mount Sinai School of Medicine. (n.d.). Scientists reactivate “sleeping” gene that lets the human heart heal itself after a heart attack. https://www.mountsinai.org

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