Neue Studie widerlegt Theorie zu Rauschen bei ADHS

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M.D. Redaktion, Veröffentlicht am: 26.10.2025, Lesezeit: 7 Minuten

Eine bahnbrechende Studie der Universität Gent, veröffentlicht im Journal of Attention Disorders, stellt die gängige Erklärung infrage, warum auditive Stimulationen, wie etwa rosa Rauschen oder andere Geräuschformen, die kognitiven Fähigkeiten und die Aufmerksamkeitsspanne von Menschen mit Merkmalen der Aufmerksamkeitsdefizit /Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verbessern können.

Die Grundlagen der Studie

Die Forschung, veröffentlicht im Journal of Attention Disorders, untersucht, wie sowohl zufälliges Rauschen als auch ein nicht-zufälliger reiner Ton ähnliche Effekte auf eine Hirnaktivität haben, die mit neuronalem Rauschen verbunden ist. Dies widerspricht den Kernannahmen des prominenten Moderate Brain Arousal Models. Forscher von der Ghent University haben 69 neurotypische Erwachsene getestet, um die Auswirkungen zu analysieren.

Die Teilnehmer füllten zunächst den Adult ADHD Self-Report Scale aus, um ADHS-Merkmale zu bewerten. Anschließend wurde ihre Hirnaktivität mittels Ruhe-EEG gemessen. In drei Phasen – Stille, rosa Rauschen und 100-Hz-Ton – wurde der aperiodische Slope der Power Spectral Density betrachtet, ein Maß für neuronales Rauschen.

Herausforderung der Moderate Brain Arousal Model

Das Moderate Brain Arousal Model geht davon aus, dass ADHS mit niedrigeren Levels an internem neuronalem Rauschen einhergeht. Externe zufällige Geräusche sollen dieses durch stochastische Resonanz erhöhen und so die Signalverarbeitung verbessern. Bisherige Studien fehlten jedoch direkte Messungen und Vergleiche mit nicht-zufälligen Tönen.

Die Ergebnisse zeigen das Gegenteil: Personen mit höheren ADHS-Merkmalen hatten in der Stille einen flacheren aperiodischen Slope, was auf mehr neuronales Rauschen hinweist. Dies passt zu neueren Befunden bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Rosa Rauschen machte den Slope steiler und reduzierte somit das neuronale Rauschen – entgegen der Modellvorhersage.

Der 100-Hz-Ton hatte denselben Effekt wie rosa Rauschen. Beide Stimuli verringerten das neuronale Rauschen bei Betroffenen mit ADHS-Traits. Dies stellt die Notwendigkeit stochastischer Resonanz in Frage, da ein nicht-zufälliger Ton ähnlich wirkt.

Alternativen Erklärungen für Rauschen bei ADHS

Die Autoren schlagen vor, dass beide Arten von Geräuschen die Gehirnarousal allgemein modulieren könnten. Dies stimmt mit dem State Regulation Deficit Account von ADHS überein, wonach Betroffene Schwierigkeiten haben, ihr Arousal-Level an Situationen anzupassen. Jegliche Stimulation könnte helfen, ein optimales Zustand zu erreichen.

Interessant ist, dass Stimulation bei höheren ADHS-Merkmalen das Arousal senkt. Dies könnte damit zusammenhängen, dass diese Personen in Ruhe nicht wirklich entspannen können. Kontinuierliche Geräusche könnten helfen, den Geist zu beruhigen und die Regulation zu erleichtern.

Praktische Tipps zur Anwendung von Rauschen

Rosa Rauschen kann im Alltag integriert werden, um Konzentration bei ADHS zu fördern. Zum Beispiel Apps wie „White Noise“ oder YouTube-Videos mit rosa Rauschen abspielen, während man arbeitet oder lernt. Beginnen Sie mit niedriger Lautstärke, um Überstimulation zu vermeiden.

Ein Beispiel: Ein Student mit ADHS-Merkmalen hört rosa Rauschen über Kopfhörer beim Lernen. Dies könnte helfen, Ablenkungen zu reduzieren und die Fokussierung zu verbessern. Testen Sie verschiedene Rauscharten wie weißes oder braunes Rauschen, um die beste Passung zu finden.

Vorteile von weißem Rauschen

  • Weißes Rauschen deckt ein breites Frequenzspektrum ab und maskiert Umgebungsgeräusche effektiv.
  • Es ist ideal für Schlafstörungen bei ADHS, da es beruhigend wirkt.
  • Kombinieren Sie es mit Routinen, wie abendlichem Zuhören, um den Tag abzuschließen.

Vergleich zu braunem Rauschen

Braunes Rauschen hat tiefere Töne und fühlt sich natürlicher an, wie Meeresrauschen. Es könnte bei ADHS besser für Entspannung funktionieren als rosa Rauschen. Probieren Sie es in stressigen Situationen, um neuronales Rauschen zu balancieren.

Limitationen und zukünftige Forschung

Die Studie wurde mit neurotypischen Erwachsenen durchgeführt, die in ADHS-Merkmalen variierten. Eine Replikation bei klinisch diagnostizierten ADHS-Patienten ist notwendig. Zudem erfolgte die Messung im Ruhezustand, nicht während kognitiver Aufgaben.

Zukünftige Arbeiten sollten Effekte während Aufmerksamkeitsaufgaben prüfen. Dies könnte klären, ob die Muster in aktiven Szenarien bestehen bleiben. Klinische Samples würden die Ergebnisse robuster machen.

Tiefere Einblicke in neuronales Rauschen

Neuronales Rauschen bezieht sich auf den Hintergrundlärm im Gehirn, der nicht rhythmisch ist. Bei ADHS könnte erhöhtes Rauschen zu Hyperaktivität beitragen. Die Studie misst es über den aperiodischen Slope, was ein zuverlässiges Indiz darstellt.

Praktisch: Nutzen Sie EEG-Apps oder Wearables, um Ihr eigenes neuronales Rauschen zu tracken. Dies könnte personalisierte Strategien ermöglichen, wie angepasste Rauschtherapien. Denken Sie daran, professionelle Beratung einzuholen.

Beispiele aus dem Alltag

  • Bei der Arbeit: Spielen Sie rosa Rauschen im Büro, um Fokus zu steigern und Kollegengeräusche zu überdecken.
  • Im Studium: Kombinieren Sie es mit Pomodoro-Technik – 25 Minuten Lernen mit Rauschen, dann Pause.
  • Zu Hause: Verwenden Sie es für Haushaltsaufgaben, um Prokrastination bei ADHS zu reduzieren.

Die Autoren und ihre Beiträge

Die Studie stammt von Joske Rijmen, Mehdi Senoussi und Jan R. Wiersema. Ihr Titel: „Pink Noise and a Pure Tone Both Reduce 1/f Neural Noise in Adults With Elevated ADHD Traits: A Critical Appraisal of the Moderate Brain Arousal Model“. Sie fordern eine Neubewertung etablierter Modelle.

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Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was unterscheidet rosa, weißes und braunes Rauschen in der ADHS-Therapie?

Rosa Rauschen hat mehr Energie in niedrigen Frequenzen und klingt weicher als weißes Rauschen, das alle Frequenzen gleichmäßig abdeckt; braunes Rauschen betont tiefe Töne und wirkt besonders beruhigend. Für ADHS kann rosa Rauschen die Konzentration fördern, während braunes Rauschen besser für Entspannung geeignet ist. Die Wahl hängt von individuellen Präferenzen und dem gewünschten Effekt ab.

Können Kinder mit ADHS von Rauschtherapien profitieren?

Ja, Kinder mit ADHS können von Rauschen profitieren, insbesondere wenn es an ihre Bedürfnisse angepasst ist. Studien zeigen, dass niedrige Lautstärken von rosa oder braunem Rauschen die Aufmerksamkeit während Hausaufgaben steigern können. Eltern sollten die Lautstärke überwachen und mit Lehrern oder Therapeuten zusammenarbeiten, um optimale Bedingungen zu schaffen.

Wie kann ich feststellen, ob Rauschen für mich funktioniert?

Experimentieren Sie mit verschiedenen Rauscharten (rosa, weiß, braun) über Apps wie „Relax Melodies“ und notieren Sie Veränderungen in Konzentration oder Entspannung. Verwenden Sie ein Tagebuch, um Fortschritte über Wochen zu verfolgen. Bei Unsicherheiten kann ein Psychologe helfen, die Wirksamkeit zu bewerten.

Gibt es Langzeitrisiken bei der Nutzung von Rauschen?

Bei moderater Lautstärke (unter 60 dB) sind keine Langzeitrisiken bekannt, aber übermäßige Lautstärke kann das Gehör schädigen. Manche Menschen könnten anfangs Reizbarkeit verspüren; beginnen Sie mit kurzen Sitzungen (10–15 Minuten) und passen Sie die Dauer an. Konsultieren Sie einen Arzt bei anhaltendem Unbehagen.

Welche Rolle spielt die Lautstärke bei der Rauschwirkung?

Die Lautstärke sollte niedrig bis mittel sein, um Überreizung zu vermeiden, insbesondere bei ADHS. Studien empfehlen 40–60 dB, vergleichbar mit leisem Hintergrundrauschen wie einem Ventilator. Testen Sie verschiedene Stufen und achten Sie auf Anzeichen von Stress oder Ermüdung, um die ideale Einstellung zu finden.

Kann Rauschen mit anderen ADHS-Strategien kombiniert werden?

Absolut, Rauschen ergänzt Techniken wie Verhaltenstherapie oder Achtsamkeitstraining. Beispielsweise kann rosa Rauschen während kognitiver Übungen die Effekte verstärken. Eine Kombination mit strukturierten Zeitplänen oder Medikamenten, falls verschrieben, sollte mit einem Facharzt abgestimmt werden.

Welche Geräte eignen sich am besten für Rauschtherapie?

Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung oder Lautsprecher wie Bose oder JBL bieten qualitativ hochwertigen Klang für Rauschen. Mobile Apps wie „Noise Generator“ ermöglichen flexible Anpassungen. Für Kinder sind kindgerechte Kopfhörer mit Lautstärkebegrenzung ideal, um das Gehör zu schützen.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Quelle:

  • Rijmen, J., Senoussi, M., & Wiersema, J. R. (2025). Pink Noise and a Pure Tone Both Reduce 1/f Neural Noise in Adults With Elevated ADHD Traits: A Critical Appraisal of the Moderate Brain Arousal Model. Journal of Attention Disorders0(0). https://doi.org/10.1177/10870547251357074

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