Männergehirne schrumpfen schneller: Alzheimer-Rätsel vertieft

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M.D. Redaktion, Veröffentlicht am: 02.11.2025, Lesezeit: 8 Minuten

In einer bahnbrechenden Studie, die auf umfangreichen Gehirnscans basiert und die Geschlechtsunterschiede in der Gehirnalterung beleuchtet, haben Forscher herausgefunden, dass Männer im Alter eine etwas schnellere Gehirnschrumpfung erleben als Frauen, was das Mysterium vertieft, warum Frauen dennoch häufiger an Alzheimer erkranken, und somit neue Ansätze für die Erforschung von Demenz und Neurodegeneration eröffnet.

Die Studie im Überblick: Gehirnalterung und Geschlechtsunterschiede

Eine neue großangelegte Untersuchung zu Gehirnstrukturen hat gezeigt, dass der natürliche Alterungsprozess das Gehirn von Frauen nicht stärker belastet als das von Männern. Im Gegenteil: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Männer eine leicht ausgeprägtere altersbedingte Abnahme in der Gehirnstruktur aufweisen. Dies widerspricht der Annahme, dass Gehirnalterung die höhere Prävalenz von Alzheimer bei Frauen erklären könnte.

Die Forschung, veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences, basiert auf Daten aus 14 Langzeitstudien. Sie umfasst über 12.000 MRT-Scans von mehr als 4.700 gesunden Teilnehmern im Alter von 17 bis 95 Jahren.

Warum diese Forschung wichtig ist: Alzheimer und Demenz im Fokus

Alzheimer ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die Gedächtnis und kognitive Funktionen beeinträchtigt. Sie ist die häufigste Ursache für Demenz, und Frauen machen weltweit den Großteil der Betroffenen aus. Da das Alter der größte Risikofaktor für Alzheimer ist, haben Wissenschaftler lange vermutet, dass Geschlechtsunterschiede in der Gehirnalterung eine Rolle spielen könnten.

Frühere Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Einige deuteten auf eine schnellere Abnahme bei Männern hin, andere auf das Gegenteil. Die aktuelle Arbeit klärt dies mit einem der größten Datensätze aller Zeiten.

Methodik: Wie die Daten gesammelt und analysiert wurden

Die Forscher der Universität Oslo haben Daten aus verschiedenen Studien zusammengeführt. Jeder Teilnehmer wurde mindestens zweimal gescannt, im Durchschnitt über drei Jahre. Dies ermöglichte eine Beobachtung individueller Veränderungen im Laufe der Zeit.

Gemessen wurden Veränderungen in Schlüsselfaktoren wie Kortikaldicke, Oberflächenfläche und Volumen verschiedener Gehirnregionen. Die Analyse berücksichtigte auch Kopfgröße, da Männer typischerweise größere Köpfe haben.

Praktischer Tipp: Wenn Sie sich für Ihre eigene Gehirngesundheit interessieren, lassen Sie regelmäßige MRT-Untersuchungen durchführen, um frühe Veränderungen zu erkennen – sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.

Wichtige Ergebnisse: Schnellere Gehirnschrumpfung bei Männern

Ohne Anpassungen zeigten Männer eine steilere Abnahme in 17 Gehirnmaßen, einschließlich Gesamtvolumen, Grauer und Weißer Substanz sowie Lappenvolumen. Sie wiesen eine schnellere Kortikaldünnung in visuellen und gedächtnisbezogenen Bereichen auf.

Nach Korrektur für Kopfgröße blieb der Trend bestehen: Männer verloren schneller Volumen im Okzipitallappen und Oberflächenfläche in bestimmten Regionen. Frauen zeigten nur in einem kleinen temporalen Bereich eine schnellere Abnahme.

Altersabhängige Effekte: Besonders bei Älteren sichtbar

Bei Personen über 60 Jahren zeigten Männer eine schnellere Abnahme in tiefen Strukturen wie Caudatus, Nucleus accumbens und Putamen. Diese sind für Motorik und Belohnung verantwortlich. Frauen hingegen hatten eine schnellere Ventrikelerweiterung.

Bemerkenswert: Nach Anpassung gab es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede im Hippocampus, einer für Alzheimer zentralen Struktur.

Beispiel aus dem Alltag: Viele Männer bemerken mit zunehmendem Alter Schwierigkeiten bei der Koordination – dies könnte mit der Gehirnschrumpfung zusammenhängen. Probieren Sie Übungen wie Tai Chi aus, um die Motorik zu trainieren.

Anpassungen und Robustheitsprüfungen: Weitere Einflüsse berücksichtigt

Die Forscher passten für Bildung an: Einige Unterschiede bei Männern verloren an Signifikanz. Eine weitere Anpassung für Lebenserwartung – Frauen leben länger – veränderte das Bild: Einige männliche Abnahmen wurden insignifikant, während bei Frauen der Hippocampus schneller schrumpfte.

Dies deutet darauf hin, dass Langlebigkeit und biologisches Altern die beobachteten Muster beeinflussen. Praktischer Rat: Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil, um die Lebenserwartung zu maximieren und Gehirnalterung zu verlangsamen – integrieren Sie mediterrane Ernährung und Sport.

Was die Ergebnisse bedeuten: Keine Erklärung für höheres Alzheimer-Risiko bei Frauen

Die Studie unterstützt nicht die Idee, dass normale Gehirnalterung die höhere Alzheimer-Prävalenz bei Frauen erklärt. Stattdessen könnten Faktoren wie Langlebigkeit, Diagnosebias oder biologische Unterschiede wie das APOE-Gen eine Rolle spielen.

Die Autorin Anne Ravndal betont: Die Unterschiede sind gering und bieten keine Erklärung für das Demenzrisiko. Frauen müssen nicht befürchten, dass ihr Gehirn schneller altert.

Grenzen der Studie: Was zu beachten ist

Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen, was Variabilität erzeugen kann. Die Follow-up-Intervalle waren kurz im Lebenskontext. Alle Teilnehmer waren kognitiv gesund, daher gelten die Ergebnisse nicht für frühe Alzheimer-Stadien.

Die Effekte sind bescheiden: Zum Beispiel betrug die jährliche Abnahme in einer Region 0,24 % bei Männern gegenüber 0,14 % bei Frauen. Dies unterstreicht, dass Geschlechtsunterschiede subtil sind.

Zukünftige Forschung könnte Langlebigkeit, Diagnosemuster oder genetische Faktoren untersuchen. Ein laufendes Projekt prüft, ob strukturelle Veränderungen unterschiedlich auf die Gedächtnisfunktion wirken.

Praktische Tipps zur Förderung der Gehirngesundheit

Um Gehirnschrumpfung entgegenzuwirken, integrieren Sie tägliche Gewohnheiten:

  • Regelmäßige Bewegung: Gehen Sie 30 Minuten pro Tag spazieren, um die Durchblutung zu verbessern und Neurodegeneration zu reduzieren.
  • Geistige Stimulation: Lösen Sie Rätsel oder lernen Sie eine neue Sprache, um die Kortikaldicke zu erhalten.
  • Gesunde Ernährung: Verzehren Sie omega-3-reiche Lebensmittel wie Fisch, um das Gehirnvolumen zu schützen.
  • Schlafhygiene: Schlafen Sie 7–9 Stunden, da Schlafmangel die Gehirnalterung beschleunigt.

Beispiel: Eine Studienteilnehmerin, die regelmäßig meditierte, berichtete von besserer Konzentration – probieren Sie Apps wie Headspace aus.

Fordern Sie Ihre Freunde auf, gemeinsam gesunde Routinen zu etablieren, um Motivation zu halten.

Die Forscher und ihre Motivation

Die Studie wurde von Anne Ravndal und Kollegen der Universität Oslo geleitet. Sie wollten klären, ob Gehirnalterung die Geschlechtsdisparität bei Alzheimer erklärt.

„Frauen werden öfter mit Alzheimer diagnostiziert, und da Altern der Hauptfaktor ist, testeten wir Geschlechtsunterschiede“, sagte Ravndal. Die Ergebnisse passen zu früheren Mustern, bestätigt durch einen großen Datensatz.

Das Team umfasst Experten aus verschiedenen Ländern, darunter das Australian Imaging Biomarkers and Lifestyle Study.

Ausblick: Neue Wege in der Alzheimer-Forschung

Diese Erkenntnisse lenken den Fokus auf andere Erklärungen für das höhere Risiko bei Frauen. Mögliche Faktoren sind hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren oder genetische Vulnerabilitäten.

Zukünftige Studien könnten prüfen, ob gleiche Gehirnveränderungen unterschiedliche kognitive Auswirkungen haben. Dies könnte personalisierte Präventionsstrategien ermöglichen.

Engagieren Sie sich: Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit Gehirngesundheit in Foren, um Bewusstsein zu schaffen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Warum schrumpfen Männergehirne im Alter schneller als Frauengehirne, obwohl Frauen häufiger Alzheimer entwickeln?

Die Studie zeigt, dass Männer in den meisten Gehirnregionen eine etwas steilere Volumen- und Oberflächenabnahme aufweisen – insbesondere im Okzipitallappen, in tiefen Kernen wie Caudatus und Putamen sowie in kortikalen Bereichen. Dies widerspricht der Hypothese, dass normale Gehirnalterung die höhere Alzheimer-Prävalenz bei Frauen erklärt. Stattdessen deuten die Daten darauf hin, dass Frauen trotz langsamerer Schrumpfung empfindlicher auf pathologische Prozesse reagieren, etwa durch stärkere Wirkung des APOE-e4-Gens, hormonelle Veränderungen nach der Menopause oder kumulative Effekte längerer Lebenserwartung.

Wie groß sind die Geschlechtsunterschiede in der Gehirnschrumpfung wirklich?

Die Effekte sind subtil: Männer verlieren beispielsweise jährlich etwa 0,24 % Volumen in bestimmten Regionen, Frauen 0,14 %. Nach Korrektur für Kopfgröße und Bildung bleiben Unterschiede in 7–10 von 68 gemessenen Merkmalen signifikant. Diese kleinen Abweichungen erklären keine klinisch relevanten Risikounterschiede, unterstreichen aber die Notwendigkeit, Geschlecht in der Demenzforschung differenziert zu betrachten.

Spielt die Kopfgröße eine Rolle bei den gemessenen Unterschieden?

Ja, Männer haben im Schnitt größere Köpfe und damit größere absolute Gehirnvolumina. Ohne Anpassung erscheinen ihre Verluste stärker. Nach Normierung auf Kopfgröße bleiben dennoch signifikante männliche Abnahmen in visuellen, motorischen und exekutiven Regionen bestehen, während Frauen nur in einem kleinen temporalen Areal schneller schrumpfen. Die Anpassung reduziert, aber eliminiert die Unterschiede nicht vollständig.

Beeinflusst die längere Lebenserwartung von Frauen die Studienergebnisse?

Definitiv. Frauen leben im Schnitt 5–7 Jahre länger. Wenn man die Daten auf gleiche Lebensspanne normiert, verschwinden einige männliche „Vorteile“ und es zeigt sich eine schnellere Hippocampus-Abnahme bei Frauen. Dies deutet darauf hin, dass die beobachteten Muster teilweise durch Überlebensbias entstehen: Frauen erreichen häufiger sehr hohe Alter, in denen pathologische Prozesse dominieren.

Warum bleibt der Hippocampus – zentral für Alzheimer – von Geschlechtsunterschieden weitgehend unberührt?

In der gesunden Stichprobe zeigen weder Männer noch Frauen signifikante Unterschiede in der Hippocampus-Schrumpfung, solange keine Demenz vorliegt. Erst nach Anpassung für Lebenserwartung schrumpft er bei Frauen etwas schneller. Dies legt nahe, dass der Hippocampus in der normalen Alterung robust ist, aber bei Frauen in sehr hohem Alter oder bei genetischer Prädisposition (z. B. APOE-e4) vulnerabler wird.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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