Lebensmittelzusatzstoffe können Asthma bei Kindern auslösen

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M.D. Redaktion, aktualisiert am 6. Oktober 2025, Lesezeit: 8 Minuten

Eine bahnbrechende Studie offenbart, wie alltägliche Lebensmittelzusatzstoffe in Snacks und Getränken die Immunwege stören und das steigende Asthma-Risiko bei Kindern erklären könnten – ein Weckruf für Eltern und Ernährungsexperten.

Lebensmittelzusatzstoffe und Asthma

Lebensmittelzusatzstoffe wie Süßstoffe, Farbstoffe und Konservierungsstoffe werden in der Lebensmittelproduktion eingesetzt, um Haltbarkeit zu verlängern oder Geschmack zu verbessern. Kinder konsumieren oft mehr ultraverarbeitete Lebensmittel (UPFs) als Erwachsene und sind empfindlicher gegenüber den negativen Effekten. Studien zeigen, dass dies zu Asthma, Allergien und sogar Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung führen kann.

Allergische Reaktionen auf Haut, Schleimhäuten und im Darm bei Kindern werden mit Zusatzstoffen wie Natriumbenzoat, Sunset Yellow, Erythrosin und Tartrazin in Verbindung gebracht. Asthmaanfälle können durch Methylparaben und Propylparaben ausgelöst werden. Frauen, die viele künstlich gesüßte Getränke trinken, haben ein höheres Risiko, Kinder mit Asthma zu bekommen.

Trotz dieser Erkenntnisse ist die Verbindung zwischen Lebensmittelzusatzstoffen und Asthma bei Kindern in China – und global – noch nicht vollständig geklärt. Die zugrunde liegenden Mechanismen bleiben ein Forschungsgegenstand.

Über die Studie

Eine kürzlich in Frontiers in Immunology veröffentlichte Studie nutzte Metabolomik, um die Mechanismen hinter dem Zusammenhang zwischen Lebensmittelzusatzstoffen und Asthma bei Kindern zu untersuchen. Forscher analysierten Serumproben von Kindern unter 15 Jahren mit und ohne Asthma. Sie quantifizierten Zusammenhänge mit logistischen Regressionen und Chi-Quadrat-Tests.

Zehn Zusatzstoffe wurden mittels Ultra-Hochdruck-Flüssigchromatographie (UPLC)-Massenspektrometrie (MS)/MS gemessen: Neotame, Aspartam, Natriumsaccharin, Ponceau 4R, Sucralose, Benzoesäure, Cyclamat, Acesulfam, Dehydroessigsäure und Sunset Yellow. Einige wie Aspartam und Neotame waren kaum nachweisbar, da sie im Darm schnell abgebaut werden.

Die Studie identifizierte asthmaassoziierte Metaboliten und modellierte Auswirkungen auf die Differenzierung von CD4+ T-Zellen und dendritischen Zellen (DCs). Weitere Messungen umfassten Entzündungsmarker wie IgE, IL-4, IL-17A und Metabolitenprofile.

Nachweismethoden und Häufigkeit

Dehydroessigsäure, Benzoesäure und Cyclamat zeigten die höchsten Nachweisraten von 99,58 %, 99,17 % und 69,17 %. Aspartam und Neotame waren nicht detektierbar, während Natriumsaccharin, Sucralose, Acesulfam, Ponceau 4R und Sunset Yellow niedrige Raten aufwiesen.

In der Asthmagruppe waren die Mittelwerte von Dehydroessigsäure und Benzoesäure signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Chi-Quadrat-Tests und logistische Regressionen bestätigten signifikante Assoziationen mit Dehydroessigsäure, Benzoesäure und Acesulfam.

Praktischer Tipp: Eltern sollten Etiketten prüfen und auf diese Zusatzstoffe achten, um das Risiko zu minimieren. Zum Beispiel können natürliche Alternativen wie frisches Obst statt gesüßter Produkte helfen.

Studienergebnisse

Multivariate Analysen ergaben 73 statistisch signifikante asthmaassoziierte Metaboliten. Viele davon mediierten den Zusammenhang zwischen Asthma und Exposition gegenüber Benzoesäure sowie Dehydroessigsäure, darunter PC (14:0/14:0), Glycerophosphocholin, Glutamin, Histidin, Spermin, LysoPC(17:0) und Acetylcholin.

In einem Mausmodell zeigten mit Zusatzstoffen behandelte Gruppen mehr entzündliche Zellen im Vergleich zu Kontrollen. Eosinophile Granulozyten und IL-17A in der Bronchoalveolarlavageflüssigkeit (BALF) waren signifikant erhöht, ebenso IgE in BALF und Serum sowie IL-4 im Serum.

Mäuse mit Zusatzstoffen wiesen höhere Anteile an allergischen DCs, Th2- und Th17-Zellen auf. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Lebensmittelzusatzstoffe Immunzell-Differenzierungswege stören und abnorme Helper-T-Zell-Differenzierung fördern, was Asthma begünstigt.

Metabolische Veränderungen bei CD4+ T-Zellen

Bei isolierten CD4+ T-Zellen aus dem mesenterialen Lymphknoten (MLN) zeigten Metabolom-Analysen differenzielle Metaboliten. Die Acesulfam-Gruppe hatte niedrigere Cer(d18:2/20:0)-Werte und höhere Fatty Acyls, Glycerophospholipide und Amine im Vergleich zu Toleranz- und Kontrollgruppen.

Die Natriumsaccharin-Gruppe wies niedrigere L-Tyrosin-Werte und höhere Amine, Glycerophospholipide, Nukleotide sowie spezifische Lipidmetaboliten auf. Bedeutende Veränderungen betrafen Phenylalanin-, Tryptophan-, Tyrosin-Biosynthese und Glycerophospholipid-Metabolismuswege.

Beispiel: In Alltagssituationen könnten Kinder, die regelmäßig gesüßte Limonaden trinken, ähnliche metabolische Störungen entwickeln. Reduzieren Sie den Verzehr, indem Sie Wasser mit Fruchtstücken anbieten.

Mögliche Mechanismen

Die Forscher vermuten, dass diese immunen und metabolischen Veränderungen über die Darm-Lungen-Achse beeinflusst werden. Lebensmittelzusatzstoffe verändern die Darmpermeabilität und das Mikrobiom, was entzündliche Metaboliten und Immunzellen in die Lunge gelangen lässt und das Immungleichgewicht stört.

Eine Limitation ist die fehlende Generalisierbarkeit, da die Probanden nur aus Nanjing, China, stammten. Die Regression berücksichtigte nicht Konfounder wie elterliches Rauchen oder BMI.

Die Studie zeigt Korrelationen, aber keine Kausalität. Zukünftige Forschung sollte breitere Populationen, mehr Zusatzstoffe und direkte mechanistische Validierungen einbeziehen.

Praktische Implikationen

Um das Risiko zu senken, empfehlen Experten eine ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten. Vermeiden Sie ultraverarbeitete Produkte, wo möglich. Lesen Sie Zutatenlisten und wählen Sie bio-zertifizierte Lebensmittel.

Tipp: Führen Sie ein Ernährungstagebuch für Ihr Kind, um Muster zu erkennen. Bei Verdacht auf Asthma konsultieren Sie einen Arzt für Tests.

Schlussfolgerungen

Asthma bei Kindern könnte durch Lebensmittelzusatzstoffe verschärft werden, die das metabolische Gleichgewicht zwischen Antigen-präsentierenden Zellen und Helper-T-Zellen stören. Diese Erkenntnisse deuten auf metabolische und immunologische Störungen hin, verursacht durch Konservierungsstoffe und Süßstoffe, die zu Atemwegsentzündungen führen.

Weitere Studien sind nötig, um Kausalität zu bestätigen. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse die Wichtigkeit, den Verzehr von Zusatzstoffen zu überwachen.

Die Studie trägt zur Debatte bei, wie ultraverarbeitete Lebensmittel die Gesundheit beeinflussen. Eltern können aktiv handeln, indem sie bewusste Ernährungsentscheidungen treffen.

Zum Beispiel: Ersetzen Sie gesüßte Joghurts durch natürliche Varianten mit frischen Beeren. Solche kleinen Änderungen können langfristig schützen.

Forschung zeigt, dass eine mediterrane Diät mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren Asthma-Risiken senken kann. Integrieren Sie das in den Familienalltag.

Asthma betrifft weltweit Millionen Kinder, und Umweltfaktoren wie Ernährung spielen eine Schlüsselrolle. Die Studie aus China bietet Einblicke, die global anwendbar sind.

Um Engagement zu steigern: Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren – haben Sie Zusatzstoffe bei Ihrem Kind bemerkt?

Die Metabolomik-Methode erlaubt tiefe Einblicke in biochemische Prozesse. Zukünftige Anwendungen könnten personalisierte Ernährungspläne ermöglichen.

In Schulen und Kindergärten sollten Zusatzstoffe minimiert werden. Fordern Sie gesündere Menüs an.

Die Studie hebt hervor, wie alltägliche Produkte wie Limonaden oder Snacks Risiken bergen. Bewusstsein schafft Veränderung.

Erweiterte Analysen könnten genetische Faktoren einbeziehen, um vulnerablere Kinder zu identifizieren.

Prävention beginnt früh: Schwangere Frauen sollten Zusatzstoffe meiden, um das Risiko für Nachkommen zu senken.

Internationale Vergleiche zeigen, dass Länder mit strengen Regulierungen niedrigere Asthma-Raten haben. Deutschland könnte davon lernen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Welche Lebensmittel enthalten die riskantesten Zusatzstoffe?

Lebensmittel wie verpackte Snacks, kohlensäurehaltige Getränke, Fertiggerichte und Süßigkeiten enthalten oft Zusatzstoffe wie Benzoesäure (E210), Dehydroessigsäure (E265) und Acesulfam (E950). Diese Stoffe finden sich häufig in Fruchtsäften, Marmeladen, Desserts und industriell hergestellten Backwaren. Um Risiken zu minimieren, sollten Eltern Zutatenlisten genau prüfen und frische, unverarbeitete Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte bevorzugen. Bio-zertifizierte Produkte können ebenfalls eine gute Wahl sein, da sie oft weniger synthetische Zusatzstoffe enthalten.

Können natürliche Süßstoffe Asthma auslösen oder verschlimmern?

Natürliche Süßstoffe wie Stevia oder Honig gelten im Vergleich zu künstlichen Süßstoffen wie Aspartam oder Acesulfam als weniger problematisch. Dennoch können sie bei übermäßigem Verzehr die Darmmikrobiota beeinflussen, was indirekt Entzündungsreaktionen fördern könnte. Studien zeigen, dass natürliche Süßstoffe seltener immunologische Reaktionen auslösen, aber bei Kindern mit bestehenden Allergien oder Asthma sollte der Konsum überwacht werden. Eine ausgewogene Ernährung mit minimalem Süßstoffkonsum ist empfehlenswert.

Wie kann ich testen, ob mein Kind empfindlich auf Zusatzstoffe reagiert?

Eine Eliminationsdiät unter ärztlicher Aufsicht ist der effektivste Weg, um Empfindlichkeiten zu identifizieren. Dabei werden verdächtige Lebensmittel mit Zusatzstoffen wie Benzoesäure oder Acesulfam für mehrere Wochen vermieden, während Symptome wie Asthmaanfälle oder Hautreaktionen dokumentiert werden. Allergietests, einschließlich IgE-Bluttests oder Hauttests, können spezifische Reaktionen aufdecken. In spezialisierten Kliniken können Metabolom-Analysen durchgeführt werden, um biochemische Veränderungen zu erkennen, die auf Zusatzstoffe zurückzuführen sind. Konsultieren Sie einen Kinderarzt oder Allergologen für eine genaue Diagnose.

Wie beeinflusst die Darmgesundheit Asthma in Verbindung mit Zusatzstoffen?

Lebensmittelzusatzstoffe können die Darmbarriere schwächen und das Mikrobiom verändern, wodurch entzündliche Metaboliten und Immunzellen in den Blutkreislauf gelangen. Dies kann über die Darm-Lungen-Achse Entzündungen in den Atemwegen verstärken, was Asthma verschlimmert. Eine Ernährung reich an Probiotika (z. B. in Naturjoghurt oder Kefir) und Präbiotika (z. B. in Vollkornprodukten und Gemüse) fördert ein gesundes Mikrobiom, das die Immunbalance unterstützt. Vermeiden Sie ultraverarbeitete Lebensmittel und integrieren Sie fermentierte Lebensmittel, um die Darmgesundheit zu stärken und Asthma-Risiken zu senken.

Sind Bio-Lebensmittel eine sichere Alternative zur Vermeidung von Zusatzstoffen?

Bio-Lebensmittel enthalten in der Regel weniger synthetische Zusatzstoffe, da strenge Vorschriften deren Verwendung einschränken. Sie fördern eine vielfältige Darmmikrobiota, die das Immunsystem stärkt und entzündliche Reaktionen, wie sie bei Asthma auftreten, reduzieren kann. Dennoch sollten auch bei Bio-Produkten die Etiketten geprüft werden, da einige natürliche Zusatzstoffe enthalten sein können. Eine Ernährung mit frischen Bio-Produkten wie Obst, Gemüse und unverarbeiteten Proteinen ist ideal, um die Exposition gegenüber potenziell schädlichen Zusatzstoffen zu minimieren. Achten Sie auf Zertifizierungen wie das EU-Bio-Siegel.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Quelle:

  • Chen, M., Xu, X., Jiang, X., et al. (2025) The study of the relationship between food additives and the childhood asthma based on metabolome analysis. Frontiers in Immunology 16doi:10.3389/fimmu.2025.1671022

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