Lebensmittelverschwendung reduzieren

Gesundheitstipps

M.D. Redaktion, aktualisiert am 7. Oktober 2025, Lesezeit: 6 Minuten

Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem, das durch Missverständnisse über Haltbarkeitsdaten verschärft wird. Eine aktuelle Studie zeigt, wie einfache Informationskampagnen die Bereitschaft von Verbrauchern steigern können, abgelaufene, aber noch essbare Lebensmittel zu konsumieren und zu teilen.

Hintergrund: Warum werfen wir so viel Essen weg?

In Deutschland werden jährlich pro Person etwa 79 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Ein Hauptgrund ist die Verwirrung um das „Mindesthaltbarkeitsdatum“ (MHD), das oft fälschlicherweise als Sicherheitsgrenze interpretiert wird. Tatsächlich gibt das MHD lediglich die Zeitspanne an, in der ein Produkt seine optimale Qualität behält – es ist kein Verfallsdatum.

Die Entscheidung, abgelaufene Lebensmittel wegzuwerfen, wird von psychologischen Faktoren wie wahrgenommenen Gesundheitsrisiken, persönlichen Gewohnheiten und sozialen Normen beeinflusst. Viele Menschen zögern, abgelaufene Produkte zu essen oder sie anderen anzubieten, aus Angst vor gesundheitlichen Schäden oder sozialer Ablehnung. Hier setzt die Studie an, die untersucht, wie gezielte Informationen diese Barrieren abbauen können.

Über die Studie: Ein einfacher Ansatz mit Wirkung

Eine kürzlich in Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie untersuchte, ob eine kurze Informationskampagne die Einstellung von Verbrauchern zu abgelaufenen Lebensmitteln verändern kann. Die Studie wurde online mit 558 deutschen Erwachsenen durchgeführt, die zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt wurden:

  • Experimentalgruppe (EG): Diese Gruppe erhielt eine kurze Informationskampagne mit „Problemwissen“ (Umweltfolgen von Lebensmittelverschwendung) und „Handlungswissen“ (z. B. dass ungeöffneter Joghurt oft noch eine Woche nach dem MHD essbar ist).
  • Kontrollgruppe (KG): Diese Gruppe erhielt allgemeine Tipps zu gesunder Ernährung, jedoch keine spezifischen Informationen zu abgelaufenen Lebensmitteln.

Nach der Intervention nahmen die Teilnehmer an einem hypothetischen Lebensmittelexperiment teil. Sie mussten zwischen Milchprodukten (Joghurt und Käse) wählen, die entweder noch nicht abgelaufen, einen Tag abgelaufen oder eine Woche abgelaufen waren. Dabei wurde untersucht, welche Produkte sie selbst konsumieren und welche sie Freunden oder Familie anbieten würden.

Wichtige Ergebnisse: Verhalten und Einstellungen ändern sich

Die Studie lieferte aufschlussreiche Ergebnisse, die zeigen, wie Informationskampagnen das Verhalten beeinflussen können:

  • Eigener Konsum vs. Teilen: Teilnehmer waren eher bereit, abgelaufene Lebensmittel selbst zu essen, als sie anderen anzubieten (p < 0,001). Dies deutet auf eine soziale Barriere hin, die durch Angst vor negativer Beurteilung verstärkt wird.
  • Wirkung der Intervention: Die Experimentalgruppe zeigte eine stärkere persönliche Norm, abgelaufene Lebensmittel zu konsumieren (p < 0,05), und nahm geringere Gesundheitsrisiken wahr (p < 0,05).
  • Bereitschaft zum Teilen: Die Interventionsgruppe war deutlich bereitwilliger, abgelaufene, aber essbare Lebensmittel mit anderen zu teilen (p < 0,05). Dieser Effekt wurde durch veränderte persönliche Normen und geringere wahrgenommene Risiken unterstützt.

Eine Mediationsanalyse bestätigte, dass die Informationen die Teilnehmer dazu ermutigten, das Teilen von abgelaufenen Lebensmitteln als moralisch richtig und sicher anzusehen. Dies zeigt, dass wissenschaftlich fundierte Informationen von vertrauenswürdigen Quellen das Verhalten positiv beeinflussen können.

Praktische Tipps: So reduzieren Sie Lebensmittelverschwendung

Um Lebensmittelverschwendung im Alltag zu minimieren, können einfache Maßnahmen helfen. Hier sind fünf praktische Tipps, die jeder umsetzen kann:

  1. Sinnesprüfung durchführen: Riechen, schauen und schmecken Sie, bevor Sie abgelaufene Lebensmittel wegwerfen. Viele Produkte wie Joghurt oder Käse sind weit über das MHD hinaus sicher.
  2. Haltbarkeitsdaten verstehen: Unterscheiden Sie zwischen „Mindesthaltbarkeitsdatum“ (Qualität) und „Verbrauchsdatum“ (Sicherheit). Nur letzteres ist bei verderblichen Produkten wie Fleisch oder Fisch entscheidend.
  3. Reste kreativ verwenden: Verwenden Sie übrig gebliebene Lebensmittel in neuen Gerichten, z. B. abgelaufenes Brot für Croutons oder Joghurt für Smoothies.
  4. Lebensmittel richtig lagern: Bewahren Sie Produkte wie Milchprodukte im Kühlschrank bei 4–5 °C auf, um ihre Haltbarkeit zu verlängern.
  5. Teilen statt wegwerfen: Wenn Sie abgelaufene, aber essbare Lebensmittel nicht selbst konsumieren möchten, bieten Sie sie Nachbarn oder Freunden an.

Beispiel aus dem Alltag

Stellen Sie sich vor, Sie finden einen Joghurt in Ihrem Kühlschrank, der vor drei Tagen abgelaufen ist. Anstatt ihn wegzuwerfen, öffnen Sie ihn, prüfen Geruch und Aussehen und stellen fest, dass er noch einwandfrei ist. Sie könnten ihn selbst essen oder in einem Smoothie verwenden. Alternativ könnten Sie ihn einem Familienmitglied anbieten, mit einer kurzen Erklärung, dass er noch sicher ist. Solche kleinen Entscheidungen summieren sich und reduzieren die Lebensmittelverschwendung erheblich.

Grenzen der Studie: Was wir noch wissen müssen

Obwohl die Studie vielversprechende Ergebnisse liefert, gibt es einige Einschränkungen. Die Ergebnisse basieren auf hypothetischen Entscheidungen und einer nicht repräsentativen Stichprobe deutscher Erwachsener. Zukünftige Studien sollten reale Entscheidungen in Alltagssituationen untersuchen, um die Wirksamkeit solcher Interventionen zu bestätigen.

Darüber hinaus zeigte die Studie, dass die Bereitschaft, abgelaufene Lebensmittel selbst zu konsumieren, nur geringfügig gesteigert wurde. Dies deutet darauf hin, dass tief verwurzelte Ängste und Gewohnheiten möglicherweise zusätzliche Maßnahmen erfordern, wie etwa wiederholte Informationskampagnen oder praktische Schulungen.

Ausblick: Die Rolle von Informationskampagnen

Die Studie unterstreicht das Potenzial einfacher Informationskampagnen, um das Verhalten der Verbraucher zu ändern. Öffentliche Kampagnen könnten diese Erkenntnisse nutzen, um die Bevölkerung über die Sicherheit und den Nutzen des Konsums abgelaufener Lebensmittel aufzuklären. Besonders effektiv könnten Kampagnen sein, die soziale Normen ansprechen und Menschen ermutigen, abgelaufene Lebensmittel mit anderen zu teilen.

Wie Unternehmen und Gemeinschaften helfen können

  • Supermärkte: Kennzeichnen Sie Produkte klarer und informieren Sie Kunden über die Bedeutung des MHD.
  • Schulen und Gemeinden: Führen Sie Workshops ein, die praktische Tipps zur Lebensmittelbewertung vermitteln.
  • Apps und Plattformen: Nutzen Sie Technologie, um Verbraucher über Lebensmittelverschwendung aufzuklären, z. B. durch Apps wie „Too Good To Go“.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Wie kann ich sicher feststellen, ob abgelaufene Lebensmittel noch essbar sind?
Vertrauen Sie Ihren Sinnen: Riechen, schauen und vorsichtig probieren. Wenn ein Produkt ungewöhnlich riecht, aussieht oder schmeckt, entsorgen Sie es. Für Milchprodukte ist eine leichte Säure oft normal, solange keine Klumpen oder Schimmel vorhanden sind.

Sind alle abgelaufenen Lebensmittel sicher?
Nicht alle. Produkte mit einem „Verbrauchsdatum“ (z. B. rohes Fleisch oder Fisch) sollten nach Ablauf entsorgt werden, da sie gesundheitsschädlich sein können. Beim „Mindesthaltbarkeitsdatum“ ist eine individuelle Prüfung sicher.

Wie kann ich andere davon überzeugen, abgelaufene Lebensmittel zu akzeptieren?
Erklären Sie, dass das MHD nur die Qualität betrifft, nicht die Sicherheit, und zeigen Sie durch eigenes Handeln, dass Sie abgelaufene Produkte konsumieren. Dies baut Vertrauen auf.

Welche Lebensmittel sind am häufigsten betroffen?
Milchprodukte, Brot und Konserven werden oft unnötig weggeworfen. Viele dieser Produkte sind lange nach dem MHD essbar, wenn sie richtig gelagert wurden.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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