Kognitive Flexibilität bei generalisierter Angststörung beeinträchtigt

Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Psychische Gesundheit

M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 20. Mai 2024, Lesezeit: 8 Minuten

Angst ist eine häufige psychische Erkrankung, von der weltweite Millionen von Menschen betroffen sind. Die generalisierte Angststörung (GAS) ist eine spezifische Form der Angststörung, die durch anhaltende und übermäßige Sorgen über verschiedene Themen, Ereignisse oder Aktivitäten gekennzeichnet ist. Für Menschen mit GAS ist es oft schwierig, ihre Sorgen zu kontrollieren, was ihr tägliches Leben und ihr Funktionieren erheblich beeinträchtigen kann. Jüngste Forschungsergebnisse, die im Journal of Psychiatric Research veröffentlicht wurden, geben Aufschluss über die kognitiven Beeinträchtigungen, die mit der Generalisierten Angststörung einhergehen.

Generalisierte Angststörung verstehen

Die generalisierte Angststörung ist eine psychische Erkrankung, die über normale Alltagssorgen hinausgeht. Menschen mit GAS machen sich exzessiv und unkontrolliert Sorgen über eine Vielzahl von Themen, wobei sie oft die schlimmsten Szenarien befürchten. Diese chronischen Sorgen stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Wahrscheinlichkeit oder Auswirkung der befürchteten Ereignisse.

Bei Menschen mit GAS können körperliche Symptome wie Unruhe, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Muskelverspannungen und Schlafstörungen auftreten. Diese Symptome können die täglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigen und in verschiedenen Lebensbereichen, einschließlich sozialer, beruflicher und persönlicher Beziehungen, zu Problemen führen.

Kognitive Beeinträchtigungen bei der Generalisierten Angststörung

Die kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Personen mit einer Generalisierten Angststörung erhebliche Schwierigkeiten mit der kognitiven Flexibilität haben. Unter kognitiver Flexibilität versteht man die Fähigkeit, Gedanken und Verhaltensweisen an veränderte Umstände anzupassen. Sie spielt eine entscheidende Rolle beim Lösen von Problemen, bei der Entscheidungsfindung und bei der Anpassung an neue Situationen.

Die Forscher setzten einen kognitiven Test namens Trail-Making Test (TMT) ein, um die kognitive Flexibilität von Personen mit GAS zu beurteilen. Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer mit GAS für den TMT-B-Abschnitt des Tests erheblich länger brauchten als Personen ohne diese Störung. Beim TMT-B-Test muss zwischen Zahlen und Buchstaben gewechselt werden, was die kognitive Flexibilität bewertet.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kognitive Flexibilität bei GAS erheblich beeinträchtigt ist, was zu den Herausforderungen beitragen kann, denen sich Betroffene bei der Bewältigung alltäglicher Veränderungen und Stressfaktoren gegenübersehen. Die eingeschränkte kognitive Flexibilität bei GAS kann es den Betroffenen erschweren, sich an neue Situationen anzupassen und wirksam darauf zu reagieren, was zu verstärkter Angst und Sorge führt.

Erhöhte Wahrnehmung negativer Emotionen

Zusätzlich zu den kognitiven Beeinträchtigungen zeigte die Studie auch, dass Personen mit Generalisierter Angststörung eine erhöhte Fähigkeit haben, negative Emotionen zu erkennen, insbesondere Ekel und Wut. Diese erhöhte Erkennungsfähigkeit steht im Einklang mit der erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Bedrohungen, die häufig mit Angststörungen in Verbindung gebracht wird.

Trotz ihrer schnellen Erkennung negativer Emotionen zeigten Teilnehmer mit GAS jedoch auch eine höhere Rate an Fehlinterpretationen dieser Emotionen im Vergleich zu Kontrollpersonen. Dieses Ergebnis deutet auf eine komplexe Beziehung zwischen der Geschwindigkeit der Erkennung und der Genauigkeit bei Personen mit GAS hin. Während sie potenzielle Bedrohungen schnell erkennen, interpretieren sie diese Hinweise möglicherweise nicht immer richtig.

Das Potenzial kognitiver Tests bei der GAS-Diagnose

Die Forschungsergebnisse unterstreichen das Potenzial kognitiver Tests, wie z. B. des Trail-Making-Tests, für das Verständnis und die mögliche Erkennung der Generalisierten Angststörung im klinischen Umfeld. Obwohl kognitive Tests bestehende Diagnoseinstrumente nicht ersetzen können, bieten sie wertvolle Einblicke in die mit GAS verbundenen kognitiven Beeinträchtigungen.

Durch die Einbeziehung kognitiver Tests neben den herkömmlichen Beurteilungen können Fachkräfte im Gesundheitswesen ein umfassenderes Verständnis der kognitiven Dimensionen der GAS gewinnen. Dieser integrierte Ansatz kann zu einer früheren Erkennung und Intervention beitragen und damit letztlich die Qualität der Versorgung von Menschen mit GAS verbessern.

FAQ

Was ist eine Generalisierte Angststörung (GAS)?

Eine Generalisierte Angststörung (GAS) ist eine psychische Störung, die zur Gruppe der Angststörungen gehört. Sie ist gekennzeichnet durch anhaltende und übermäßige Sorgen und Ängste, die nicht auf einen spezifischen Auslöser zurückzuführen sind. Diese Ängste beeinträchtigen das alltägliche Leben und können sich in verschiedenen Symptomen wie Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, Reizbarkeit, Schwitzen und Zittern äußern. Menschen mit einer Generalisierten Angststörung erleben eine anhaltende und weitreichende Angst, die nicht auf bestimmte Umgebungsbedingungen beschränkt ist. Die Ängste beziehen sich oft auf unbegründete Sorgen und Befürchtungen bezüglich zukünftiger Ereignisse, wie Unglücke, Erkrankungen oder Probleme in familiären, sozialen, beruflichen oder finanziellen Bereichen.

Welche kognitiven Beeinträchtigungen sind mit GAS verbunden?

Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Personen mit einer Generalisierten Angststörung Schwierigkeiten mit der kognitiven Flexibilität haben. Kognitive Flexibilität bezieht sich auf die Fähigkeit, Gedanken und Verhaltensweisen an veränderte Umstände anzupassen. Menschen mit GAS können auch eine erhöhte Fähigkeit haben, negative Emotionen wie Ekel und Wut zu erkennen.

Wie können kognitive Tests bei der Diagnose von GAS helfen?

Kognitive Tests, wie z. B. der Trail-Making-Test, können wertvolle Erkenntnisse über die kognitiven Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der Generalisierten Angststörung liefern. Kognitive Tests können bestehende Diagnoseinstrumente zwar nicht ersetzen, aber sie können die traditionellen Beurteilungen ergänzen und zu einem umfassenderen Verständnis der GAS beitragen.

Was sind die Symptome von GAS?

Zu den Symptomen der Generalisierten Angststörung gehören anhaltende und übermäßige Sorgen, Unruhe, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Muskelverspannungen und Schlafstörungen. Diese Symptome können die täglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigen und in verschiedenen Bereichen des Lebens zu Problemen führen.

Die Symptome einer Generalisierten Angststörung können von Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Derealisation- und Depersonalisationszuständen bis hin zu körperlichen Beschwerden wie Zittern, Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, innerer Unruhe, Unfähigkeit sich zu entspannen und Muskelverspannungen reichen. Es ist wichtig zu beachten, dass Personen mit einer Generalisierten Angststörung häufig auch unter zusätzlichen psychischen Störungen wie Depressionen, sozialen Phobien oder Substanzmissbrauch leiden können. Die Behandlung einer Generalisierten Angststörung umfasst in der Regel eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten. Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine häufig empfohlene Therapieform, bei der der Fokus auf dem Verhalten und den Gedanken des Patienten liegt. Ziel ist es, negative Gedankenmuster zu erkennen und durch realistischere Gedanken zu ersetzen. Eine alternative Therapieform ist die psychodynamische Psychotherapie, die sich mit ungelösten Konflikten aus der Kindheit des Betroffenen befasst.

Wie kann GAS behandelt werden?

Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) können ebenfalls zur Behandlung eingesetzt werden. Die medikamentöse Behandlung sollte jedoch in Absprache mit einem Arzt erfolgen und kann mit einer Psychotherapie kombiniert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung einer Generalisierten Angststörung individuell angepasst werden sollte und dass die Dauer der Behandlung von der Schwere der Störung und anderen Faktoren abhängt. In einigen Fällen kann eine langfristige medikamentöse Behandlung erforderlich sein, um Rückfälle zu verhindern.

Schlussfolgerung

Die jüngste Forschung zur Generalisierten Angststörung hat wertvolle Erkenntnisse über die kognitiven Beeinträchtigungen geliefert, die mit dieser Erkrankung einhergehen. Personen mit GAS haben Schwierigkeiten mit der kognitiven Flexibilität und eine erhöhte Fähigkeit, negative Emotionen zu erkennen. Diese Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis der kognitiven Dimensionen der GAS bei und verdeutlichen das Potenzial kognitiver Tests für die Diagnose der Störung.

Durch die Einbeziehung kognitiver Tests neben den herkömmlichen Beurteilungen können Fachkräfte im Gesundheitswesen ein umfassenderes Verständnis von GAS erlangen und gezielte Interventionen anbieten. Eine frühzeitige Erkennung und Intervention kann die Lebensqualität von Menschen mit GAS erheblich verbessern und ihnen helfen, ihre Ängste effektiv zu bewältigen und ein erfülltes Leben zu führen.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Axel Baussay, Laura Di Lodovico, Daphnee Poupon, Matthieu Doublet, Nicolas Ramoz, Philibert Duriez, Philip Gorwood, The capacity of cognitive tests to detect generalized anxiety disorder (GAD): A pilot study. Journal of Psychiatric Research, Volume 174, 2024, https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2024.04.006.
  2. U. Chavez-Baldini et al. The relationship between cognitive functioning and psychopathology in patients with psychiatric disorders: a transdiagnostic network analysis Psychol. Med. (2023)
  3. Ángel Rosa-Alcázar, Pablo J. Olivares-Olivares, Inmaculada Concepción Martínez-Esparza, José Luis Parada-Navas, Ana I. Rosa-Alcázar, José Olivares-Rodríguez, Cognitive flexibility and response inhibition in patients with Obsessive-Compulsive Disorder and Generalized Anxiety Disorder,
    International Journal of Clinical and Health Psychology, Volume 20, Issue 1, 2020, https://doi.org/10.1016/j.ijchp.2019.07.006.
  4. Generalisierte_Angstst%C3%B6rung, Wikipedia 2024.

ddp


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