Handgriff-Test: Früherkennung von Fettleibigkeitsrisiken

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M.D. Redaktion, Veröffentlicht am: 21.10.2025, Lesezeit: 7 Minuten

Die weltweite Fettleibigkeitsepidemie, angetrieben durch ungesunde Lebensstile, stellt eine wachsende Bedrohung dar. Sie ist mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und chronischen Schmerzen verbunden. Ein kürzlich in The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlichtes Studienpapier untersucht, wie Handgriffstärke die Progression präklinischer Fettleibigkeit vorhersagen kann.

Was ist präklinische Fettleibigkeit?

Im Januar 2025 wurde Fettleibigkeit offiziell als Krankheit anerkannt, laut einem Konsens in The Lancet Diabetes & Endocrinology. Präklinische Fettleibigkeit beschreibt erhöhte anthropometrische Marker wie BMI, ohne dass funktionelle Beeinträchtigungen durch Fettleibigkeit auftreten. Diese Phase kann in klinische Fettleibigkeit übergehen, die mit metabolischen Dysfunktionen und erhöhtem Mortalitätsrisiko einhergeht.

Grenzen des BMI

Der Body-Mass-Index (BMI) ist das gängigste Maß zur Diagnose von Fettleibigkeit. Er unterscheidet jedoch nicht zwischen Muskel- und Fettmasse, was bei Athleten zu falschen Einschätzungen führen kann. Zudem gibt der BMI keine Auskunft über die Fettverteilung, obwohl viszerales Fett ein Hauptfaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

Bedeutung der Handgriffstärke

Niedrige Handgriffstärke ist ein besserer Prädiktor für Gesundheitsrisiken als der BMI. Sie korreliert mit Muskelkraft, die wiederum die metabolische Gesundheit beeinflusst. Studien zeigen, dass geringe Handgriffstärke das Risiko für chronische Krankheiten und vorzeitigen Tod erhöht, unabhängig vom BMI.

Über die Studie: Handgriffstärke und Fettleibigkeit

Die Daten stammen aus der UK Biobank, einer umfassenden Gesundheitsdatenbank. Die Studie untersuchte die Beziehung zwischen Handgriffstärke und dem Übergang von präklinischer zu klinischer Fettleibigkeit. Dabei wurden 8.163 Todesfälle über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 13,4 Jahren analysiert.

Studienmethodik

Die Forscher verwendeten drei Modelle, um den Zusammenhang zwischen Handgriffstärke und der Progression von Fettleibigkeit zu untersuchen:

  • Modell 1: Verfolgte den Übergang von der Baseline zu einer ersten fettleibigkeitsbedingten Dysfunktion, dann zu einer zweiten Dysfunktion und schließlich zum Tod aus allen Ursachen.
  • Modell 2: Analysierte den Übergang von der Baseline zur ersten Dysfunktion und dann zum Tod.
  • Modell 3: Untersuchte den direkten Übergang von der Baseline zum Tod ohne Dysfunktionen.

Zusätzlich wurden Muskel-zu-Gewicht-Verhältnis (MWR) und Lean-zu-Gewicht-Verhältnis (LWR) mittels MRT und DXA gemessen, um die Muskelmasse präzise zu bewerten.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Handgriffstärke das Risiko für die Progression präklinischer Fettleibigkeit signifikant senkt. Pro Standardabweichung (SD) Zunahme der Handgriffstärke sank das Risiko:

  • Um 14 % für den Übergang von der Baseline zur ersten Dysfunktion (Modell 1).
  • Um 8 % für den Übergang von der ersten zur zweiten Dysfunktion.
  • Um 13 % für den Übergang von der zweiten Dysfunktion zum Tod.

Im Vergleich der Tertile zeigte das höchste Handgriffstärke-Tertil den stärksten Schutz, insbesondere beim Übergang von doppelter Dysfunktion zum Tod, mit einer Risikoreduktion von 23 % pro SD.

Muskelkraft vs. BMI

Die Studie bestätigt, dass Muskelkraft ein präziserer Indikator für die Körperzusammensetzung ist als der BMI. Höhere Handgriffstärke war mit niedrigeren Werten des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) verbunden, was auf eine bessere metabolische Gesundheit hinweist. Interessanterweise zeigte das MWR eine stärkere Schutzwirkung als DXA-Daten, was auf eine Unterschätzung altersbedingten Muskelverlusts durch DXA hindeutet.

Warum ist Handgriffstärke so wichtig?

Handgriffstärke spiegelt die allgemeine Muskelkraft wider, die mit mehreren gesundheitlichen Vorteilen verbunden ist:

  • Verbesserte Stoffwechselgesundheit: Stärkere Muskeln fördern die Insulinempfindlichkeit und den Fettstoffwechsel.
  • Reduziertes Risiko für viszerales Fett: Höhere Muskelkraft korreliert mit weniger viszeralem Fett, einem Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Myokine und Entzündung: Skelettmuskeln geben Myokine frei, die Entzündungen reduzieren und die metabolische Regulation unterstützen.

Niedrige Muskelkraft könnte zudem mit geringerer Knochendichte einhergehen, was das kardiovaskuläre Risiko erhöht.

Praktische Tipps zur Steigerung der Handgriffstärke

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass der Aufbau von Muskelkraft eine effektive Präventionsstrategie gegen Fettleibigkeit sein kann. Hier sind einige Tipps, um die Handgriffstärke zu verbessern:

  1. Krafttraining: Integrieren Sie Übungen wie Hanteltraining oder Klimmzüge in Ihre Routine, um die Muskelkraft zu steigern.
  2. Handtrainer verwenden: Ein einfacher Handtrainer kann gezielt die Griffkraft verbessern.
  3. Alltägliche Aktivitäten: Tragen Sie schwere Einkaufstaschen oder üben Sie Gartenarbeit aus, um die Handmuskulatur zu stärken.
  4. Ernährung: Eine proteinreiche Ernährung unterstützt den Muskelaufbau und die Regeneration.
  5. Regelmäßige Tests: Messen Sie Ihre Handgriffstärke regelmäßig mit einem Handdynamometer, um Fortschritte zu verfolgen.

Einschränkungen der Studie

Die Studie ist beobachtend und kann keine Kausalität beweisen. Die Ergebnisse beziehen sich auf Personen mit präklinischer Fettleibigkeit und sind möglicherweise nicht auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar. Zukünftige Forschung sollte die Ergebnisse validieren und andere Fettleibigkeitsmodelle einbeziehen.

Fazit: Handgriffstärke als Frühwarnsystem

Die Studie zeigt erstmals, dass höhere Handgriffstärke das Risiko für fettleibigkeitsbedingte Dysfunktionen und Mortalität signifikant senkt. Ein einfacher Handgriff-Test könnte als Frühwarnsystem dienen, um Risiken frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Muskelaufbau könnte ein Schlüssel zur Bekämpfung der Fettleibigkeitsepidemie sein.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Wie genau misst man die Handgriffstärke, und welche Geräte sind am zuverlässigsten?
Die Handgriffstärke wird mit einem Handdynamometer gemessen, einem präzisen Gerät, das die Kraft in Kilogramm oder Newton erfasst. Für zuverlässige Ergebnisse sollte der Test unter standardisierten Bedingungen durchgeführt werden, z. B. im Sitzen mit dem Ellbogen in einem 90-Grad-Winkel. Hochwertige Dynamometer wie das Jamar-Modell gelten als Goldstandard in klinischen Studien.

Welche anderen Gesundheitsrisiken kann ein Handgriff-Test aufdecken?
Neben Fettleibigkeitsrisiken ist niedrige Handgriffstärke mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Schlaganfällen und sogar kognitiven Beeinträchtigungen wie Demenz verbunden. Sie dient als allgemeiner Indikator für die körperliche Leistungsfähigkeit und Alterungsprozesse.

Wie oft sollte man die Handgriffstärke trainieren, um messbare Verbesserungen zu erzielen?
Ein Krafttraining zwei- bis dreimal pro Woche, das gezielte Übungen für die Hand- und Unterarmmuskulatur umfasst, kann innerhalb von 6–8 Wochen signifikante Verbesserungen bringen. Kombinieren Sie Übungen wie Handtrainer, Hantelcurls oder Klettern mit ausreichender Erholungszeit, um Überlastungen zu vermeiden.

Ist der Handgriff-Test für alle Altersgruppen sicher, und gibt es Kontraindikationen?
Der Test ist für die meisten Altersgruppen sicher und nicht-invasiv, erfordert jedoch Vorsicht bei Personen mit Arthritis, Handverletzungen oder stark geschwächten Muskeln. Ältere Menschen oder Patienten mit chronischen Erkrankungen sollten den Test unter Anleitung eines Fachmanns durchführen, um Verletzungen auszuschließen.

Welche Rolle spielt die Ernährung beim Aufbau von Handgriffstärke?
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Protein (1,2–2,0 g pro kg Körpergewicht täglich) ist entscheidend für den Muskelaufbau und die Regeneration. Nährstoffe wie Magnesium, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Muskelfunktion und können die Trainingsergebnisse verbessern.

Kann Handgriffstärke genetisch bedingt sein, oder ist sie hauptsächlich trainierbar?
Die Handgriffstärke hat sowohl genetische als auch trainierbare Komponenten. Während genetische Faktoren die Grundkraft beeinflussen können, führt regelmäßiges Krafttraining bei den meisten Menschen zu deutlichen Verbesserungen, unabhängig von der genetischen Veranlagung.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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