Studie: Schmerzmittel Paracetamol erhöht den Blutdruck signifikant

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 10. Februar 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Laut einer neuen wissenschaftlichen Studie kann die langfristige Einnahme des schmerzlindernden und fiebersenkenden Arzneistoffs Paracetamol den Blutdruck deutlich erhöhen und das Risiko von Herzerkrankungen und Schlaganfällen bei Menschen mit hohem Blutdruck steigern. Einer weiteren Studie zufolge ist Paracetamol zudem unwirksam bei Schmerzen im unteren Rückenbereich.

Nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten Patientinnen und Patienten, die das Schmerzmittel, das in der Regel zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt wird, über einen längeren Zeitraum einnehmen, die niedrigste wirksame Dosis wählen und diese so kurz wie möglich anwenden.

Die Studie der Universität Edinburgh, die in der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht wurde, ist die erste große randomisierte klinische Studie, die sich mit dieser Frage befasst, und ergänzt frühere Arbeiten aus Beobachtungsstudien.

In der neuen Studie wurde 110 Patientinnen und Patienten mit einer Vorgeschichte von Bluthochdruck viermal täglich ein Gramm Paracetamol verschrieben – eine routinemäßig verschriebene Dosis bei Patienten mit chronischen Schmerzen – oder ein entsprechendes Placebo für zwei Wochen. Alle Patientinnen und Patienten erhielten beide Behandlungen, wobei die Reihenfolge randomisiert und verblindet war.

Blutdruck steigt deutlich an

Im Vergleich zu den Patienten, die das Placebo erhielten, stieg der Blutdruck bei denjenigen, denen Paracetamol verschrieben wurde, deutlich an.

Dieser Anstieg war ähnlich wie bei der Einnahme von Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) und dürfte das Risiko einer Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls um etwa 20 Prozent erhöhen, so die Experten.

Nach Ansicht des Forscherteams sollten die Ergebnisse zu einer Überprüfung der langfristigen Verschreibung von Paracetamol an Patientinnen und Patienten führen – insbesondere an solche mit hohem Blutdruck (Bluthochdruck / Hypertonie)oder mit einem besonderen Risiko für Herzkrankheiten oder Schlaganfälle.

Paracetamol ist unwirksam bei Schmerzen im unteren Rückenbereich

Laut einer im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichten Studie ist Paracetamol bei der Behandlung von Rückenschmerzen unwirksam und bietet bei Osteoarthritis nur einen geringen Nutzen.

Rückenschmerzen, zu denen Nacken- und Kreuzschmerzen gehören, und Osteoarthritis, die häufigste Form von Arthritis, sind weltweit die häufigsten Ursachen für gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Der leitende Autor Gustavo Machado vom George Institute for Global Health an der Universität Sydney führte eine systematische Überprüfung und Metaanalyse durch, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Paracetamol bei Schmerzen im unteren Rückenbereich und bei Arthrose in der Hüfte oder im Knie zu untersuchen.

In die Untersuchung wurden 13 randomisierte, kontrollierte Studien einbezogen, in denen die Wirkung von Paracetamol im Vergleich zu einem Placebo untersucht wurde.

Aus der Studie ging hervor, dass Paracetamol bei Schmerzen im unteren Rückenbereich keine Wirkung hatte und im Vergleich zu einem Placebo weder die Beeinträchtigung verringerte noch die Lebensqualität verbesserte.

Bei Osteoarthritis wurde ein geringer, aber klinisch nicht bedeutsamer Nutzen bei der Verringerung von Schmerzen und körperlichen Beeinträchtigungen im Vergleich zu einem Placebo festgestellt.

Zudem zeigte sich, dass die Einnahme von Paracetamol bei Osteoarthritis die Wahrscheinlichkeit abnormaler Leberfunktionstests im Vergleich zu Placebo fast um das Vierfache erhöhte, doch ist die klinische Relevanz dieses Ergebnisses noch unklar, erklären die Autoren.

Bei den Studien wurde die kurzfristige Einnahme von Paracetamol und Placebo untersucht, wobei die längste Nachbeobachtungszeit sechs Monate betrug. Es sind also weitere Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen über einen längeren Zeitraum zu ermitteln.

Diese Ergebnisse sprechen jedoch dafür, die Empfehlungen zur Verwendung von Paracetamol bei Patientinnen und Patienten mit Kreuzschmerzen und Hüft- oder Kniearthrose in klinischen Leitlinien zu überdenken, so die Autoren der Studie.

Quellen: BMJ / Circulation / Universität Edinburgh

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