Ist es ein Herzinfarkt oder eine Panikattacke – was ist der Unterschied?

American Heart Association, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Herzerkrankungen & Gefäßkrankheiten

Torsten Lorenz, aktualisiert am 25.02.2024, Lesezeit: 6 Minuten

Ist es ein Herzinfarkt oder eine Panikattacke?

Brustschmerzen, Herzrasen, Atemnot und Schwitzen können in beiden Fällen auftreten, aber nur ein Herzinfarkt kann tödlich verlaufen.

Symptome eines Herzinfarkts

Laut Dr. Glenn N. Levine, Chefarzt der Kardiologie am Michael E. DeBakey VA Medical Center in Houston, sind die Symptome eines Herzinfarkts und einer Panikattacke so ähnlich, dass es manchmal schwierig ist, den Unterschied zu erkennen.

Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man auf Nummer sicher gehen und sich so schnell wie möglich in der Notaufnahme untersuchen lassen, um sicherzugehen, dass es sich nicht um einen Herzinfarkt handelt, so der Kardiologe.

Ein Herzinfarkt kann plötzlich und heftig auftreten, aber die meisten beginnen langsam mit leichten Schmerzen oder Unwohlsein, die sich innerhalb weniger Minuten verschlimmern. Diese Phasen können mehrmals kommen und gehen, bevor es zum eigentlichen Herzinfarkt kommt.

Anzeichen und Symptome eines Herzinfarkt

  • blassgraues Gesicht,
  • geschwächt, kraftlos,
  • Übelkeit, Erbrechen, Atemnot,
  • starke innere Unruhe bis hin zu Todesangst,
  • Angstschweiß oder Schweißausbrüche mit kalter, blasser und fahler Haut,
  • starkes Brennen im Brustkorb; starke Schmerzen und ein Druckgefühl in der Brust (im Brustkorb),
  • starkes Engegefühl, starker Druck oder sehr starkes Einschnürungsgefühl im Brustkorb,
  • starke Schmerzen hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in den linken Arm, die Schulter, den Unterkiefer oder den Oberbauch,
  • im schlimmsten Fall Herzstillstand (Herz-Kreislauf-Stillstand).

Ein Herzinfarkt entsteht, wenn der Blutfluss, der den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgt, stark vermindert oder unterbrochen wird. Dies geschieht meist durch eine Verstopfung der Herzkranzgefäße.

  • Dann ist es wichtig, den Notarzt zu rufen und sich sofort behandeln zu lassen.

Herzinfarkt-Risikogruppen

Männer ab 45 Jahren und Frauen ab 55 Jahren haben ein höheres Herzinfarktrisiko als jüngere Männer und Frauen. Menschen mit hohen Cholesterin– und Triglyceridwerten im Blut, Bluthochdruck, Übergewicht (Adipositas), Diabetes, metabolischem Syndrom oder Herzinfarkten in der Familie sind ebenfalls gefährdet.

Ergibt eine ärztliche Untersuchung jedoch, dass das Herz gesund ist, könnte es sich um eine Panikattacke gehandelt haben. Vor allem dann, wenn die starke Angst als typisches Symptom mit körperlichen Symptomen einhergeht.

Panikattacken erkennen

Stress und Angst sind die Hauptrisikofaktoren für Panikattacken, aber Angstzustände können auch mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht werden.

Die Psychologin Thea Gallagher, Expertin für Angststörungen an der NYU Langone Health in New York City, hat oft mit Menschen zu tun, die sich einer Reihe von Tests unterzogen haben, manchmal sogar mehrmals.

Und obwohl sie völlig gesund sind, sind sie überzeugt, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Dabei haben die Betroffenen gar nicht Unrecht, sagt sie.

Es ist nicht nur eine Kopfsache. Es ist die Kampf- oder Fluchtreaktion. Das Alarmsystem springt an. Aber bei einer Panikattacke ist es der verbrannte Toast und nicht das brennende Haus, erklärt die Psychologin das Problem.

Eine Panikstörung ist eine Art Angststörung, die zu wiederholten Panikattacken führen kann. Nach Angaben des National Institute of Mental Health leiden in den USA fast drei Prozent der Erwachsenen – vor allem Frauen – im Laufe eines Jahres an einer Panikstörung. Fast fünf Prozent der Erwachsenen in den USA erleiden irgendwann in ihrem Leben eine Panikattacke.

Eine Panikattacke beginnt schnell und erreicht in der Regel nach etwa 10 Minuten ihren Höhepunkt. Auslöser können traumatische Erlebnisse oder starker Stress sein, sie können aber auch ohne erkennbaren Anlass auftreten.

Laut Gallagher verwirren sie den Kopf. Das Gehirn versteht nicht, was vor sich geht.

Die Reaktionen der Betroffenen auf eine Panikattacke verschlimmern oft das bestehende Problem. Die Betroffenen beginnen, Situationen zu vermeiden, die eine Panikattacke auslösen könnten.

Wer diese Erfahrungen nicht toleriert und daraus lernt, läuft Gefahr, dass sie sich irgendwann wiederholen, so die Psychologin Thea Gallagher.

Nach Aussage von Gallagher ist die Expositionstherapie eine wirksame Behandlung von Panikstörungen (Panikattacken), insbesondere die so genannte interozeptive Exposition. Dabei setzt ein Psychiater Menschen in einer kontrollierten Umgebung den körperlichen Empfindungen aus, die mit der Angst verbunden sind, und reduziert so die Angst vor diesen Empfindungen. 

Beispielsweise kann eine Person, die bei Angst einen schnellen Herzschlag verspürt, gebeten werden, auf der Stelle zu joggen, um ihre Herzfrequenz zu erhöhen. Sobald die Betroffenen merken, dass ihnen nichts passiert, lässt die Angst vor dem schnellen Herzschlag mit der Zeit nach.

Auch wenn eine Panikattacke einem das Gefühl geben kann, einen Herzinfarkt zu erleiden, ist ein tatsächlicher Herzinfarkt ein medizinischer Notfall. 

Das häufigste Symptom sind Schmerzen in der Brust, aber bei Frauen sind andere Symptome wie Kurzatmigkeit, Übelkeit, Rückenschmerzen oder Kieferschmerzen etwas häufiger. Eine wissenschaftliche Erklärung der American Heart Association aus dem Jahr 2016 besagt, dass Frauen bei Herzinfarkten nicht ausreichend behandelt werden.

Gesundheitsexperten empfehlen Frauen und Männern, ihr Herzinfarktrisiko mit einem Arzt zu besprechen, damit Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte erkannt und behandelt werden können.

Aber auch Menschen ohne Risikofaktoren können eine gefährliche Herzerkrankung erleiden, warnt Dr. Glenn N. Levine, Chefarzt der Kardiologie am Michael E. DeBakey VA Medical Center in Houston. Im Zweifelsfall sollte man die Symptome also abklären lassen.

Das Risiko eines Herzinfarkts lässt sich durch eine herzgesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung verringern. Panikattacken können durch stressreduzierende Techniken wie Meditation und Yoga verhindert werden.

Quellen

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